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Die Macht der Dunkelheit

Die Macht der Dunkelheit

Titel: Die Macht der Dunkelheit
Autoren: Jack Williamson
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während des kaum noch erträglichen Schütteins und Rüttelns und versuchte, sich Nggigi vorzustellen, die neue Sekretärin in ihrem nggongganischen Büro. Sie war schwarz, ernst und schön, und so tüchtig, daß sie sie zur Ausbildung zum Menschenfreund vorgeschlagen hatten. Vielleicht hätte er sie heiraten sollen, dachte er. Sie hatte ihn bewundert und verehrt und wäre ihm eine gute Frau gewesen, ihres Platzes an seiner Seite bewußt. Mit ihr hätte es keine Auseinandersetzungen über Verschiedenheiten der einzelnen Kulturen gegeben.
    Aber ihr Haar war nicht rot und ihre Augen nicht grün. Ein scheußliches Rucken der Sonde ließ seinen Kopf gegen die Kabinenwand schlagen, aber er spürte es kaum. Seine Gedanken waren bei der allerersten Rothaarigen, die er je getroffen hatte. Unter einer Gruppe von Andersweltlern war sie aus der Torkuppel gekommen. Ihre grünen Augen blickten interessiert um sich, und als sie ihn sah, blieb sie stehen und lächelte erfreut. Er war damals bestimmt nicht älter als drei gewesen, nackt und hungrig und zweifellos schmutzig. Die halbblinde Alte, bei der er aufwuchs, benutzte ihn als Köder. Er mußte betteln, damit sie unbemerkt Geldbörsen stehlen konnte. Das Mädchen trug keinen Übersetzer. Sie beugte sich zu ihm herab, murmelte sanfte unverständliche Worte, als der Polizist ihn packte. Die Alte ließ den soeben gestohlenen Geldbeutel fallen und versteckte sich in der Menge. Der Polizist schüttelte ihn und brüllte ihn an, bis das Mädchen ihm ihn aufgebracht entriß. Er erinnerte sich ihres süßen Körperdufts, der sauberen Weichheit ihrer weißen Haut und des seidigen roten Haars noch ganz genau. Als der Polizist weg war, kaufte sie ihm eine reife gelbe Steinfrucht und schenkte ihm eine ganze Handvoll Gong. Das Geld nahm ihm die Alte noch am gleichen Abend weg und schlug ihn, als er deshalb schrie ...
    »Wir werden angegriffen!« rief Schneefeuer über die Schulter zurück. »Duck dich, Blackie! Duck dich!« Die Sonde wirbelte wild. Schneefeuer kämpfte mit den Kontrollen und hatte keine Zeit mehr für ihn. Er wehrte sich gegen seine Verstimmung und versuchte erneut, ihre Tüchtigkeit zu bewundern und sie wieder als sein grünäugiges Ideal zu sehen. Aber er kam nicht gegen seine angeborenen Gefühle an. »Ich bin eben Nggongganer«, brummte er schließlich unwillkürlich. »Und werde es immer bleiben.«
    Die schrecklichen Drehungen und das Schütteln und Stoßen hörte endlich auf. Die Sonde setzte holpernd auf, die Düsen verstummten. Die plötzliche Stille war betäubend.
    »Hörst du es, Gunggee?« flüsterte Schneefeuer. Sie wischte sich ihr schweißüberströmtes Gesicht mit dem Ärmel ab. Er vernahm ein fernes eigenartiges Wimmern.
    »Sie kreisen hoch über uns. Wir müssen die Sonde zurücklassen. Nimm den Energetisierer und die Notausrüstung. Schnell!« Sie schlüpfte in die Riemen ihres Rucksacks und wartete, bis er hinaus in die eisige Dunkelheit gesprungen war. Schnee knirschte unter seinen Stiefeln. Er sah überhaupt nichts. Ehe er ihr noch heraushelfen konnte, stand sie bereits neben ihm.
    »Was sind die ...«
    Sie antwortete nicht auf seine Frage. »Wir müssen weg von hier«, drängte sie. »Wir befinden uns auf einer flachen Eisebene. Links sind Felsen. Wir wollen versuchen, dort Unterschlupf zu finden.« Sie marschierte ihm voraus in die Finsternis.
    Ehe sie fünfzig Schritt gekommen waren, stürzte etwas kreischend aus dem schwarzen Himmel hinter ihnen herab. Ein düsterer roter Blitz warf ihren Schatten auf den Schnee. Er blieb stehen und blickte zurück. Ein rotglühender Düsenstrahl war über ihrer Sonde zu sehen.
    »Komm schon!« befahl sie. Er stapfte ihr nach. Ein neuer roter Strahl schoß hinter ihnen herab. Vielleicht stammte er von der gleichen Maschine – oder was immer es war, die wieder zurückkam. Ihre langen Schatten tanzten und erstarrten, als der Strahl ihre Sonde traf. Ein zweiter Angreifer folgte, dann ein dritter. Das Heulen der herabtauchenden Düsen wurde zu Zischen, Dröhnen und schrillen Explosionen. Die Kakophonie erinnerte ihn an Aastlys, die er einmal über dem Kadaver eines Fastmenschen im nggongganischen Hochland hatte miteinander um die Beute kämpfen sehen. Aber Jagdflieger, dachte er, sollten sich nicht wie hungrige Tlys benehmen.
    Erneut heulte es am Himmel auf, und ein weiterer Angreifer kam geradewegs im Tiefflug auf sie zu. Das rote Glühen unter ihm flackerte über die Felsen und raste über das Eis zu
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