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Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe
Autoren: Corrine Jackson
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sich nach Blackwell Falls geholt hatte, hatte sie ein behütetes Leben geführt. Seitdem hatte sie beide Elternteile verloren und ihr ganzes Leben hinter sich lassen müssen. Manchmal dachte ich, nun würde sie zusammenbrechen, doch sie überraschte mich jeden Tag aufs Neue mit ihrer Stärke.
    Asher nickte und wies mit dem Kopf zu dem Lokal. »Essen wir erst mal was.«
    Lucy schaute sich das Restaurant an und verzog das Gesicht. »Na, lecker! Mein Magen hat gerade schon protestiert, glaube ich. Das Fett und die Bakterien rieche ich ja schon von hier!«
    »Jetzt hab dich nicht so, du Weichei!«, neckte ich sie, rutschte zur Tür und stieg nach ihr aus.
    »Jaja, das sagst du jetzt, aber warte nur, bis du mich wegen einer schweren Lebensmittelvergiftung heilen musst!«
    Auch als wir den Parkplatz überquerten, zeterte sie noch herum. Und tatsächlich: Das Innere des Lokals war nicht viel ansprechender. In der Mitte des Raums saß eine Gruppe von Männern entlang eines Tresens, die Kaffee schlürften und auf den alten Fernseher starrten, der über der Durchreiche hing, durch die die Kellnerinnen die Bestellungen weitergaben und in die der kleine Koch Teller mit dampfenden Gerichten stellte. Die Sitznischen waren um die Bar angeordnet, von denen die meisten durch Lastwagenfahrer in Flanellhemden oderversprengt wirkende, ungepflegt aussehende Reisende belegt waren, die dringend einen Koffeinkick brauchten, ehe sie sich wieder auf den Weg machten.
    Wir stellten uns bei der einzigen Toilette an. Als ich an der Reihe war und hineingehen konnte, zuckte ich zusammen, denn ich wusste, Lucy würde ausflippen, wenn sie sah, wie dreckig sie war. Traurigerweise hatte ich in letzter Zeit schon Schlimmeres gesehen. Wenn man auf der Flucht etwas in den Magen kriegen wollte, musste man mit dem vorliebnehmen, was gerade im Angebot war; gute Hausmannskost gehörte definitiv der Vergangenheit an.
    Was haben wir doch von unserem Leben in Blackwell Falls schon alles eingebüßt, dachte ich. Ich vermisste unser Haus mit dem Buntglas in den Fenstern und dem Blick auf die Küste von Maine.
    Aus Angst, was ich erblicken würde, traute ich mich kaum, in den Spiegel zu sehen. Ich schminkte mich schon seit Ewigkeiten nicht mehr, da es auf mein Aussehen unter den Gegebenheiten nun wirklich nicht ankam. Meine tägliche Kluft bestand aus Jeans, Boots und T-Shirt. Anscheinend gab es Typen, die auf unscheinbare Gesichtszüge, Sommersprossen und krauses Haar abfuhren, denn Asher hatte mich schon in übelster Verfassung erlebt und mochte mich, wie ich war. Wenigstens hatte ich von meinem Vater die beeindruckende Körpergröße und die meerblauen Augen geerbt.
    Ich verließ die Toilette und trat beiseite, damit Lucy hineingehen konnte. Zwei Sekunden zögerte ich, bevor ich zu Asher zurückkehrte. Lange genug, um ihr angewidertes Stöhnen zu hören, als sie sah, wie versifft alles war.
    Aus strategischen Gründen hatte Asher einen Platz in einer Ecke ausgesucht, von der aus man den Parkplatz überblicken konnte. Außerdem war damit sichergestellt, dass sichniemand anschleichen konnte. Ich ließ mich ihm gegenüber nieder.
    »Ich habe mir gedacht, sobald wir einen Übernachtungsplatz gefunden haben, rufen wir mal bei Lottie an«, sagte er.
    Er wich meinem Blick nicht aus. Es war eher so, dass Ashers Blick leer wirkte, wenn er sprach, als hätte er sich tief in sich selbst zurückgezogen und die Tür hinter sich zugeschlagen. Zu Gelegenheiten wie diesen erwog ich, ihn anzufunkeln, um zu sehen, ob ich diesen Blick nicht durch einen anderen ersetzen konnte. Verzweiflung war schon etwas Hässliches.
    »Okay«, sagte ich leise. Mit meinen Augen bat ich um mehr.
    Gib mir etwas, Asher. Etwas, das mir sagt, du bist immer noch dabei und empfindest noch etwas für mich.
    Er hob seine Speisekarte, aber eigentlich hätte genauso gut der Grand Canyon zwischen uns liegen können. Schon seit Wochen ging er mir aus dem Weg, richtete es so ein, dass er nie allein war mit mir. Lange hielt ich das nicht mehr aus. Wir mussten das Problem angehen, schließlich konnten wir das, was kaputtgegangen war, nicht wieder in Ordnung bringen, wenn er nicht mit mir sprach.
    Laut fragte ich: »Meinst du, wir könnten heute Abend mal …«
    »Da ist Lucy«, unterbrach er mich. »Weißt du schon, was du bestellen möchtest?«
    Erleichterung huschte über sein Gesicht, als Lucy sich neben mich auf die Sitzbank drückte, und ich schätzte, er hatte meine Gedanken gehört. Meine Unterlippe
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