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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei
Autoren: Hans Dominik
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keinen Fall länger als bis zum Ablauf dieses Monats dauern.«
    »Hm… dann, also, meine Herren… dann wird man R. F. c. 1 zur geeigneten Zeit in England landen sehen.«
    Ein Adjutant trat ein und flüsterte dem Präsidenten ein Wort ins Ohr.
    »Gut, ich komme.«
    Der Präsident erhob sich, die Sitzung war beendet.
    *

Aus dem blauen Mittagshimmel schoß ein silbern schimmernder Punkt auf das Weiße Haus in Washington zu, wurde größer, zeigte die schnittigen Formen eines Regierungsflugzeuges und landete sanft auf dem Dach des Gebäudes.
    Als einziger Passagier verließ Dr. Edward F. Glossin die Maschine. Den linken Fuß beim Gehen leicht nachziehend, schritt er an den martialischen Gestalten der Wachtposten vorbei. Auf den Treppenabsätzen und in den Korridoren standen die baumlangen blonden Kerle aus den westlichen Weizenstaaten in ihren malerischen Uniformen.
    Im Vorzimmer traf der Doktor den Adjutanten des Präsidenten und ließ sich melden. Nur eine knappe Minute, dann trat der Gewaltige aus dem Sitzungssaal und stand vor ihm. Nach flüchtigem Gruß hieß er ihn in sein Arbeitszimmer mitkommen.
    »Wer ist Logg Sar?«
    Dr. Glossin fühlte die unbestimmte Drohung, die in der Frage lag, und trat einen Schritt zurück.
    »Logg Sar ist… Silvester Bursfeld.«
    Tiefes Erstaunen malte sich auf den Zügen Stonards.
    »Bursfeld… den die Russen gefangensetzten?«
    »Nein, sein Sohn. Der Vater hieß Gerhard.«
    »Mein Gedächtnis ist gut. Sie haben mir von einem Sohne Gerhard Bursfelds nie gesprochen. Warum nicht?«
    »Ich weiß es selbst erst seit drei Monaten.«
    »Und ich erfahre es erst heute?«
    Cyrus Stonard trat dicht an den Doktor heran. Ein Blick traf ihn, der sein Gesicht noch um eine Nuance blasser werden ließ.
    »Erklären Sie!«
    »Es war vor ungefähr drei Monaten… Ich hielt mich einige Zeit in Trenton auf, um in meinem Laboratorium im Hause einer Mrs. Harte an einem Versuch zu arbeiten. Eines Tages kommt ein junger Ingenieur, der in den Staatswerken von Trenton beschäftigt ist, zu Mrs. Harte und erkundigt sich nach ihren Familienverhältnissen. Dabei stellt sich heraus, daß der verstorbene Mann der Mrs. Harte ein Stiefbruder von Gerhard Bursfeld war.«
    »Ihre Erzählung scheint darauf hinauszuwollen, daß der junge Ingenieur der Sohn von Gerhard Bursfeld ist. Warum nannte er sich Logg Sar?«
    »Auf Logg Sar lauten seine Papiere. Für die Welt und für ihn beruht alles andere auf Vermutungen. Für mich ist der Beweis erbracht.«
    »Liefern Sie ihn mir!«
    »Sie erinnern sich an meinen früheren Bericht über die Sache, Herr Präsident. Heute kenne ich seine Fortsetzung. Nachdem Gerhard Bursfeld die unfreiwillige Reise nach Rußland gemacht hat, verschwindet er für immer. Seine Frau flieht mit ihrem kleinen Knaben. Unterwegs schließt sie sich einer Karawane an: Kaufleute, Priester und was sonst in Karawanen nach Mittelasien zieht. Die junge Frau ist den Strapazen des langen Weges nicht gewachsen. Irgendwo unterwegs wurde sie bestattet. Ein tibetanischer Lama, der in sein Kloster zurückkehrt, nimmt sich der Sterbenden an. Ihm übergibt sie ihren Knaben und macht ihm zur Not dessen Namen verständlich…«
    »Etwas schneller, wenn’s beliebt, Herr Doktor!«
    »Der Lama nimmt den Knaben mit in sein Kloster Pankong Tzo und erzieht ihn in den Lehren Buddhas. Als der Knabe vierzehn Jahre alt ist, besucht eine Expedition schwedischer Gelehrter das Kloster. Der junge Europäer fällt auf. Von einem der Mitglieder der Expedition, dem Ethnologen Olaf Truwor, wird er mit nach Schweden genommen, wird dort mit dessen Sohn zusammen erzogen und wird wie dieser Ingenieur…«
    Cyrus Stonard hatte während des Berichtes mechanisch allerlei Arabesken gemalt, wie es seine Gewohnheit war. Jetzt warf er den Bleistift unwillig auf das vor ihm auf dem Tische liegende Papier. »Weiter… weiter!«
    »Nur noch einen kurzen Augenblick Geduld, Herr Präsident. Die Kette schließt sich Glied an Glied. Auf einer Rheinreise, die er nach dem Abschluß seiner Studien macht, wird Logg Sar von einem alten Ehepaar angesprochen, dem seine überraschende Ähnlichkeit mit Gerhard Bursfeld auffällt. Die alten Leute sind mit Gerhard Bursfeld verwandt, haben ihn genau gekannt und sind von dieser Ähnlichkeit ebenso frappiert… wie ich es war, als Logg Sar mir das erste Mal vor die Augen trat. Ich glaubte damals, Gerhard Bursfeld so vor mir zu sehen, wie er dreißig Jahre früher in Iran vor mir gestanden hat. Die alten Leute machen
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