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Die Macht der Dunkelheit

Die Macht der Dunkelheit

Titel: Die Macht der Dunkelheit
Autoren: Jack Williamson
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wo sich eine Art Hügelkette aus zerschmettertem Gestein gebildet hatte.
    »Die Steine, die es nicht aufsog«, vermutete Schneefeuer. »Das Loch verschwand zu schnell, als daß es hätte alles schlucken können, das von ihm angezogen wurde. Die Trümmer, die es zurückließ, fielen in die Kluft zurück.«
    »Etwas bewegt sich!« rief Schwarzlicht, der durch das Fernglas schaute. »Es kommt die Schlucht entlang!«
    »Wasser!« stieß Schneefeuer hervor. »Die Kluft reicht bis zum Meer und das Wasser strömt nun ein!«
    »Jetzt ist sicher, daß wir Hilfe brauchen, um an die andere Seite zu kommen.« Schwarzlicht mußte brüllen, um über das näherkommende Rauschen gehört zu werden. »Mehr Hilfe, fürchte ich, als die Barbaren uns geben können.«
    Sie kletterten den Hügel wieder hoch und warteten auf der Kuppe. Während Schneefeuer ihren Übersetzer einstellte, betrachtete Schwarzlicht die Herankommenden durch das Fernglas. Sechs hagere Männer zogen wie Tiere den Schlitten. In ihren zottigen Pelzen, die allerdings nur bis zu ihrer Mitte reichten – oben waren sie bei dieser Kälte nackt! – sahen sie auch wie Tiere aus. Ihr langes helles Haar war schmutzig und verfilzt, ihre narbigen Gesichter rot von der frostigen Luft. Weiße Wölkchen bildeten sich aus ihrem keuchend ausgestoßenen Atem. Auf dem Schlitten saß eine schlanke junge Frau in sauberem weißen Pelz. Ihre Haut war schwarz – aber auf recht merkwürdige Weise. Als er das Glas schärfer einstellte, sah er helle Ringe um ihre Augen und bleiche verwischte Streifen auf den Wangen. Sie ließ knallend die Peitsche in ihrer Hand auf die nackten Rücken der ziehenden Männer sausen. Dem Schlitten folgten zu Fuß zwei hübsche junge Frauen, deren Gesichter noch seltsamer gefärbt waren. Eine war auf der rechten Hälfte schwarz, die andere auf der linken. Auch sie trugen weiße Pelzkleidung. In ihren Gürteln steckten Beindolche, und in den Händen hielten sie Speere mit Steinspitzen.
    »Das Schwarz ist nur Farbe«, sagte er zu Schneefeuer und reichte ihr das Fernglas. »Ich wundere mich über ihre weiße Haut. Ich dachte, die Menschen von der Erde wären etwas dunkler.«
    »Ich nehme an, die Eiszeit hat ihre Haut gebleicht. Die Pigmentation ist vom Klima abhängig. Ihr Nggongganer habt eine schwarze Hautfarbe entwickelt, als Schutz gegen eure heiße blaue Sonne. Unter dem hiesigen verschleierten Himmel würde zuviel Pigmentierung das lebenswichtige Ultraviolett abhalten. Aber die komische Färberei verstehe ich nicht.« Sie gab ihm das Glas zurück und er blickte wieder hindurch.
    »Die Frauen scheinen hier das herrschende Geschlecht zu sein«, brummte er.
    »Na und?« Sie zuckte die Schultern. »Ich kenne deine nggongganischen Vorurteile in dieser Hinsicht, aber wir brauchen ja nur ihre Hilfe, um das Raumtor zu erreichen.«
    »Sie scheinen mir die unterentwickeltste Art von Wilden zu sein«, protestierte er. »Viel zu rückständig, als daß sie uns groß von Nutzen sein können.«
    »Kulturen sind überall verschieden.« Sie griff nach dem Fernglas. »Man kann von einer kurzen Beobachtung keine gültigen Schlüsse ziehen. Diese Menschen mögen vielleicht noch mit Überraschungen aufwarten.«
    Als der Schlitten näherkam, breitete sie die Arme in der Geste des Friedens aus. Die Eingeborenen blieben etwa hundert Meter entfernt, außerhalb der Reichweite des Übersetzers, stehen. Durch das Fernglas sah Schwarzlicht, daß sie furchterfüllt auf ihn starrten.
    »Wir gehen ihnen entgegen«, bestimmte Schneefeuer. »Halte deine Hände offen sichtbar vom Körper fern. Und greif ja nicht nach dem Laser.« Als sie losgingen, schreckten die Eingeborenen zurück. Die Frau auf dem Schlitten ließ die Peitsche knallen, und ihre Zugmänner wendeten das Gefährt. Die beiden Speerträgerinnen deuteten mit ihren Waffen auf Schwarzlicht.
    »Sie haben Angst vor dir«, flüsterte Schneefeuer. »Vielleicht haben sie nie einen echten Schwarzen gesehen. Warte hier, ich gehe allein zu ihnen. Doch was immer auch kommt, benutze ja nicht den Laser. Ich dulde keine Gewalttätigkeit.«
    Unwillig blieb er stehen, während sie, immer noch mit ausgebreiteten Händen, weiterging. Als sie noch etwa zwanzig Meter vom Schlitten entfernt war, bedeutete die Frau ihr, stehenzubleiben.
    Er sah sie sprechen, aber sein Übersetzer nahm nichts auf. Die Frau winkte Schneefeuer heran, und die beiden Wächterinnen nahmen sie in die Mitte. Kurz darauf blickten sie alle in seine Richtung und die Mädchen
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