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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe
Autoren: Corrine Jackson
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bebte, und ich biss darauf. Ich machte mich an meinem Kaffee zu schaffen, leerte drei Zuckertütchen und vier Kaffeeweißer in den Keramikbecher. Früher einmal hatte ich, um überleben zu können, einfach keine Gefühle zugelassen. Das hatte erst aufgehört, als ich den Albtraum hinter mir gelassen hatte, der darin bestand,dass mein Stiefvater mich misshandelte und meine Mutter mich vernachlässigte. Meine neue Familie und Asher hatten mich verändert, hatten den Gletscher in mir zum Schmelzen gebracht. Wäre es nicht besser, einfach wieder dichtzumachen?, flüsterte eine Verräterstimme in mir. Macht Asher das nicht auch? Es war verführerisch, diesem Drang einfach nachzugeben – und doch: Ich hatte mich so sehr bemüht, mich zu ändern.
    Die Kellnerin trat an unseren Tisch, und wir bestellten. Ein paar Minuten darauf kamen unsere Gerichte, die wir lustlos betrachteten; wir waren einfach viel zu erschöpft. Ich hatte mir einen Salat bestellt und das Beste gehofft, aber beim Anblick des dick über den Salat verteilten Dressings verging mir der Appetit. Es war schon Wochen her, dass wir einmal lange genug haltgemacht hatten, um wirklich gut zu essen. Ich vermisste mit Käse überbackene Makkaroni, die leckeren, die bei jedem Bissen Käsefäden zogen. Und einen Mokka, auf dem sich mit Zimt bestreute Schlagsahne türmte. Und dick belegte Pizza. Meine Fantasie ging fast mit mir durch, bis ich meinen Kaffee trank und ihn beinahe wieder ausgespuckt hätte. Ich liebte Kaffee, aber selbst ich bekam diese Brühe nicht herunter.
    Asher gab einen Laut von sich, und seine Lippen verzogen sich zum Hauch eines Lächelns. Ich schmolz zu einer kleinen Pfütze unter dem Tisch zusammen. Wie hatte ich sein Lächeln vermisst! Lucy sah ihn neugierig an und vermutete bestimmt, dass er meine Gedanken gelesen hatte.
    »Sie schwelgt in Essensfantasien«, erklärte er meiner Schwester kopfschüttelnd. »Und zwar von der schamlosesten Art.«
    Ich wurde bis zu den Haarspitzen rot. »Halt die Klappe! Als würdest du dich keinen Fantasien über Essen hingeben.Ich bin bloß nicht so geschmacklos und stelle mir Crumpets und Tee vor!«
    Er schmiss eine Fritte nach mir. »Hey! Ich hätte dir nie mein Lieblingsessen verraten, wenn ich gewusst hätte, dass das später gegen mich verwendet wird!«
    Ich aß seine Fritte. »Deine Lieblingsgerichte bestehen aus lauter Weichei-Snacks. Als ich dich gefragt habe, welches Essen du vermisst, hatte ich gedacht, du würdest solche Machosachen nennen wie Steak and Potatoes.« Ich sah ihn finster an, aber in Wirklichkeit freute ich mich über die Frotzelei, auch wenn es nur um Essen ging.
    Selbst wenn es so aussah, als wären wir im selben Alter, war Asher schon seit vielen Jahren keine achtzehn mehr. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts reichte es den Beschützern, von den Heilerinnen wie Sklaven behandelt zu werden, und sie wehrten sich. Dann brach ein Krieg aus, und Asher hatte sich mit anderen Familienmitgliedern an der Schlacht beteiligt. Als er seine Schwester verteidigte, tötete er eine Heilerin und erfuhr dadurch ungewollt am eigenen Leib, was er als einen Fluch betrachtete: Beschützer konnten unsterblich werden, wenn sie eine Heilerin töteten und sie ihrer Energie beraubten. Allerdings kostete die Unsterblichkeit sie ihren Geschmacks-, Tast- und Geruchssinn – ein Schicksal, das alle unsterblichen Beschützer teilten und das die meisten hassten.
    Asher hatte ein, wie er sich ausdrückte, leeres Leben geführt, war durch die Jahre geschlafwandelt, bis er mir begegnete. Unser Bund hatte ihn verändert. Seine Sinne hatten sich allmählich wieder eingestellt und damit auch seine Sterblichkeit. Seit Jahrzehnten konnte er zum ersten Mal wieder Nahrungsmittel schmecken, konnte die Meeresluft riechen, und er hatte meine Berührungen genossen. Natürlich bedeutete die Rückkehr seiner Sinne auch, dass er sämtliche Schmerzen,die Francs Männer ihm zugefügt hatten, in aller Deutlichkeit hatte spüren müssen.
    Bei der Erinnerung daran platzte der kleine Traum vom Glück in mir. Jetzt mied Asher meine Berührungen. Es war nur zu verständlich, dass er mir dafür die Schuld gab, wie meine Fähigkeiten ihn verändert hatten. Aber was bedeutete das für uns beide?
    Ich räusperte mich und lenkte meine Gedanken weg von meinem Kummer und hin zum vergangenen Abend. Franc hatte gesagt, wenn ich »heimkäme«, könnte ich wieder mit meinem Vater zusammen sein. Sosehr mir eine Rückkehr nach Pacifica widerstrebte: Es war
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