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Die Macht des Schmetterlings

Die Macht des Schmetterlings

Titel: Die Macht des Schmetterlings
Autoren: Matt Dickinson
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vorbereitete. Dann setzte sie sich mit einem kraftvollen, fließenden Sprung in Bewegung, ihre rechte Hand packte die schmale Kante über ihrem Kopf und übernahm ihr gesamtes Körpergewicht, als sie sich aus der Spalte herausschwang.
    Einen Herzschlag später spürte sie, wie ihre behandschuhte Hand ins Rutschen geriet, wie ihre kältestarren Finger umhertasteten, während ihr Körper über der Leere hing.

12
    Hinkley, Wiltshire, Vereinigtes Königreich
    Wills Kumpel Jamie radelte gerade entlang der Schleichwege hinter den Kleingärten zur Schule, als sein Handy in der Tasche seines Blazers ein ›Pling‹ von sich gab. Er zog das Nokia heraus und prüfte die Nummer auf dem Display, ehe er den Anruf entgegennahm.
    »Hi, Will.«
    »Wo steckst du?«
    Jamie fuhr schwankend aus der Allee heraus und konnte mit dem Handy, das er ans Ohr presste, kaum das Gleichgewicht halten.
    »Fast an der Schule.«
    »Wir gehen heute nicht zur Schule. Mein Vater hat seine Schlüssel hier liegen lassen.«
    »Ich kann heute nicht schwänzen. Ich muss meine Geografie-Arbeit abgeben.«
    »Vergiss deine Geografie-Arbeit. Es gibt etwas, das du dir anschauen musst.«
    »Was denn?«
    Will stellte sich stur: »Komm her.«
    Jamie beendete das Telefongespräch und beobachtete die Reihe von Jugendlichen, die der Schule entgegenströmten. Ein flaues Gefühl breitete sich in seiner Magengegend aus. Aber er konnte nicht leugnen, dass seine Neugier auf das, was seinen Kumpel in solche Erregung versetzte, geweckt worden war.
    Mit einem unterdrückten Fluch stieg Jamie wieder auf sein Fahrrad, fuhr in Richtung Stadtrand und schlug sich dann auf die Landstraßen, die zu Wills Haus führten. Mit einem breiten Grinsen auf den Lippen stand Will bereits in der Einfahrt.
    »Sieh dir das mal an.« Will ließ ein Schlüsselbund an seinen Fingern baumeln.
    Jamie folgte Will ins Arbeitszimmer seines Vaters. In diesem Raum war Jamie schon einmal gewesen, aber den hohen Metallschrank, der an der Wand festgeschraubt war, hatte er nie zuvor bemerkt.
    »Weißt du, was das ist?«
    Jamie zuckte die Schultern, während Will den Schlüssel ins Schloss steckte. Mit einem befriedigenden, metallischen Klicken schnappten die sieben Hebel des Schnappschlosses auf.
    Die beiden Jungen spähten hinein.
    »Wow! Ist ja irre.« Jetzt begriff Jamie, wovon sein Freund gesprochen hatte.
    »Hab ich dir doch gesagt.«

13
    Ashworth Village, Wiltshire, Vereinigtes Königreich
    Die Fluglinien-Pilotin Tina Curtis schaltete Radio Four ein, während sie in ihrem Audi TT durch das Dorf fuhr. Sie genoss das sinnliche Aroma der lederbezogenen Sitze und fuhr an dem makellos gepflegten Kricketfeld und dann am Kriegerdenkmal vorbei.
    Während der Fahrt stellte Tina fest, dass ihre Gedanken zu ihrem Mann wanderten, der im Augenblick als Mediziner für die Wohlfahrtsorganisation Africa Frontline Care in Malawi tätig war. Tina bewunderte ihn für das, was er tat, aber ein nagender Teil in ihr fragte sich, ob Martins Entscheidung, einige Zeit in Afrika zu verbringen, ein Warnzeichen für andere Probleme war: Sie waren beide Anfang vierzig, ihre Ehe musste auf die verbindende Wirkung von Kindern (nicht dass sie es nicht versucht hätten) verzichten, und vielleicht hatte er ihr ruhiges Leben in dem Dorf in Wiltshire, in dem sie zu Hause waren, einfach sattbekommen. Es war nicht unbedingt eine Midlife-Crisis, aber es war eine Midlife-Trennung, und das bereitete Tina in einer Weise Sorge, die sich schwer abschütteln ließ.
    Der Verkehr war dicht, und Tina ertappte sich dabei, wie sie immer wieder auf die Uhr an ihrem Armaturenbrett sah. Es war schon fünf Minuten nach neun.
    Sie ließ den Motor auf vollen Touren laufen, beschleunigte auf 85 oder gar 90 Meilen in der Stunde und ließ eine Reihe minderbemittelter Fahrer in ihren Mondeos und Minis hinter sich. Im Rückspiegel behielt sie dabei ein wachsames Auge auf mögliche Polizeikontrollen und drosselte ihr Tempo auf siebzig, als sie an der einzigen Kontrollkamera auf der Straße vorbeikam. Dann setzte sie zu einem letzten großen Spurt an, um einen Viehtransporter zu überholen, ehe die doppelspurige Straße auslief.
    Tina wusste, es würde ihre Fluggesellschaft in Schwierigkeiten bringen, wenn sie zu spät kam. Die Dienstpläne waren letzthin überstrapaziert worden, weil allzu viele Piloten sich krankgemeldet hatten, und ohne Zweifel würde es erhebliche Probleme mit dem Flugplan geben, wenn sie den Flieger nach Seattle verpasste.
    Sie musste um zehn
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