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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes
Autoren: Poul Anderson
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Archie?«
    »Ja. Ich glaube es wenigstens.«
    Rossman nickte. »Sonst wärst du heute abend nicht hierher gekommen.«
    »Was ist eigentlich los, Mister Rossman? Was ist passiert?«
    »Ich weiß es nicht, Archie. Das weiß kein Mensch.« Der alte Mann schüttelte langsam den Kopf. »Vielleicht wird endlich alles richtig.«
    »Sie wissen es nicht ...«
    »Nein. Das weiß kein Mensch. Aber vielleicht erfahre ich bald mehr darüber, wenn ich mit den Wissenschaftlern in meinem Institut spreche ...«
    »Sie fahren fort?«
    Rossman schüttelte lächelnd den Kopf. »Armer Archie. Diese Hilflosigkeit ist schrecklich, nicht wahr? Ich glaube manchmal, daß wir Menschen nur deshalb den Tod so sehr fürchten – nicht etwa darum, weil er so endgültig ist, sondern vielmehr deswegen, weil wir nichts gegen ihn tun können. Niemand kann ihn aufhalten.«
    Er runzelte nachdenklich die Stirn. »Ja«, sagte er dann, »ich spüre es auch. Und es ist nicht sehr angenehm. Die Nervosität und die Alpträume sind rein psychologisch bedingt, nehme ich an – aber die Gedanken! Ich habe mir immer eingebildet, meiner Familie und dem Land gut gedient zu haben, aber jetzt kommt es mir manchmal vor, als hätte ich mein Leben geradezu vergeudet.« Er lächelte nochmals. »Ich hoffe nur, daß ich das Ende dieser Entwicklung noch erlebe. Das müßte wirklich interessant sein!«
    Brock hatte Tränen in den Augen. »Was kann ich tun?« fragte er leise.
    »Tun? Leben. Von Tag zu Tag leben. Was kann ein Mensch sonst tun?« Rossman stand auf und legte ihm die Hand auf die Schulter. »Aber du mußt weiterhin denken, Archie. Solid und vernünftig, wie es zu deiner ganzen Art paßt. Laß dir nichts von anderen einreden, mach deine Fehler selbst, wenn es gar nicht anders geht. Nur so bleibst du unabhängig.«
    Brock hatte nicht alles verstanden, aber er nickte trotzdem. »Ich hätte mir gern ein Buch geliehen«, sagte er schüchtern. »Vielleicht kann ich jetzt eines lesen.«
    »Selbstverständlich, Archie. Komm, wir gehen in die Bibliothek und suchen eines für den Anfang ...«

4. Kapitel
    Einige Schlagzeilen aus der New York Times vom dreiundzwanzigsten Juni:
     
    PRÄSIDENT SIEHT KEINE GEFAHR IN BESCHLEUNIGUNG DER GEHIRNFUNKTIONEN
    »Ruhe bewahren und weiterarbeiten«, rät das Weiße Haus – Keine ernsthafte Gefährdung der Bevölkerung
    US-Wissenschaftler erforschen die Veränderungen
     
    MILITÄRPUTSCH IN ROTCHINA
     
    Neue Religion in Los Angeles gegründet
    Sawyer behauptet, ›Der dritte Baal‹ zu sein – Tausende nehmen an seinen Versammlungen teil
     
    USA stehen vor einer Rezession, sagt Professor Foster
     
    KURSSTURZ AN DER BÖRSE – WALL STREET ERNSTLICH BESORGT
     
    FESSENDEN FORDERT WELTREGIERUNG DURCH UNO
     
    Aufstand in einer Nervenheilanstalt
     
    Unruhen in Alabama und Georgia
     
    Bekannter Wissenschaftler veröffentlicht neue Theorie über Ursache der Veränderung
     
    Alle arbeiteten bis in die Nacht hinein, deshalb wurde es zehn Uhr, bis sich die Teilnehmer einer Besprechung einfanden, zu der Peter Corinth in seine Wohnung eingeladen hatte. Sheila hatte wie üblich Kaffee und Sandwiches vorbereitet; jetzt saß sie mit Sarah Mandelbaum in einer Ecke des Wohnzimmers und sprach leise mit ihr. Die beiden Frauen sahen gelegentlich zu ihren Männern hinüber, die eine Partie Schach spielten. Aus ihren Blicken sprachen deutlich Besorgnis und sogar Angst.
    Corinth spielte heute besser als je zuvor. Normalerweise waren er und Mandelbaum gleichstarke Partner, denn die sorgfältige Strategie des Physikers hatte den gleichen Erfolg wie die weniger überlegte Bravour des Gewerkschaftlers. Aber heute abend war der jüngere Mann zu geistesabwesend. Er trug Angriffe vor, die Capablanca begeistert hätten, aber Mandelbaum erkannte seine Absichten jeweils rechtzeitig und holte zu erbarmungslosen Gegenschlägen aus. Corinth seufzte schließlich und lehnte sich zurück.
    »Ich gebe auf«, sagte er. »Sie können mich ohnehin in ... äh ... sieben Zügen mattsetzen.«
    »Stimmt nicht«, antwortete Mandelbaum. Er zeigte auf einen Springer. »Wenn Sie hierher ziehen und dann ...«
    »Ja, natürlich, Sie haben ganz recht. Aber das ist eigentlich nicht weiter wichtig. Ich bin heute nicht in der richtigen Stimmung. Wo bleibt Nat?«
    »Er kommt bestimmt bald. Werden Sie nur nicht ungeduldig.« Mandelbaum setzte sich in einen bequemen Sessel und stopfte seine Pfeife.
    »Ich sehe nicht ein, wie Sie hier so ruhig sitzen können, während ...«
    »Während
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