Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht des Feuers

Die Macht des Feuers

Titel: Die Macht des Feuers
Autoren: Vampira VA
Vom Netzwerk:
beugte sie sich über ihn, um ihm die Zähne ins Fleisch zu stoßen. Wenn sie ihn durch den Biß gefügig machte, konnte sie erfahren, wer ihn verwandelt hatte. Aber bevor sie dazu kam, begann die Dienerkreatur mit einemmal so unglaublich heftig zu zucken, daß es Lilith kaum gelang, ihren Gegner weiter am Boden zu halten.
    Sie schlug Mark ein weiteres Mal, doch er reagierte nicht. Seine Augen rollten in den Höhlen wie die Kugel beim Roulette. Er riß den Mund auf, entblößte seine Reißzähne und schrie wie am Spieß, als würde er unerträgliche Schmerzen erleiden. Grauschwarzer Rauch kräuselte sich aus seinem Rachen, ebenso aus den Ohren und den blutigen Nasenlöchern.
    Dann schlugen blauweiße Flammen aus seinen Augen. Fett verschmorte zischend. Feuerzungen strichen hungrig über das Gesicht der Dienerkreatur.
    Lilith sprang erschrocken auf und verfolgte, wie Mark von den Flammen in wenigen Augenblicken vollkommen eingehüllt wurde wie von einem Mantel aus Feuer. Er warf sich panisch von einer Seite auf die andere, versuchte sich aufzurappeln, aber die Flammen hatten die Muskulatur seiner Beine schon zerstört.
    Lilith war versucht, Mark von seinen Schmerzen, die er auch als Dienerkreatur noch verspürte, zu erlösen. Doch sie konnte ihre Aufmerksamkeit ihm nicht widmen.
    Wer immer Mark auf sie angesetzt hatte, wußte längst, daß die Dienerkreatur versagt hatte. Das Feuer, das genau in dem Moment in Marks Eingeweiden ausgebrochen war, als Lilith ihn sich gefügig machen wollte, war Beweis genug.
    Der Feind war in der Nähe. Und wartete wahrscheinlich nur darauf, daß Lilith sich eine Blöße gab.
    Als Marks Körper dem Feuer nach einer kleinen Weile keine Nahrung mehr bot, wurden die Flammenzungen rasch kleiner und verloschen schließlich ganz. Innerhalb knapp einer Minute war Mark nicht mehr von den übrigen verkohlten Toten, die in dem Gewölbe verstreut lagen, zu unterscheiden. Das gab Lilith einen Hinweis darauf, wie die Vampire umgekommen waren.
    Als nichts weiter geschah, wandte sie sich von den verbrannten Körpern ab und ging langsam in Richtung Treppe.
    Ihre Vorsicht machte sich bezahlt.
    Der Feind war in der Nähe.
    Als Lilith die Stufen erreichte, stand er plötzlich vor ihr. Großgewachsen, breitschultrig, hünenhaft, von Kopf bis Fuß in eine nachtschwarze Mönchskutte gehüllt, das Gesicht in den Schatten der Kapuze verborgen, versperrte er den Weg nach oben in die Kirche.
    Lilith sprang zurück und ging in Angriffshaltung.
    Der geheimnisvolle Mönch stieg die letzten drei Stufen in den Keller hinab und baute sich vor der Treppe auf. Nichts in seiner Hal-tung wies darauf hin, daß er Lilith als Gefahr betrachtete - was vielleicht sogar zutraf, wenn man bedachte, was mit Mark geschehen war.
    Er war einfach in Flammen aufgegangen.
    Drohte Lilith dasselbe Schicksal?
    Eine Weile standen sich die Halbvampirin und der Mönch in dem Gewölbe stumm gegenüber. Keiner von beiden regte sich. Es war, als würden sie sich gegenseitig abschätzen.
    Schließlich brach der Mönch das Schweigen. Mit einer Stimme, die klang, als würden Kieselsteine gegeneinanderreiben, fragte er: »Wer bist du?«
    »Mein Name Lilith Eden«, sagte die Halbvampirin. »Und du?«
    »Ich bin Nod«, sagte der Mönch nicht ohne Stolz.
    »Das ist deine Kirche, nehme ich an?«
    »Das war einst meine Kirche«, erwiderte Nod. »Als ich noch eine Gemeinde hatte, die meinen Worten lauschte. Anhänger, die zu mir aufblickten. Jünger, die alles für mich taten. Kinder, die an ihren Vater glaubten.«
    »Deine . Kinder«, sagte Lilith. »Wo sind sie geblieben?«
    Nod seufzte. Dann breitete er in einer Geste, die das ganze Gewölbe umfaßte, die Arme aus und sagte: »Sie sind alle hier. Mitten unter uns.«
    Lilith blickte hinüber zu dem Leichenberg, auf dem sich die Anhängerschaft des seltsamen Mönchs türmte. »Was ist mit ihnen geschehen?«
    »Die Seuche«, sagte Nod knapp.
    Lilith runzelte die Stirn. »Aber sie starben nicht an der Seuche. Sie sind verbrannt!«
    Er nickte. »Sie siechten vor meinen Augen dahin«, erklärte er mit ausdrucksloser Stimme. »Alterten schneller, als ich sie nähren konnte. Bald starben meine ersten Kinder, ohne daß ich etwas dagegen tun konnte, vergingen in meinen Armen. Mir wurde klar, daß es nur eine Möglichkeit gab, die Seuche zu besiegen, nämlich das Feuer. Das reinigende Feuer. Die Heiligen Flammen, die mir dereinst von der Macht hinter dem Tor anvertraut wurden, sollten den Keim des Übels
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher