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Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Titel: Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2
Autoren: Aufbau
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ist eine purpurfarbene Narbe erkennbar. Die vom Nähen stammenden Nadeleinstiche sind blass rosa und noch leicht verschorft. Sie hat die Wunde nicht nur eigenhändig genäht, sondern auch die Fäden selbst gezogen. Als Sechs aufschaut, verändert Sam verschüchtert seinen Gesichtsausdruck. Es gibt natürlich einen weiteren Grund, warum er bei uns bleiben will.
    Sechs beugt sich hinunter und holt eine gefaltete Landkarte aus ihrer Tasche. Am Fußende des Bettes zieht sie die Karte auseinander. »Genau hier«, sie zeigt auf Trucksville, »sind wir. Und hier«, fährt sie fort und bewegt dabei ihren Finger von North Carolina zu einem winzigen, mit roter Tinte markierten Stern im Zentrum von West Virginia, »ist die Höhle der Mogadori. Zumindest die, die ich kenne.«
    Ich sehe mir an, wo sie hinzeigt. Selbst auf der Karte ist erkennbar, dass der Ort sehr abgeschieden liegt. Anscheinend gibt es in einem Radius von fünf Kilometern keine Hauptstraße, in einem Umkreis von zehn keine Stadt.
    »Woher weißt du überhaupt, wo sich die Höhle befindet?«
    »Das ist eine lange Geschichte«, erwidert sie. »Die erzähl ich besser mal unterwegs.«
    Ihr Finger zeichnet eine weitere Route nach, bewegt sich von West Virginia in südwestliche Richtung, überquert Tennessee und stoppt an einem Punkt in Arkansas, nahe des Mississippi.
    »Was ist da?«, frage ich.
    Sie bläst ihre Wangen auf und atmet dann tief aus. Zweifellos erinnert sie sich an ein früheres Ereignis. Ihr Gesicht nimmt einen Ausdruck an, als befände sie sich in tiefster Konzentration.
    »Hier ist mein Kasten gewesen«, erklärt sie. »Und noch ein paar andere Dinge, die Katarina aus Lorien mitbrachte. Hier war er versteckt.«
    »Was meinst du mit ›war versteckt‹?«
    Sie schüttelt den Kopf.
    »Ist er nicht mehr da?«
    »Nein. Sie hatten unsere Spur verfolgt und wir konnten nicht riskieren, dass er in ihre Hände fiel. Er war bei uns nicht mehr sicher, also versteckten wir ihn und Katarinas Artefakte in Arkansas und flohen so schnell wir nur konnten, in der Hoffnung, dass wir ihnen entkommen würden …« Sie verstummt.
    »Sie haben euch gekriegt, nicht wahr?«, frage ich, im Wissen, dass ihre Cêpan Katarina vor drei Jahren gestorben ist.
    Sie seufzt. »Das ist eine andere Geschichte, die ich auch besser mal irgendwann unterwegs erzähle.«
    ***
    Ich brauche nur ein paar Minuten, um meine Sachen in die Tasche zu stopfen. Während ich das tue, erinnere ich mich an das letzte Mal, als diese Tasche gepackt wurde. Sarah hatte es getan. Nur anderthalb Wochen sind vergangen, doch sie kommen mir wie anderthalb Jahre vor. Ich frage mich, ob sie von der Polizei vernommen wurde oder nun in der Schule irgendeine besondere Position einnimmt. Welche Schule besucht sie überhaupt, nachdem die Highschool zerstört wurde? Ich bin sicher, dass sie alles übersteht. Dennoch kann es nicht einfach für sie sein, insbesondere weil sie keine Ahnung hat, wo ich bin oder wie es mir überhaupt geht. Ich wünschte, ich könnte sie kontaktieren, ohne uns gleichzeitig in Gefahr zu bringen.
    Sam schaltet den Fernseher wieder ein, auf altmodische Art mit der Fernbedienung, und sieht sich die Nachrichten an, während Sechs sich unsichtbar macht, um unseren Truck zu checken. Wir gehen davon aus, dass Sams Mutter das Verschwinden des Wagens bemerkt hat, was sicherlich bedeutet, dass die Polizei Ausschau nach ihm hält. Vor ein paar Tagen hat Sam dieNummernschilder eines anderen Trucks gestohlen. Vielleicht hilft uns das für eine Weile, bis wir unser Ziel erreicht haben.
    Ich stelle die gepackte Tasche neben die Tür. Sam lächelt, als sein Foto auf dem Bildschirm erscheint. Wieder derselbe Nachrichtenkanal. Ich weiß, dass er diesen kleinen Moment des Berühmtseins genießt, selbst auf die Gefahr hin, als Flüchtiger zu gelten. Dann wird wieder mein Bild gezeigt, gefolgt von Henris. Es zu sehen, zerreißt mir das Herz, auch wenn ihm die Zeichnung gar nicht ähnelt. Jetzt ist nicht der Zeitpunkt für Schuldgefühle und Trübsal, aber ich vermisse ihn so sehr. Es ist meine Schuld, dass er tot ist.
    Fünfzehn Minuten später kommt Sechs mit einer weißen Plastiktüte zurück. Sie hält sie hoch und schüttelt sie leicht. »Ich hab euch was mitgebracht.«
    »Was denn?«, frage ich.
    Sie fasst in die Tüte und zieht einen Haarschneider heraus. »Ich glaube, Sam und du könntet mal eine neue Frisur vertragen.«
    »Ach nöö, komm. Mein Kopf ist viel zu klein. Ich sehe dann bestimmt aus wie eine
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