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Die Macht des Zweifels

Titel: Die Macht des Zweifels
Autoren: Jodi Picoult
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an, halte seine Hände.
    Â»Ich komme mit.«
    Â»Ich wünschte, das ginge. Aber irgend jemand muß sich hier um deinen Vater kümmern.«
    Nathaniel schüttelt den Kopf. »Aber ich werde dich vermissen.«
    Â»Und ich werde dich vermissen«, sage ich sanft. »He, was hältst du davon, wenn wir einen Pakt schließen?«
    Â»Was ist denn das?«
    Â»Eine Entscheidung, die zwei Menschen zusammen treffen.« Ich probiere ein Lächeln. »Wir vereinbaren, daß wir uns gegenseitig nicht vermissen werden. Wie wär das?«
    Nathaniel sieht mich lange an. »Ich glaube, das kann ich nicht«, gesteht er.
    Ich ziehe ihn wieder an mich. »Ach, Nathaniel«, wispere ich. »Ich auch nicht.«

    Am nächsten Morgen klebt Nathaniel förmlich an meiner Seite, als wir ins Gerichtsgebäude gehen. Die Reporter, an die ich mich inzwischen fast gewöhnt habe, erscheinen mir heute wie eine grausame Folter.
    Sobald ich die Sperre der Doppeltüren hinter mir gelassen habe, übergebe ich Nathaniel an Caleb und haste zur Toilette, wo ich zunächst trocken würge und mir dann Wasser auf Gesicht und Handgelenke spritze. »Du schaffst das«, sage ich in den Spiegel. »Bring es wenigstens mit Würde hinter dich.«
    Ich atme ein paarmal tief durch und trete dann durch die Schwingtüren nach draußen, wo meine Familie auf mich wartet. Nathaniel versucht, an mir hochzuklettern wie an einem Baum. Als ich ihn hochhebe, kommt Fisher herbeigeeilt.
    Unsere Blicke treffen sich. »Einverstanden«, sage ich.

    Als Quentin den Gerichtssaal betritt, wartet Fisher dort schon auf ihn. »Wir müssen mit Richter Neal sprechen«, sagt er leise.
    Â»Ich lasse mich auf keine Absprache ein«, erwidert Quentin.
    Â»Ich wollte Ihnen auch keine anbieten.« Fisher dreht sich um und geht in Richtung Amtszimmer des Richters, ohne darauf zu achten, ob der Staatsanwalt ihm folgt.
    Zehn Minuten später stehen sie beide vor Richter Neal. »Euer Ehren«, beginnt Fisher, »wir warten jetzt schon so lange; es ist doch offensichtlich, daß die Geschworenen keine Einigung erzielen. Ich habe mit meiner Mandantin gesprochen … und falls Mr. Brown einverstanden ist, würden wir den Fall gerne Ihnen übergeben, so daß Sie über die Beweislage entscheiden und das Urteil sprechen.«
    Falls Quentin überhaupt irgend etwas erwartet hatte, dann ganz bestimmt nicht das. Er blickt den Verteidiger an, als ob der Mann den Verstand verloren hätte. Zugegeben, ein ergebnisloser Prozeß wäre niemandem recht, aber eine Entscheidung des Richters, der sich ausschließlich an die Buchstaben des Gesetzes hält, ist in diesem Fall für die Anklage sehr viel vorteilhafter als für die Verteidigung. Fisher Carrington hat Quentin gerade den Schuldspruch auf einem Silbertablett serviert.
    Der Richter starrt ihn an. »Mr. Brown? Was meint die Anklagevertretung dazu?«
    Er räuspert sich. »Die Anklage hat keinerlei Einwände, Euer Ehren.«
    Â»Gut. Dann werde ich die Geschworenen entlassen. Ich brauche eine Stunde, um die Beweislage noch einmal zu prüfen, und dann werde ich meine Entscheidung fällen.«

    Während ich meinem Sohn beim Spielen zusehe, ist es meine größte Angst, daß mich niemand mehr von meinem Sohn wegzerren könnte, wenn ich ihn jetzt noch einmal berühre.
    Als es an der Tür zum Spielzimmer klopft, fahren wir alle zusammen. Patrick steht verlegen in der Tür. Ich weiß, was er will, und ich weiß auch, daß er vor meiner Familie nicht darum bitten wird.
    Zu meiner Überraschung nimmt Caleb uns die Entscheidung ab. Er nickt Patrick zu, dann mir: »Na, geh schon«, sagt er.
    Und so spazieren Patrick und ich plötzlich über die verschlungenen Gänge im Untergeschoß, einen halben Meter Abstand zwischen uns. »Wie konntest du?« platzt es schließlich aus ihm heraus. »Bei einem neuen Geschworenenprozeß hättest du zumindest die Chance auf einen Freispruch gehabt.«
    Â»Und ich hätte Nathaniel und Caleb und dir und allen anderen das Ganze ein zweites Mal zugemutet. Patrick, es muß jetzt ein Ende haben. Egal wie.«
    Er bleibt stehen, lehnt sich gegen ein Heizungsrohr. »Ich hab nie wirklich geglaubt, daß du ins Gefängnis kommst.«
    Ich lächle schwach. »Bringst du mir ab und zu was vom Chinesen?«
    Â»Nein.« Patrick sieht nach unten auf den Boden
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