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Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)

Titel: Die Lilith Verheißung: Thriller (German Edition)
Autoren: Martin Calsow
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Siebis zum Frühstück hätten warten können? Ich meine, was wollen Sie hier bei mir?«
    Der Mann war an Krebs erkrankt, eine Chemotherapie schien noch nicht lange her zu sein. Sie hatte allerdings noch nicht viele Patienten in diesem Stadium gesehen. Für einen kurzen Moment wünschte sie sich Jan herbei, der ihr mit seiner Professionalität als Arzt sicher hätte helfen können.
    »Willkommen im Haus Ritterbusch. Bleiben Sie liegen. Nicht nur mein Krankheitsverlauf verbietet uns, verschwenderisch mit der Zeit umzugehen. Geht man den Weg, den der Krebs einem vorgezeichnet hat, so verliert man nicht nur das Gedächtnis, sondern auch Teile des Körpers. Sie haben mir den Magen entnommen, ein Stück des Darms hochgezogen, und jetzt bin ich genötigt, bis zu sieben kleine Mahlzeiten am Tag zu mir zu nehmen. Nicht schön, aber notwendig. Es hat auch positive Seiten: Dick werde ich in diesem Leben nicht mehr.« Sein Lachen glich eher einem Meckern. »Ich freue mich sehr, dass Sie der Bitte meines Sohnes nachgekommen sind. Ich hoffe, Sie haben alles zu Ihrer Zufriedenheit vorgefunden. Meine Schwester ist etwas ruppig, aber sie ist im Grunde ein herzlicher Mensch.«
    Regina war nicht nach Konversation zumute. »Bei allem Respekt: Was wollen Sie hier? Hat unser Gespräch nicht noch etwas Zeit? Dann würde ich mich nämlich gern anziehen und Sie nicht mit meinem schlechten Atem belästigen.«
    »Nun, Frau Bachmaier, Sie haben vollkommen recht. Ich schätze offene Worte. Als Unternehmer war ich zu oft von Speichelleckern und Günstlingen umgeben, als dass ich Ihre Art als unangenehm empfinden würde. Aber all das, was ich nun erzählen werde, unterliegt einer strengen Geheimhaltung. Und Zeit ist kostbarer für mich als Etikette. Ich möchte Sie bitten, die vor Ihnen liegenden Erklärungen zu unterzeichnen. Es ist eine reine Sicherheitsmaßnahme. Zu viele wollen über mich berichten und schmutzige Geheimnisse hervorkramen.«
    »Gibt es denn welche?«, fragte Regina, während sie sich erhob und am Rollstuhl des Alten vorbeidrängte, wohl wissend, dass er ihr trotz Krankheit und Alter auf den Arsch starren würde, währendsie zum Badezimmer ging. Der Alte war irre. Aber vielleicht konnte er etwas Interessantes zu diesem Fall beitragen. Sie spielte das Spiel lieber mit.
    Köhn legte den Kopf ein wenig in die Schräge und lächelte. »Noch ganz Polizistin, nicht wahr? Eine Schande, wie man Sie behandelt hat.«
    »Was meinen Sie genau, Herr Köhn?«, rief sie aus dem Badezimmer.
    »Nun, Sie töteten doch einst diesen Tschuschen, wie man in Ihrer Heimat sagt, diesen Balkanverbrecher. Das war doch der Grund für Ihre Suspendierung.«
    Regina wurde stutzig. Der Alte schien etwas über sie zu wissen. War der Auftrag nicht allein von seinem Sohn ausgegangen? »Es war ein mutmaßlicher Krimineller, richtig. Und darüber konnte man noch Wochen später ausführlich in der Zeitung lesen. Ich bin nicht überrascht. Sie oder Ihr Sohn und dessen Mitarbeiter scheinen einen guten Zugang zum Online-Archiv Wiener Medien zu haben.« Regina hatte sich einen Bademantel übergezogen und war in das Schlafzimmer zurückgekommen.
    Wieder lächelte Köhn. »Ich schätze Diskretion, und ich weiß gern, mit wem mein Sohn zusammenarbeitet. Wenn Sie wie ich und mein Vater im Krieg waren, wollen Sie dem Mann oder der Frau im Graben neben sich vertrauen können. Das hat er mir immer eingebläut. Ich nehme an, bei Polizistinnen ist das ähnlich.«
    Jetzt lächelte auch Regina. »Ich bin keine Polizistin mehr.«
    Der Alte ignorierte ihren Einwand. »Mein Name ist Heinrich Köhn. Ich bin der Vater des Mannes, der Sie gestern Abend so charmant begrüßt hat, und der Sohn des Heinrich Köhn senior, des Gründers des Ihnen wohlbekannten Konzerns. Der Geburtsort meines Großvaters war Anklam im heutigen Mecklenburg-Vorpommern. Dort kam er am 12. Juni 1900 zur Welt, überlebte den Ersten Weltkrieg an der Westfront. Ich wurde 1921 geboren und diente im zweiten großen Krieg unserer Nation. Ich will Sie nicht mit meiner Familiengeschichte langweilen, sie ist aber vielleicht wichtig für Ihren Auftrag.«
    Regina nickte, obwohl sie sich insgeheim fragte, ob der Sohn vom Sonderweg des Vaters wusste.
    »Nun, nach dem Zweiten Weltkrieg konnte ich im Spielzeughandel einige Gewinne erzielen, die mir meinen jetzigen unabhängigen Lebensstil ermöglichen. Damit hätten wir das ›Wer‹ beantwortet.«
    Schweigen erfüllte den Raum. Regina sah aus dem Panoramafenster. Aus einer
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