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Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Titel: Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)
Autoren: Richard Paul Evans
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mochte ich sie doch sehr. Sie hatte einen texanischen Akzent und nannte jeden »Süßer«. Das klingt vielleicht seltsam, ist es aber eigentlich gar nicht. Sie war total nett und hatte immer einen Vorrat an roter Lakritze in ihrer Speisekammer, weil sie wusste, dass ich rote Lakritze über alles liebte und meine Mutter mir nie Süßigkeiten kaufte.
    Ostin wurde noch nie in seinen Spind gestopft. Das liegt wahrscheinlich daran, dass er dicker ist als ich, was jedoch nicht heißt, dass Jack und seine Freunde ihn in Ruhe ließen. Das taten sie nicht. Genau genommen hatte er die größte Demütigung überhaupt von Jack und seinen Freunden über sich ergehen lassen müssen. Sie hatten ihn in aller Öffentlichkeit »enthost«, ihm also die Hosen nicht nur runter-, sondern gleich komplett ausgezogen. Das war eine der Lieblingsbeschäftigungen aller Highschool-Fieslinge: jemanden zu demütigen, indem man ihm die Hosen auszog und ihn dann dazu zwang, nackt oder in der Unterhose durch die Gegend zu laufen.
    »Wie ist es bei Dallstrom gelaufen?«, flüsterte Ostin.
    Ich schüttelte den Kopf. »Brutal.«
    Ich setzte mich, und Taylor Ridley, die an dem Tisch links von mir saß, drehte sich zu mir um und lächelte. Taylor ist Cheerleaderin und eines der hübschesten Mädchen der Meridian. Verdammt, sie ist das hübscheste Mädchen jeder Highschool auf der ganzen Welt. Sie hat ein Gesicht, das auf dem Cover einer Zeitschrift erscheinen könnte, lange, hellbraune Haare und große braune Augen, in der Farbe von Ahornsirup. Da ich hier total ehrlich sein möchte, gebe ich zu, dass ich vom ersten Moment an in sie verknallt war. Ich brauchte weniger als einen Tag, um das einzusehen, genau wie alle anderen an der Meridian.
    Taylor war immer nett zu mir. Anfangs hatte ich gehofft, sie wäre nett, weil sie mich mochte, doch sie ist nur einer dieser Menschen, die zu jedem nett sind. Nett hin oder her, ich spielte außerhalb ihrer Liga. So ungefähr tausend Kilometer außerhalb ihrer Liga. Folglich habe ich niemals irgendjemandem davon erzählt, dass ich in sie verknallt bin. Nicht einmal Ostin, dem ich sonst alles erzählte. Manche Träume sind einfach zu peinlich, um sie mit jemandem zu teilen.
    Wie dem auch sei, Taylor sah mich an und meine Tics gerieten völlig außer Kontrolle. So ist das, wenn man Tourette hat. Während ich mich hinsetzte, zwang ich mich, nicht mehr zu blinzeln, und holte mein Biologiebuch aus dem Rucksack. Das ist das Problem mit meinen Tics. Wenn ich mich wirklich anstrenge, kann ich sie für kurze Zeit unterdrücken. Aber ich schaffe es einfach nicht, sie komplett zu stoppen. Es ist wie ein ganz schreckliches Jucken. Eine Weile kann man es ignorieren, doch es baut sich so lange auf, bis man irgendwann doch anfängt zu kratzen. Ich habe einige Tricks auf Lager, mit denen ich versuche, meine Tics zu verstecken. So lasse ich manchmal einfach einen Stift fallen, und wenn ich mich dann bücke, um ihn aufzuheben, blinzele ich oder schneide wie verrückt diese Grimassen. Ich bin sicher, die Leute um mich herum halten mich für furchtbar tollpatschig, weil mir mein Stift manchmal vier- oder fünfmal während einer Unterrichtsstunde runterfällt. Wie auch immer, stellt mich zwischen Mr Dallstrom, Jack und Taylor, und ich blinzele im Takt einer kaputten Leuchtreklame.
    Poulsen machte weiter. »Okay, wir haben gerade über Elektrizität und den Körper gesprochen. › I sing the body electric ‹ , sagte der Dichter Whitman. Wer kann mir bitte erklären, welche Rolle Strom in unserem Körper spielt?«
    Er ließ seinen verhangenen Blick durch den Raum schweifen, deutlich enttäuscht angesichts der schwachen Begeisterung. »Meine Herrschaften, Sie sollten wissen, dass das Teil Ihres Tests morgen sein wird.«
    »Elektrizität treibt unser Herz an«, merkte das Mädchen mit der riesigen Zahnspange in der ersten Reihe an.
    »Kor-rekt. Und was noch?«
    Taylor meldete sich. »Er gibt Impulse an alle unsere Nerven und Gedanken.«
    »Das ist richtig, Miss Ridley. Und wo kommt diese Elektrizität her?« Er sah sich im Raum um. »Woher kommt die Elektrizität? Kommen Sie schon.« Es war gefährlich, wenn niemand antwortete, weil er genau dann Jagd auf diejenigen machte, die am seltensten richtige Antworten gaben. »Was meinen Sie, Mr Morris?«
    »Äh, Batterien?«
    Die ganze Klasse lachte.
    »Genial«, Poulsen schüttelte den Kopf. »Batterien. Gut, Mr Morris, vielleicht ist es an der Zeit, dass Sie Ihre mal wechseln, denn sie scheinen
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