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Die Macht der Drei

Titel: Die Macht der Drei
Autoren: Hans Dominik
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Nehmen Sie die politische Polizei zu Hilfe und suchen Sie so gut Sie können. Das Finden liegt in Ihrem eigensten Interesse… Suchen Sie, Doktor!« Dr. Glossin stand in unsicherer Haltung vor dem Präsidenten. Zum erstenmal hatte er die ihm anvertrauten, so ungeheuer weitreichenden Vollmachten für die Zwecke einer Privatrache angewendet. Die Blankette und Vollmachten, die er in den Händen hielt, machten es ihm leicht, den jungen Ingenieur aufheben zu lassen. Bis dahin war alles in Ordnung. Aber daß er den Gefangenen sofort auf den elektrischen Stuhl brachte, entsprach nicht der Staatsräson. Solche Leute bewahrte Cyrus Stonard nach bewährter Methode an festen Orten auf und suchte hinter ihre Schliche zu kommen. Dr. Glossin raffte sich zusammen.
    »Ich bitte Sie, den Entschluß über Krieg oder Frieden um 24 Stunden aufzuschieben. So lange, bis ich wieder hier bin.«
    »Warum?«
    »Weil ich dann sicher sagen kann, ob Logg Sar und seine Gefährten das Flugzeug genommen haben oder nicht.«
    »Und wenn es mir aus anderen Gründen gefiele, daß englische Agenten es genommen haben? Die Zeit ist reif! Der Zwischenfall könnte mir gelegen kommen.«
    »Ich beschwöre Sie, Herr Präsident. Keine bindenden Entschlüsse, bevor wir nicht klarsehen.«
    »Was klarsehen?«
    »Wohin die Erfindung gegangen ist. Logg Sar im Bunde mit England…? Dann können wir den Kampf nicht wagen.«
    Der Staatschef schüttelte abweisend das Haupt.
    »Das halte ich für unwahrscheinlich. Was sollte er für Gründe haben, sich in politische Dinge einzumischen?«
    »Amerika hat ihn, in seinen Augen ohne ersichtlichen Grund, schlecht behandelt. Rache und Haß sind ungeheure seelische Antriebsmittel.«
    Cyrus Stonard blickte mißtrauisch auf den Sprecher. Dr. Glossin fuhr fort:
    »Das wären immerhin plausible Gründe dafür, daß Bursfeld sich nun an England wendet. Er würde dort sicherlich mit offenen Armen empfangen werden. Auf diese Weise könnte auch R. F. c. 1, vorausgesetzt, daß er die Maschine überhaupt entführt hat, in englische Hände fallen.«
    »Das muß umgehend festgestellt werden!« rief der Präsident erregt.
    »Ich übersehe die Lage noch nicht. Jedenfalls ist Sicherheit mehr wert als irgendeine Vermutung. In wenigen Stunden kann ich Sicherheit haben. Hat Bursfeld R. F. c. 1 nicht genommen, so ist er noch in den Staaten, und wir haben die Möglichkeit, ihn zu fassen. Solange er frei ist, bleibt er eine Macht, die wir fürchten müssen.«
    Ein Schweigen von zwei Minuten. Dann sagte Cyrus Stonard: »Ich erwarte Ihre Mitteilung im Laufe der nächsten Stunden. Unsere Presse und unsere Radiostationen sollen ihre Angriffe gegen England bis auf weiteres unterlassen. Versuchen Sie auf jede Weise, des Erfinders habhaft zu werden. Vermeiden Sie aber jegliche Differenzen mit anderen Staaten. Wir wollen dem Gegner keine Bundesgenossen werben.«
    Eine Handbewegung des Präsidenten, und Dr. Glossin war entlassen.
    *

Hinter dichten Bäumen verborgen, efeuumsponnen, stand in der Johnson Street zu Trenton das Häuschen, welches Mrs. Harte mit ihrer Tochter Jane bewohnte. Die Nähe der großen Staatswerke konnte man hier vollkommen vergessen. Die roten Backsteinhäuser der Straße lagen ausnahmslos in geräumigen Gärten. Die Straße selbst war reichlich zehn Minuten von den Werken mit ihrem geräuschvollen Verkehr entfernt. Sie lag auf der entgegengesetzten Seite des Ortes und mündete in einen schönen, von Nordwesten her direkt an das Städtchen stoßenden Laubwald.
    Mrs. Harte war Witwe. Ihr Mann war Ingenieur in den Staatswerken gewesen und durch einen unglücklichen Betriebsunfall ums Leben gekommen. Überhitzte Dämpfe eines geplatzten Dampfrohres hatten ihn derart verbrüht, daß sich sein Fleisch tot und weich von den Fingerknochen löste. Der Eintritt des Todes war nur eine Frage von Stunden gewesen. Er hatte noch ruhig nach Hause gehen und seine Frau schonend auf seinen Tod vorbereiten können. Nach zwei Stunden hatte er die Augen geschlossen. »Totale Verbrennung der ganzen Oberhaut, Erstickung infolge fehlender Hautatmung«, hatte das Urteil des Arztes gelautet.
    Das schreckliche Ereignis hatte Mrs. Gladys Harte vollständig niedergeschmettert. Monate hindurch fürchtete man für ihren Verstand. Nur ganz allmählich erholte sie sich von diesem Schlage. Doch in demselben Maße, wie ihre geistigen Kräfte sich wieder hoben, nahmen die körperlichen ab. Jetzt war sie fast den ganzen Tag an den Rollstuhl gefesselt, in der Pflege ihrer
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