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Die Macht des Geistes

Die Macht des Geistes

Titel: Die Macht des Geistes
Autoren: Poul Anderson
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leben?«
    »Nein, bestimmt nicht«, antwortete Brock sofort.
    »Das habe ich mir gedacht. Sie nützen die Gelegenheit aus und versuchen, die neue Wirklichkeit in Ihrem Sinn zu beeinflussen. Genau dieses Ziel haben meine Artgenossen ebenfalls vor Augen, Brock, aber es ist durchaus möglich, daß Sie mehr Erfolg dabei haben werden. Ich weiß es nicht und werde es wahrscheinlich nie wissen – dazu lebe ich bestimmt nicht mehr lange genug.
    Aber ich möchte Ihnen etwas erzählen. Ich bin im Raum gewesen – zwischen den Sternen –, und andere Expeditionen sind noch weiter vorgedrungen. Wir haben festgestellt, daß es überall in der Galaxis Leben gibt, das Ähnlichkeit mit dem der alten Erde hat: zahlreiche Formen, viele Zivilisationen, aber nirgendwo Menschen. Der durchschnittliche I.Q. des gesamten Universums liegt nicht viel höher als hundert, nehmen wir an. Wir wissen es nicht sicher, haben aber gute Gründe für diese Vermutung.
    Was sollen wir, die sogenannten ›normalen‹ Menschen, mit unseren seltsamen Fähigkeiten tun? Wo finden wir eine Aufgabe, die schwierig genug ist, die unseren Einsatz erfordert, auf deren Lösung wir mit Recht stolz sein können? Ich glaube, daß die Sterne uns darauf eine Antwort geben können. Das soll nicht heißen, daß wir ein Galaktisches Imperium begründen wollen oder daß wir als Schutzengel über andere Zivilisationen wachen werden, bis sie so schwach sind, daß sie nicht mehr auf eigenen Füßen stehen können. Nein, wir haben nichts dergleichen vor.
    Aber wir wollen eine eigene Zivilisation gründen, die ausschließlich zwischen den Sternen existiert. Wir werden nicht als Götter wirken – nicht einmal als Führer. Aber wir werden – zumindest einige von uns – Gelegenheiten schaffen. Wir wollen dafür sorgen, daß das Böse nicht allzu mächtig wird, und daß dort Grund zur Hoffnung bleibt, wo unter anderen Umständen alles verloren wäre. Wir haben nicht die Absicht, Schicksal zu spielen; aber vielleicht können wir das Glück verkörpern. Und vielleicht sogar die Liebe.«
    Lewis lächelte, als finde er seine hochfliegenden Pläne selbst ein wenig kindisch. »Aber das ist nicht weiter wichtig. Ich rede wieder einmal zu viel – eine alte Angewohnheit von mir.« Er wandte sich an Brock. »Um es ganz einfach zu sagen: wir – meine Artgenossen – werden nicht auf der Erde bleiben.«
    Brock nickte schweigend.
    »In Zukunft werden Sie also nicht mehr belästigt«, fuhr Lewis fort. »Und in einigen Jahren, wenn wir alle Vorbereitungen getroffen haben, verschwinden wir stillschweigend. Dann gehört die Erde Ihren Artgenossen und den Tieren. Es bleibt völlig Ihnen überlassen, wie Sie ihr zukünftiges Schicksal beeinflussen oder gestalten. Und wenn Sie ab und zu ein bißchen Glück haben – nun, das hat es schließlich schon immer gegeben.«
    »Danke«, flüsterte Brock heiser.
    »Sie sind weder mir noch anderen Dank schuldig. Diese Entwicklung entspricht nur dem logischen Verlauf der Dinge. Aber ich wünsche Ihnen und Ihren Freunden viel Glück.«
    Lewis stand auf und ging langsam auf sein Flugzeug zu. »Ich muß jetzt wieder fort.« Er blieb noch einmal stehen. »Sie entschuldigen hoffentlich, daß ich Sie vorhin belogen habe. Rossman hat mich nicht aus Neugier geschickt; er hätte einen Beobachter fragen oder selbst kommen können. Ich wollte mich selbst bei Ihnen umsehen, weil ... nun, Ihre Gemeinde bekommt bald ein neues Mitglied.«
    Brock sah ihn fragend an. Lewis nickte lächelnd.
    »Ich kenne Sie schon seit Jahren«, sagte er. »Sie hat ein tragisches Erlebnis hinter sich – vielleicht erzählt sie Ihnen davon, wenn sie sich eingelebt hat. Aber sie ist ein guter Mensch, und wir, die wir sie kennen, möchten sie glücklich wissen.«
    Die Metallfläche leuchtete wieder auf. Lewis gab Brock die Hand. »Auf Wiedersehen«, sagte er einfach und betrat das Flugzeug. Einen Augenblick später war der silberne Punkt im Blau des Himmels verschwunden.
    Brock senkte langsam den Kopf.
    Als er sich umdrehte, um wieder in das Haus zu gehen, fiel ihm auf, wie kalt der Wind plötzlich geworden war. Heute abend mußten sie ein Feuer im Kamin machen. Vielleicht tranken sie zur Feier der Ankunft des neuen Mitgliedes selbstgebrautes Bier, und Jimmy konnte Gitarre spielen, während sie alle sangen. Ihre Lieder waren rauh und lärmend, wie man es bei Pionieren in der Wildnis erwarten konnte, aber sie enthielten auch Wärme, Herzlichkeit und Freundschaft.
    In diesem Augenblick sah er sie
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