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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei
Autoren: Hans Dominik
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Sie sind zur Zeit in ärztlicher Behandlung.«
    MacMorland riß den Papierstreifen ab und legte ihn vor dem Professor auf den Tisch.
    »Das ist das Tollste vom Tollen. Was sagen Sie dazu?«
    Der Polizeichef lief aufgeregt hin und her. Auch Professor Curtis konnte sich der Wirkung der neuen Nachricht nicht entziehen.
    »Sie haben recht, Mr. Morland, es ist ein tolles Stück. Aber, Gott sei Dank, fällt es nicht in das Ressort von Sing-Sing und geht mich daher wenigstens beruflich nichts an. Es wird Sache der Luftwaffe sein, wie sie ihre Maschine wiederbekommt. Lieber noch ein paar Worte über Doktor Glossin. Ich hatte schon viel von ihm gehört. Heute habe ich ihn das erste Mal gesehen. Wo wohnt er? Wie lebt er? Was treibt er?«
    »Sie fragen viel mehr, als ich beantworten kann. Hier in New York besitzt er ein einfach eingerichtetes Haus in der dreihundertsechzehnten Straße. Daneben hat er sicher noch an vielen anderen Orten seine Schlupfwinkel…«
    »Ist er verheiratet?«
    »Nein. Obgleich er keineswegs ein Verächter des weiblichen Geschlechts ist. Mir ist manches darüber zu Ohren gekommen… Na, gönnen wir ihm seine Vergnügungen, wenn sie auch manchem recht sonderlich vorkommen mögen.«
    »Hat er sonst gar keine Leidenschaften?«
    »Ich weiß, daß er Diamanten sammelt. Auserlesene schöne und große Steine.«
    »Nicht übel! Aber ein bißchen kostspielig das Vergnügen. Verfügt er über so große Mittel?«
    »Es entzieht sich meiner Beurteilung. Ein Mann in seiner Stellung, mit seinem Einfluß kann wohl… lieber Professor, ich habe schon viel mehr gesagt, als ich sagen durfte und wollte. Lassen wir den Doktor sein Leben führen, wie es ihm beliebt. Es ist am besten, so wenig wie möglich mit ihm zu tun zu haben. Da Sie gerade hier sind, geben Sie mir, bitte, über die Vorgänge in Sing-Sing einen kurzen Bericht für meine Akten. Wir können nachher zusammen frühstücken.«
    *

Wie griechischer Marmor glänzten die Mauern des Weißen Hauses zu Washington in der grellen Mittagssonne. Aber ein dunkles Geheimnis barg sich hinter den schimmernden Mauern. Lange und nachdenklich hafteten die Blicke der Vorübergehenden auf den glatten, geraden Flächen des Gebäudes. Die politische Spannung war bis zur Unerträglichkeit gestiegen. Jede Stunde konnte den Ausbruch des drohenden Krieges bringen. Die Entscheidung lag einzig und allein dort hinter den breiten Säulen und hohen Fenstern des Weißen Hauses.
    Im Vorzimmer des Präsidenten saß ein Adjutant und blickte aufmerksam auf den Zeiger der Wanduhr. Als diese mit leisem Schlag zur elften Stunde ausholte, erhob er sich und trat in das Zimmer des Präsidenten.
    »Die Herren sind versammelt, Herr Präsident.«
    Der Angeredete nickte kurz und beugte sich wieder zum Schreibtisch, wo er mit dem Ordnen verschiedener Papiere beschäftigt war. Ein Mann mittleren Alters. Eine Art militärischen Interimsrockes umschloß den hageren Oberkörper. Auf einem langen, dünnen Halse saß ein gewaltiger Schädel, dessen völlig haarlose Kuppel sich langsam hin und her bewegte. Aus dem schmalen, durchgeistigten Asketengesicht blitzten ein Paar außerordentlich große Augen, über denen sich eine hohe und breite Stirn nach vorn wölbte.
    Das war Cyrus Stonard, der absolute Herrscher eines Volkes von 300 Millionen. Als er sich jetzt erhob und langsam, beinahe zögernd der Tür zuschritt, bot er äußerlich nichts von jenen Herrscherfiguren, die in der Phantasie des Volkes zu leben pflegen. Nur das geistliche Kleid fehlte, sonst hätte man ihn wohl für einen der fanatischen Mönchsgestalten aus den mittelalterlichen Glaubenskämpfen der katholischen Kirche ansehen können.
    Er durchschritt das Adjutantenzimmer und betrat einen langgestreckten Raum, dessen Mitte von einem gewaltigen, ganz mit Plänen und Karten bedeckten Tisch ausgefüllt war. In der einen Ecke des Saales standen sieben Herren in lebhaftem Gespräch, der Verteidigungsminister, der Minister für Auswärtige Angelegenheiten, der Finanzminister, der Chef des Generalstabes und die drei Oberkommandierenden der Armee, der Luftflotte und der Marine. Sie verstummten beim Eintritt des Präsidenten. Cyrus Stonard ließ sich in den Sessel am Kopfende des Tisches nieder und winkte den anderen, Platz zu nehmen.
    »Mr. Fox, geben Sie den Herren Ihren Bericht über die auswärtige Lage.«
    Der Minister des Auswärtigen warf einen kurzen Blick auf seine Papiere.
    »Die Spannung mit England treibt automatisch zur Entladung. Nach der
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