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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Calsow
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antwortete der junge Köhn nur mit einem Kopfschütteln.
    Wer lange in Großstädten lebt, verliert zuweilen das Gefühl für den dort herrschenden permanenten Lärmpegel. Dieses Grundrauschen verinnerlichen Großstädter. Auch wenn Regina auf dem Land aufgewachsen war, hatten die Jahre in Wien ihr Gehör auf stadttypische Geräusche trainiert. Sie war in ihrer Kleidung eingeschlafen und nach zwei Stunden wieder aufgewacht. Hierwar alles still. Sie hatte sich ausgezogen, ausgiebig heiß geduscht und sich dann in einen übergroßen Pyjama von Jan geworfen. Er roch noch nach ihm. Erst war es ein Gefühl des Vertrautseins, dann aber rückten die ärgerlichen Momente des Streits in ihr Bewusstsein. Und so zog sie ihn wieder aus und tapste zu ihrer Tasche, um nach einem T-Shirt zu suchen. Dabei übersah sie eine kleine Stufe, die sich vor dem Bett befand, stolperte und fiel der Länge nach auf den Boden. Sie war zu müde, um sich abzurollen, und stürzte so mit großer Wucht mit dem Kopf auf den Eichenholzboden. Schmerz durchzuckte ihren erschöpften Körper. Mit einem Mal war sie hellwach. Sie fluchte mit gepressten Lippen, wollte keinen aufwecken und tapste leise vor sich hin zeternd zum Bad. Regina drehte den Wasserhahn auf kalt, wartete und hielt dann ein kleines Handtuch unter den Strahl. Sie vernahm eine Stimme und drehte den Kopf in alle Richtungen, weil sie nicht orten konnte, aus welcher Richtung die Stimme kam. Stille. Dann wieder die Stimme. Sie war weiblich und besaß definitiv einen strengen Unterton. War es Margot? Die Stimme kam von oben. Regina sah zur Decke. Der Raum hatte kein Fenster, nur eine leise vor sich hin blasende Lüftung, die kaum mehr als einen Quadratmeter maß, sog die Luft aus dem Raum. Regina stellte sich auf den Klodeckel und hielt ihren malträtierten Kopf nah an die Lamellen der Lüftung.
    »Dreh dich, du Dreckstück.«
    Regina hob die Augenbrauen. Was war das denn?
    »Streck ihn mir entgegen.«
    Der Schmerz an ihrem Kopf war wie weggeblasen, und das lag nicht an der Lüftung. Regina streckte ihr Bein zur Tür und löschte so das Licht im Badezimmer, um durch die Lüftung vielleicht etwas sehen zu können. Es gab für sie nicht einen Moment der Scham oder das Gefühl, Diskretion walten lassen zu müssen. Wer weiß, was man da sehen konnte. Sie war eben eine Ermittlerin, es diente der Sache. Und tatsächlich konnte sie durch das andere Badezimmer direkt auf das Bett im angrenzenden Schlafzimmer sehen. Sie erkannte eine Person auf einem Stuhl direkt vor ihr. Anhand der breiten Statur und des Hinterkopfs konnteRegina sie als Mann identifizieren. Zwei Meter vor ihm, direkt an der Bettkante, stand eine Frau mit hohen glänzenden Stiefeln, einer äußerst engen Korsage und einer Reitpeitsche. Mit dieser dirigierte sie eine junge Frau, die sich mit verbundenen Augen auf dem Bett positionierte. »Was die Reichen nachts so anstellen, um in den Schlaf zu finden«, dachte Regina amüsiert.
    »Spreiz deinen Po. Ich will dich sehen …«
    Regina hatte genug. Köhn junior schien tatsächlich ein visueller Mensch zu sein. Sie hüpfte vom Klodeckel und schlich müde und mit schmerzendem Kopf ins Bett. Sofort schlief sie ein. Sie träumte von Jan, von dem Ascheturm in Syrien. Sie schrie, schwitzte und wälzte sich. Erst als schon Licht durch die Jalousien ihres Raumes drang, schlief sie ruhiger.
    War sie wach? Etwas schien nicht zu stimmen. Sie öffnete die Augen und sah auf die Lichtstreifen, die sich durch die Jalousien des Fensters über das Parkett schoben. Regina gähnte, reckte sich, strampelte die Decke nach unten, schloss dabei die Augen, drückte ihren Rücken durch und ließ sich dann mit einem Grunzen wieder auf die Matratze fallen. Im letzten Augenblick hatte sie etwas an ihrer Seite bemerkt. Sie sah nach rechts und schrie auf.
    Seine Wangen waren eingefallen, die Ohren dagegen wirkten riesig. Er saß in einem modernen Rollstuhl. An seinem Arm war eine Infusion gelegt worden, neben ihm hing an einer Aluminiumstange ein Beutel mit Flüssigkeit, auf seinem Schoß lag ein Ordner mit Papieren.
    »Es ist eine dieser üblichen Legenden, dass Magenkrebs heilbar sein kann, nicht wahr?« Regina erkannte ihn sofort. Das war Köhn senior. Hastig zog sie die Decke über sich. Aber der Alte schien keinen Blick an ihren durchtrainierten Körper verlieren zu wollen.
    »Sie sind gestern Abend gekommen, ich hörte Sie noch mit meinem Sohn sprechen.«
    Regina fand ihre Sprache wieder. »Finden Sie nicht, dass
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