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Die Luziferverschwoerung

Die Luziferverschwoerung

Titel: Die Luziferverschwoerung
Autoren: Verena Strobel
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Messern in der Hand durch die New Yorker Innenstadt torkelten.
    „Wie kommt es, dass ich dich noch nie zuvor getroffen habe und wir dann ausgerechnet beide das gleiche Ziel hatten“, er blickte mich von der Seite her interessiert an.
    Leider nicht die Art von Interesse, die ich gern gesehen hätte… Was denke ich hier eigentlich! Mann, ich muss das echt vergessen.
    Ich sah ihn mit leicht verschwommenen Blick an, und versuchte in seinen stahlgrauen Augen zu ergründen, ob er die Frage ernst oder doch nur rhetorisch gemeint hatte.
    Als er mich ebenfalls ansah, merkte ich, dass dies eine ernst gemeinte Frage gewesen war.
    Doch grade als ich den Mund öffnen und ihm eine Antwort geben wollte merkte ich, wie mich eine neue Welle der Übelkeit überkam.
    Ich drehte mich blitzschnell zur Seite und würgte. Mit einem verzerrten „Oh Scheiße!“ spukte ich eine weitere Ladung Erbrochenes auf den Asphalt.
    Hier in der Innenstadt war das kein Problem.
    Es kam oft vor, dass die Leute nach einem Kneipen Besuch ihr Essen nicht bei sich behalten konnten. Irgendwer würde das schon wegmachen…
    Als ich mich hustend wieder aufrichtete, bemerkte ich, dass Gabe mich besorgt und mitleidig ansah. „Wir sollten dich schnell behandeln“, murmelte er und zog mich am Arm in Richtung Columbus Ave. Da fiel mir auf, dass ich ja gar nicht wusste, wo wir hingingen.
    „Wo gehen wir denn eigentlich hin?“
    Er antwortete mir, während er seinen Schritt und somit auch meinen beschleunigte.
    „Wir gehen zu unsere Akademie. Es ist in der Columbus Ecke 96. Wahrscheinlich ist es dir nie aufgefallen, weil wir einen sehr wirksamen Zauberglanz um es herum gesponnen haben… Mit Zauberglanz sieht es einfach aus, wie ein Warenlager. Tja, und ohne sieht es eigentlich auch aus, wie ein Warenlager… Hm, aber von innen ist es anders! Na ja, du wirst schon sehen.“
    Er ging mittlerweile so schnell, dass ich nicht mehr mithalten konnte.
    Während er mich so neben sich her schleifte schien er seine ganze Umwelt völlig auszublenden.
    Plötzlich begann er zu singen!
    Aber nur ganz leise.
    So, als wäre er allein und ich würde nicht an ihm dranhängen.
    Er sang ein Lied, das ich nicht kannte, dass mir aber doch vertraut war.
    Ich konnte die Sprache nicht verstehen…
    Es war vermutlich Latein.
    Darin war ich nie gut gewesen.
    Den einzigen Satz, den mein Lehrer mir vermitteln konnte war
    „Manus manum lavat“. – Eine Hand wäscht die Andere.
    Seine Stimme klang etwas heiser, aber nicht weniger schön.
    Es war, als lauschte ich einer Geschichte, die ich verstand, auch ohne, dass ich die Wörter kannte.
    Doch eines konnte ich nicht unterdrücken. Vor meinem Geistigen Auge sah ich immer wieder einen Engel.
    Seine Flügel brannten und sein Gesicht war so voller Leid verzerrt, dass man die einstige Schönheit nur schwerlich erkennen konnte.
    Dicke schwarze Wolken stiegen von seinen Flügeln auf.
    Das Schwarz bildete einen extremen Kontrast zu den weißen Federn. Es tat mir unglaublich in der Seele weh, ihn so leiden zu sehen…
    Nein, es war nicht meine Seele.
    Es war etwas anderes, das mir sagte, dass diese Szene falsch war.
    Sie durfte nicht sein!
    Jemand musste etwas dagegen unternehmen.
    Aber ich spürte schon, dass diese Szene sich vor lange Zeit abgespielt hatte.
    Es war zu spät, um daran noch etwas zu ändern. Und dann fiel mir etwas Neues auf:
    Hinter dem Engel waren sieben andere Gestalten. Sie waren in gleißendes Licht getaucht.
    An ihrer Front stand ein einzelner.
    Er hatte etwas erhoben das wohl ein Schwert war.
    Es hatte starke Ähnlichkeit mit den Engelsschwertern.
    Nur war es länger und heller.
    Und dann begriff ich, dass dieses Bild wohl nichts anderes war, als die Abbildung des Höllensturzes. Der Tag an dem Luzifer von Michael und den anderen sechs Erzengeln hinab in die Hölle gestoßen worden war.
    Es gab viele Versionen dieser Szene, doch keine hatte mich so berührt wie diese.
    Auf jedem anderen Bild war Luzifer als ein Verräter dargestellt, den es freute, dass er die Hölle regieren durfte.
    Doch auf diesem Bild machte es doch sehr den Anschein, dass Luzifer am liebsten geblieben wäre.
    Aber wie kann es sein, dass ich dieses Bild hier vor mir sehe.
    Ich meine, alles was Gabe tut ist singen!
    Und doch spüre ich, dass das was hier grade geschieht wichtig ist.
    Es passiert nicht ohne Grund.
    Es passt alles zusammen.
    Ich weiß nur noch nicht, was meine Rolle in diesem Spiel ist…
    Aber ich denke, das werde ich noch erfahren.
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