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Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2

Titel: Die Macht der Sechs - das Erbe von Lorien ; Bd. 2
Autoren: Aufbau
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persönlich bei der Polizei abliefert.«
    »Ich bin schon mein ganzes Leben auf der Flucht«, sage ich und reibe mir erneut die Augen. »Wo ist der Unterschied?«
    »Tja, ich aber nicht, und auf mich ist ebenfalls eine Belohnung ausgesetzt«, sagt Sam. »Lumpige fünfundzwanzigtausend, ist das zu fassen? Und ich weiß nicht mal, wie gut ich mich als Flüchtiger mache. Ich bin’s noch nie gewesen.«
    Behutsam rutsche ich aus dem Bett; ich bin immer noch ein wenig steif.
    Sam lässt sich auf das andere Bett fallen und legt seine Hände vors Gesicht.
    »Aber du bist mit uns zusammen, Sam. Wir passen schon auf dich auf«, sage ich.
    »Ich mache mir keine Sorgen«, murmelt er in sich hinein.
    Sam macht sich vielleicht keine Sorgen, aber ich. Ich kaue auf der Innenseite meiner Wange herum und denke darüber nach, wie ich ihn in Sicherheit sowie Sechs und mich ohne Henri am Leben halten kann.
    Ich schaue zu Sam, der vor lauter Nervosität ein Loch in sein schwarzes NASA -T-Shirt bohrt. »Hör zu, Sam. Ich wünschte, Henri wäre hier. Ich kann dir gar nicht sagen, wie sehr ich mir das wünsche, und zwar aus verschiedenen Gründen. Er hat nicht nur für meine Sicherheit gesorgt, wenn wir von einem Bundesstaat in den nächsten zogen, sondern er wusste auch alles über Lorien und meine Familie. Außerdem hatte er diese erstaunliche Ruhe an sich, die uns lange Zeit vor Ärger bewahrt hat. Ich weiß nicht, ob ich je in der Lage sein werde, ebenso für unsere Sicherheit zu sorgen. Wenn er heute noch leben würde, hätte er dich sicher nicht mit uns kommen lassen. Auf keinen Fall hätte er dich dieser Gefahr ausgesetzt. Aber jetzt bist du hier und ich werde nicht zulassen, dass dir etwas geschieht. Versprochen.«
    »Ich möchte ja hier sein«, sagt Sam. »Das ist das Coolste,was mir je passiert ist.« Er macht eine kleine Pause und sieht mir dann in die Augen. »Außerdem bist du mein bester Freund. Und ich hatte noch nie einen besten Freund.«
    »Ich auch nicht«, antworte ich.
    »Na los, umarmt euch schon«, sagt Sechs. Sam und ich müssen lachen.
    Mein Gesicht ist immer noch auf dem Bildschirm. Das Foto, das da im TV zu sehen ist, hat Sarah an meinem allerersten Schultag geschossen – dem Tag, an dem ich ihr begegnet bin. Mein Gesichtsausdruck wirkt verlegen und hilflos. Auf der rechten Seite des Bildschirms sieht man jetzt kleinere Fotos von den fünf Personen, die wir angeblich getötet haben sollen: drei Lehrer, der Trainer der Jungen-Basketballmannschaft und der Hausmeister der Schule. Dann wechselt die Kamera zu Aufnahmen der zerstörten Schule – und … Mann … sie ist wirklich zerstört. Die ganze rechte Seite des Gebäudes besteht nur noch aus einem Trümmerhaufen. Im Anschluss kommen ein paar Interviews mit Bewohnern aus Paradise, zu guter Letzt sogar mit Sams Mutter. Als sie auf dem Bildschirm erscheint, ist sie tränenüberströmt und sieht direkt in die Kamera. Sie appelliert an die ›Kidnapper‹, dass sie ihr ›bitte bitte bitte ihr Baby zurückbringen‹. Als Sam dieses Interview sieht, spüre ich, dass sich etwas in ihm verändert.
    Als Nächstes folgen Filmausschnitte von den Beerdigungen und Kerzenmahnwachen der letzten Woche. Sarah erscheint auf dem Bildschirm. Sie hält eine Kerze, während ihr Tränen über die Wange laufen. In meiner Kehle bildet sich ein Kloß. Ich täte alles, um ihre Nummer wählen und ihre Stimme hören zu können. Es bringt mich fast um, mir vorzustellen, was sie gerade durchleidet. Das Video, das zeigt, wie wir aus Marks brennendem Haus entkommen – womit diese ganze Geschichte überhaupt erst begann –, ist über das Internet verbreitet worden.Trotz der Tatsache, dass ich auch für den Brand verantwortlich gemacht werde, tritt Mark vor die Kamera und schwört Stein und Bein, dass ich nichts damit zu tun habe, wenngleich es ihn völlig entlasten würde, wenn er mich als Sündenbock abstempelte.
    Nachdem wir Ohio verlassen haben, wurde die Zerstörung der Schule zunächst einem unverhofft aufgetretenen Tornado zugeschrieben. Doch dann durchkämmten Rettungsmannschaften die Trümmer und in kürzester Zeit wurden alle fünf Leichen in gleichem Abstand voneinander liegend gefunden. Ohne eine einzige Verletzung, noch dazu in einem Raum, der von dem Ganzen völlig unberührt geblieben ist. Die gerichtsmedizinische Untersuchung hat ergeben, dass sie alle eines natürlichen Todes gestorben sind und keinerlei Anzeichen von Drogen oder Traumata aufwiesen. Wer kann wissen, wie es
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