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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Calsow
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einem Graben auf die beschriebenen Fahrzeuge. Es war der Abend des ersten Weihnachtstags. Holland feierte. Die Straßen waren leer. Nur der schwarze Van mit den Russen und der vor ihnen fahrende Kia mit Timoschenko fuhren mit hohem Tempo Richtung Osten. Auch sie verfolgten eine Peilung.
    Nie hätte er die Gruppe ziehen lassen dürfen, ohne zu wissen, wo sie sich befand, dachte Timoschenko. Die Satellitenübertragung funktionierte halbwegs, und aus Moskau bekam er eine gestochen scharfe Aufnahme eines Parks und einer Villa auf seinen Tablet-PC geschickt. Timoschenko hatte die Koordinaten in sein Navigationsgerät eingegeben – ein Fehler. Er hatte das Tempo reduziert, als er das Baustellenschild gesehen hatte, und war mit nunmehr 60 Stundenkilometern in die Gasse, die eineReihe Pylonen vorgab, gefahren. Den Knall hörte er noch, die Explosion erfolgte jenseits seines Bewusstseins.
    Die kleinen RPG-7 sind wohl die beliebtesten Raketenwerfer auf der ganzen Welt. Rebellen, Terroristen, aber auch reguläre Truppen schätzen diese zur Panzerabwehr konzipierte Waffe wegen ihrer Handlichkeit und Robustheit. Sie besitzt eine maximale Reichweite von 300 Metern. Das reichte, um den Innenraum des Vans in eine von Splittern und Brennstoffen erfüllte Hölle zu verwandeln. Der zweite Schütze war auf dem rutschigen Schnee am Hang ein wenig abgerutscht, eher er den Abzug seiner RPG betätigte. So traf der Gefechtskopf nur den Kofferraum des Kleinwagens. Dennoch war die Druckwelle so stark, dass der Wagen in die Luft gehoben wurde und erst fünf Meter weiter auf den Asphalt traf und seitwärts liegen blieb.
    Sie teilten sich die Aufgaben. Der eine Ukrainer kontrollierte, ob aus dem Van unter Umständen jemand lebendig herausgeschleudert worden war. Und tatsächlich lag ein Russe auf einer Leitplanke. Sein Körper brannte, er schrie. Eine Salve aus einer Kalaschnikow erlöste ihn. Flammen schlugen aus dem Wagen. Der Ukrainer sah, wie ein Insasse noch seine Hände hob. Er sparte sich die Munition. Er wusste, dass die Hitze den schon toten Mann zu dieser Bewegung zwang. Dann lief er die Autobahn hinunter, wo sein Kamerad bereits Timoschenko aus dem Wrack des Kleinwagens zog. Er blutete aus den Ohren und der Nase. Die Druckwelle schien innere Verletzungen in seinem Kopf verursacht zu haben. Bevor sie ihn zum Graben neben der Autobahn zogen, griff sich einer der Söldner das mobile Navigationsgerät, das auf dem Armaturenbrett befestigt war, sowie die Satellitenbilder, die im Innenraum verstreut lagen. Zehn Minuten später wusste der Auftraggeber, wo Regina Bachmaier und ihre Freunde das Bild suchten. Er lachte und beorderte dann seine Söldner nach Doorn.

Doorn, Niederlande, 25. 12., 23.15 Uhr
    Ein zu großen Teilen skelettierter Körper in einer Paradeuniform lag in dem Sarg. Übler, modriger Duft stieg ihnen entgegen.
    Jan beruhigte Regina. »Er ist schon seit über 70 Jahren tot. Er tut nichts mehr.«
    Regina ging mit vorsichtigen Schritten nach vorne. Jan sah sich den Mann beziehungsweise das, was von seinem Leib übriggeblieben war, mit medizinischer Nüchternheit an. Vor ihm lag der letzte deutsche Kaiser. Der über 13 Millionen seiner Landsleute in den Krieg geschickt hatte, von denen zwei Millionen diese Entscheidung mit dem Leben bezahlt hatten. Und das waren nur die eigenen Soldaten. 10 Millionen waren gefallen, wie es so euphemistisch hieß. Jan sah in die toten Augenhöhlen eines Schlächters. Nur so konnte er ihn bezeichnen, egal wie sehr er Kind seiner Zeit gewesen war. Er hatte keine Ruhe verdient, dachte er grimmig.
    »Er trug zuletzt einen Vollbart, weil er Angst vor Anschlägen hatte. Er wollte nicht, dass ihm ein Barbier die Kehle durchschnitt«, erklärte Poch mit einem Tuch vor der Nase.
    »Da drunter, heb ihn mal hoch«, rief Regina.
    Tatsächlich waren die Beinknochen nach oben gebogen. Jetzt erkannte auch Jan die seltsame Haltung. Er hob ihn empor, und da war sie: eine rechteckige Kassette aus schwerem und äußerst verbeultem Metall.
    »Wollen wir sie hier öffnen?«, fragte Regina.
    Poch stieß mit geblähten Augen Luft aus. »Werteste, das ist ein Kunstschatz. So etwas öffnet man nicht zwischen Tür und Angel.«
    Regina sah ihn böse an. »Aber vielleicht ist ja nichts drin.«
    »Unsinn, diese Kassette gehört da nicht hinein, sie ist nachträglich dort hineingelegt worden. Also nehmen wir sie und untersuchen sie auf dem Bauernhof.«
    Sie sah zu Jan, der seine Neugierde kaum bezwingen konnte.
    »Na ja, ein
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