Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Macht der ewigen Liebe

Die Macht der ewigen Liebe

Titel: Die Macht der ewigen Liebe
Autoren: Corrine Jackson
Vom Netzwerk:
Bislang hatte sie zugehört, wenn Asher oder ich ihr Befehle erteilt hatten. Wir hatten aufgepasst, dass ihr nichts geschah, doch nun würde das anders laufen. Es wäre gefährlicher. Am liebsten hätte ich sie irgendwo versteckt, aber es gab keinen Ort, der weit genug weg war, um aus der Reichweite unserer Verfolger zu sein. Außerdem würde sie sowieso nicht zulassen, dass ich ihr eine Sonderbehandlung zukommen ließ. Nicht, solange unser Vater gefangen gehalten wurde und wir ihn retten konnten.
    Asher nickte. »Ich bin auch dabei.«
    »Okay«, sagte ich. »Dann haben wir einen Plan.«
    Es hätte mir ein gutes Gefühl geben müssen, einen Plan zu haben. Stattdessen verspürte ich eine beklemmende Vorahnung drohenden Unheils. Unsere Zeit in Kalifornien hatte nur Kummer und Schrecken für uns bereitgehalten. Was würde uns unsere Rückkehr bringen? Und wieso konnte ich nicht aufhören, mir zu wünschen, Gabriel stünde uns bei?

    Zwei Orte weiter entdeckten wir ein leeres Haus, in dessen Rasen ein Schild mit der Aufschrift »Zu vermieten« steckte. Ein wenig Internetrecherche hatte uns schon mehr als einmal dabei geholfen, eine Unterkunft zu finden. Häuser, aus deren Beschreibung hervorging, sie seien sofort beziehbar, waren genau das Richtige für uns. Schließlich standen solche Häuser oft leer. Das schlechte Gewissen darüber, bei jemandem einzubrechen, hatte ich schnell abgelegt, nachdem ich mir vor Augen gehalten hatte, was unsere Feinde mit Lucy machen würden, wenn sie sie erwischten.
    Zuerst hatten wir uns in Motels einquartiert, doch dort hatte man uns zu einfach aufspüren können. Drei Teenager,die ohne Eltern eincheckten, fielen nun mal auf. Im Oktober wären wir in einem Motel in North Carolina um ein Haar geschnappt worden, danach hatten wir unsere Strategie ändern müssen. Und wenn das hieß, dass ich meine Moralvorstellungen ändern musste, dann konnte ich damit leben.
    Das leer stehende, einstöckige Backsteinhaus im Tudorstil befand sich am Ende einer langen Gasse ähnlicher Häuser. Es stand weit genug von den Nachbarhäusern entfernt, sodass wir uns trauten, auf dem Weg durch die dunklen Räume unsere Campinglaterne anzumachen. Geräumig war es nicht: Es gab nur zwei Schlafzimmer, ein Bad, ein Wohnzimmer und eine Küche. Als wir unser Zeug auspackten, hallten unsere leisen Stimmen wider, und über die Wände glitten Schatten.
    Ich suchte mir ein Schlafzimmer aus und rollte auf dem bloßen Boden meinen Schlafsack aus. Normalerweise wartete ich, bis Asher sich eines ausgesucht hatte und breitete mein Lager dann neben seinem aus, aber angesichts der Art, wie er mir aus dem Weg ging, war das inzwischen eigentlich purer Schwachsinn. Durch den weißen Wandanstrich und das Fehlen jeglicher Möbel im Zimmer konnte man keinerlei Rückschlüsse auf die ehemaligen Bewohner ziehen. Ich konnte hören, wie Asher im Wohnzimmer seine Schwester am Handy begrüßte, bevor er es an Lucy weiterreichte.
    »Wie geht es ihr?«, fragte meine Schwester sofort. Ein paar Sekunden darauf bat sie: »Kannst du ihr ausrichten, dass ich sie vermisse und dass ich sie liebe?«
    Jedes Mal, wenn wir mit Ashers Schwester sprachen, stellte Lucy dieselben Fragen. Und jedes Mal verwandelte sich die Hoffnung in ihrer Stimme in maßlose Enttäuschung, weil Laura wieder nicht auf magische Weise aus dem Koma aufgewacht war. Ich sank auf meinen Schlafsack und betrachtete meine Hände, diese nutzlosen Glieder. Ich hatte meinerStiefmutter genauso wenig zu helfen vermocht wie meiner Mutter. Das lag an den Kopfverletzungen. Meine Mutter war ihren erlegen. Was, wenn Laura nie wieder aufwachte?
    Ich schlüpfte in den Schlafsack, streckte mich aus und starrte zu den Deckenbalken empor. Dann lockerte ich die Zügel, mit denen ich meine Gefühle sonst im Griff hatte. Zwei Minuten lang wollte ich mich einfach mal verstecken und trauern. Zwei Minuten, in denen ich nicht für Lucy so tun musste, als wäre alles okay. Zwei Minuten, in denen ich nicht darüber nachdenken musste, wie ich für Asher da sein konnte, wenn er es nicht ertrug, sich mit mir im selben Raum aufzuhalten.
    Ich spürte ihn, noch bevor er sprach, und ich wappnete mich gegen eine weitere Auseinandersetzung.
    »Du wolltest gar nicht mit Lottie sprechen?«, fragte er.
    Er stellte sich in den Türrahmen und stützte sich zu beiden Seiten ab. Seiner Miene nach zu urteilen, schien er sich nicht entscheiden zu können, ob er den Raum betreten sollte oder nicht. Und da ich keine weitere
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher