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Die Macht des Feuers

Die Macht des Feuers

Titel: Die Macht des Feuers
Autoren: Vampira VA
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schwieg. Irgend etwas kam ihr an dem Bau sonderbar vor, doch sie konnte nicht genau sagen, was. Dennoch hatte sie das unbestimmte Gefühl, daß es wichtig war.
    Als Mark den Wagen auf den verwaisten Vorplatz der Kirche steuerte und anhielt, hatte sie es schließlich. »Fällt dir an dem Bau was auf?« fragte sie ihren Begleiter.
    Der junge Mann musterte erst die Kirche, dann Lilith. »Wenn ich ehrlich bin«, meinte er. »Nö. Was stimmt mit dem Schuppen denn nicht?«
    »Zum Beispiel, daß nirgendwo christliche Symbole zu sehen sind«, erklärte Lilith. »Keine Kreuze. Keine Jesusfiguren oder Abbilder von Maria am Eingang, wie es bei katholischen Kirchen eigentlich üblich ist.«
    Mark runzelte die Stirn. Er betrachtete das Gebäude durch die Frontscheibe von neuem und stimmte ihr dann zu. »Du hast recht«, sagte er. »Da sind wirklich keine christlichen Zeichen. Meinst du, das hat was zu bedeuten?«
    Lilith zuckte die Schultern. »Vielleicht. Vielleicht auch nicht. In jedem Fall werde ich mir den Bau mal näher ansehen. Kirchen haben mich schon immer brennend interessiert.«
    »Okay«, sagte Mark. Er tastete nach dem Griff der Fahrertür, um auszusteigen. »Gehen wir und nehmen den Schuppen unter die Lupe.«
    »O nein«, wehrte Lilith ab und schüttelte den Kopf. »Ich gehe und nehme den Schuppen unter die Lupe. Du bleibt hier und paßt auf, daß niemand die Autoreifen klaut.«
    Mark zog eine Grimasse. »Muß das sein?«
    Lilith nickte. »Wenn du deinen nächsten Geburtstag nicht in Gesellschaft von Elvis, Janis Joplin und Buddy Holly verbringen willst, schon.«
    »Du meinst, die Sache könnte gefährlich sein?«
    »Möglich«, sagte Lilith. »Und so lange ich das nicht sicher weiß, bleibst du hier im Wagen.«
    Mark grunzte enttäuscht. »Also, ehrlich gestanden habe ich mir unsere Vampirjagd ein wenig aufregender vorgestellt ...«
    Lilith schmunzelte, stieß die Beifahrertür des Mustang auf und stieg aus dem Wagen. Sie schlug die Tür zu und blickte über das Dach des Autos zur Kirche hinüber, die in der zunehmenden Dunkelheit irgendwie bedrohlich wirkte, wie sie sich dort mit der Rückseite an den Hang schmiegte, einem lauernden Raubtier gleich.
    Wie mochte es hinter den Mauern der Kirche aussehen?
    Sie wußte es nicht. Aber sie hatte vor, es herauszufinden.
    Lilith setzte sich in Bewegung und marschierte um den Ford herum über den Vorplatz zum Zaun. Das Holztor war verschlossen, der Schnee, der den Weg dahinter bedeckte, unberührt. Es sah so aus, als wäre die Kirche wahrhaftig verlassen.
    Lilith sprang mit einem Satz über das Tor und ging hinüber zum Eingang des Gotteshauses. Vor dem Doppelportal, über dem die lateinischen Worte »Ordo Sancti Benedicti« prangten, blieb sie stehen. Sie streckte ihre Hand nach dem Eisenknauf aus, der so kalt war, daß ihre Haut um ein Haar daran kleben blieb, und versuchte ihn zu drehen.
    Zu ihrer Überraschung war das Portal nicht verschlossen.
    Lilith stieß die rechte Türhälfte vorsichtig auf. Aus dem düsteren Innern der Kirche schlug ihr eine Woge abgestandener, nach Staub, Mäusekot und altem Holz riechender Luft entgegen. Sie gewann immer mehr den Eindruck, daß hier seit langer Zeit niemand mehr gewesen war.
    Und dennoch ...
    Etwas stimmte hier nicht. Lilith spürte es deutlich. Sie wünschte, sie wäre wie früher in der Lage gewesen, Vampire zu wittern, doch seit die Ur-Lilith sich im Garten Eden mit Gott versöhnt hatte, war für ihre Namensträgerin einiges anders geworden, und das nicht unbedingt in positiver Hinsicht.
    Doch was auch immer hier vorging, sie würde es nicht erfahren, wenn sie hier draußen stehenblieb. Darum trat sie nach einem letzten Blick auf Marks Ford über die Schwelle in die Church of the Cleaning Fire.
    *
    In der Kirche war es düster wie in einer Gruft. Erst jetzt fiel Lilith auf, daß das Gebäude keinerlei Fenster besaß, durch die Licht ins Innere fallen konnte. Hätte sie nicht Augen wie eine Katze besessen, hätte sie praktisch überhaupt nichts gesehen.
    Lilith ließ das Portal hinter sich offen stehen und ging weiter in die Kirche hinein, wobei sie ihren Blick forschend durch die Finsternis wandern ließ.
    War das Äußere des Gebäudes noch eindeutig als Kirche zu erkennen, so gab es im Innern des Baus kaum etwas, das darauf schließen ließ, daß dies ein Haus Gottes war. Wie draußen gab es weder Kreuze noch Darstellungen religiöser Szenen, und auch die für katholische Kirchen so typischen Marienbilder fehlten. Noch
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