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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Calsow
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erkennen, ergriff ihre Hand und mit der anderen ihren Arm, so als seien sie alte Bekannte. »Verzeihen Sie, dass Sie warten mussten. Aber ich hatte noch ein paar Freunde hier, und diese Gesellschaft von jungen Alphatieren wollen Sie bestimmt nicht wirklich ertragen … Ach, stimmt ja …« Er sah sie belustigt an. »Mein Schreiben … Sie glaubten, einen alten Mann zu treffen. Ich muss Sie enttäuschen. Es war für mich die beste Möglichkeit, die gesamte Aufgabenstellung in einen Satz zu packen. Setzen Sie sich doch. Seien Sie mein Gast.« Er wies auf ein großes braunes Sofa, in dem Regina sofort bis zur Hüfte versank. Der Hausherr setzte sich in eine Art Yogasitz auf die andere Seite, beugte sich dann nach hinten, goss sich aus einer Teekanne dampfendes Wasser in ein rosa schimmerndes Glas und hielt es trotz der vermutlich starken Hitze in beiden Händen.
    Regina ging in die Offensive. Sie konnte Menschen bewusstlos schlagen, schwere Waffen bedienen und Sprengsätze entschärfen, aber so etwas wie Konversation oder Small Talk war ihr fremd, wenn nicht gar zuwider. Sie zog es immer vor, geradlinig ihr Ziel zu verfolgen. Zudem war sie müde und krank und wollte eigentlich nichts lieber als in das Bett, das sie eben noch so ehrfurchtsvoll betrachtet hatte. »Herr Köhn. Es ist sehr hübsch hier. Aber ich wüsste gern, um welche Aufgabe es sich genau handelt. Ichbin Privatermittlerin, und somit ist Zeit meist ein knappes Gut. Ich will also nicht unhöflich erscheinen, aber was kann ich für Sie tun?«
    Irgendwo schien ein Wasserfall zu plätschern. Die Geräuschkulisse wollte so gar nicht zu den großformatigen, düsteren Bildern an den Wänden passen. Köhn ließ sich mit der Antwort Zeit.
    Regina wurde ungeduldig. »Wie sind Sie denn überhaupt auf mich gekommen? Gibt es in Deutschland keine Privatermittler mehr?« Ihr Ton war eine Spur zu rau, aber Köhn schien das zu übergehen.
    »Wir haben eine gemeinsame Freundin, wenn Sie so wollen. Almut Moser, die Archäologin, der sie im letzten Sommer das Leben gerettet haben. Ich bin vor vielen Jahren mit ihr zur Schule gegangen.«
    Er ließ die Worte im Raum verklingen und trank in kleinen, vorsichtigen Schlucken aus der Tasse. Regina durchzuckte es. Die Ereignisse im Nahen Osten waren noch nicht so weit weg, als dass sie sie hätte sachlich verarbeiten können. Sie hatte mehrfach am Abgrund gestanden, war gequält, gefoltert worden, sollte in einem Meer aus Asche ersticken – gemeinsam mit eben jener Almut, die sie monatelang dort unten gesucht hatte. Wie ein Bluthund, der niemals die Fährte aufgibt, hatte sie sich in den Fall verbissen und war in ein Chaos ungeahnten Ausmaßes geraten. Sie hatte dort ihre Liebe Jan kennengelernt, aber auch Formen des Bösen, denen sie niemals zuvor begegnet war. Und das wollte etwas heißen, als ehemalige Kommissarin der Wiener Kriminalpolizei. Für den Bruchteil einer Sekunde ließ sie ihre Augen länger geschlossen, als es notwendig gewesen wäre.
    Aber Köhn bemerkte es. »Ich kann mir vorstellen, dass es die Hölle war«, kam es leise von der anderen Seite des Sofas.
    Sie schluckte, griff nach einer Flasche Wasser und goss sich etwas davon in ein Glas.
    »Frau Bachmaier. Almut hat mir nach ihrer Rückkehr von den Dingen da unten erzählt. Wir sind in einem Internat nahe Linz zur Schule gegangen, unsere Väter haben sich gut gekannt, undwir zwei waren befreundet. Nach ihrer Rückkehr trafen wir uns im Herbst in Wien. Sie war schwanger. Was mich sehr für sie gefreut hat. Denn einerseits sind wir alle in einem Alter, in dem das Kinderkriegen nicht mehr so leicht ist, und andererseits schien sie sich von der Manie der Graberei befreit und verliebt zu haben. Sie hatte nicht besonders viele Mittel. Ihr Vater, ein Bauunternehmer aus der Nähe von Linz, war mächtig sauer auf sie und hat sie wohl enterbt. Sie wollte mit ihrem Freund eine neue Existenz in Wien aufbauen und bot mir ein Geschäft an …«
    Regina versuchte, sich auf das Gesagte zu konzentrieren, merkte aber, wie ihr langsam die Kräfte schwanden. Sie musste wirklich bald schlafen, wenn sie sich nicht vor ihrem neuen Auftraggeber auf dem Sofa zusammenrollen und laut schnarchen wollte.
    »… mein Vater sammelt sogenannte Alte Meister. Bilder flämischer Maler aus dem 15. und 16. Jahrhundert. Das hat mich früher nie sonderlich interessiert. Ich bin Sportler und Unternehmer, aber vor einigen Jahren geriet ich beim Heli-Skiing in den kanadischen Alpen in eine Lawine. Ich
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