Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Titel: Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)
Autoren: Richard Paul Evans
Vom Netzwerk:
hatte ich meine Finger noch rechtzeitig weggezogen, sonst wäre die Tür mit voller Wucht draufgeknallt. Ich fragte mich, ob irgendjemand meine Mutter anrufen würde, um ihr von dem Vorfall zu berichten. Ich hoffte nicht. Sie hatte einen dämlichen Job, den sie nicht ausstehen konnte, und ich wollte ihren Tag mit so was nicht noch schlimmer machen, als er ohnehin schon war.
    Nach gerade mal zwanzig Minuten sagte Miss Johnson: »Okay, das reicht. Ihr könnt gehen.«
    Ich steckte meine Bücher in den Rucksack und warf ihn über die Schulter. »Wir sehen uns morgen«, sagte ich zu Miss Johnson.
    »Ja, bis morgen, Michael«, antwortete sie freundlich.
    Außerhalb der Cafeteria waren die Flure leer bis auf die Putzkolonne, die jetzt überall herumwuselte und große breite Besen die gefliesten Gänge von oben nach unten vor sich herschob. Ich blieb an meinem Spind stehen und holte die Lakritzstange heraus, die ich dort nach dem Mittagessen verstaut hatte und auf die ich mich schon den ganzen Tag freute. Ich riss die Verpackung auf und biss ein leckeres zähes Stück davon ab. Wer auch immer Lakritze erfunden hatte, er war ein Genie. Denn ich liebte Lakritze fast so sehr wie Reis-Crispy-Kekse. Ich schwang den Rucksack über die Schulter, verließ die Schule durch den Südausgang und war froh, gleich endlich zu Hause zu sein.
    Ich kam gerade um die Ecke an der Schule, da tauchten Jack und seine Jungs, Mitchell und Wade, wie aus dem Nichts zwischen zwei Müllcontainern auf. Jack packte mich vorne an meinem Hemd. Ich ließ meine Lakritze fallen.
    »Du hast uns an Dallstrom verpfiffen, nicht wahr?«
    Ich sah zu ihm auf, meine Augen zuckten wie verrückt. »Ich habe ihm kein Wort gesagt.«
    »Ja, klar, du kleiner Schisser.« Jack schob mich rückwärts in einen stacheligen Busch. Spitze Dornen stachen mich in den Hals, die Arme und Beine. Die einzige Stelle, an der ich keine Dornen spürte, war da, wo mein Rucksack mich schützte.
    »Dafür wirst du bezahlen«, zischte Jack und deutete auf mich. »Pass auf!« Er drehte sich zu Mitchell um, der fast so groß war wie Jack, aber nicht so breite Schultern hatte und auch nicht so muskulös war. »Zeig ihm, was wir mit Petzen machen.«
    »Ich hab euch nicht verpetzt«, wiederholte ich. »Ich schwöre es.«
    Bevor ich aus dem Dornenbusch rausklettern konnte, zog Mitchell mich hoch und schlug mir mit der Faust ins Gesicht. Er traf mein Auge. Ich sah einen hellen Blitz und spürte sofort, wie mein Auge anschwoll. Ich legte meine Hand drauf und hatte Mühe, nicht das Gleichgewicht zu verlieren.
    »Hau ihm noch eine drauf!«, rief Jack.
    Die nächste Faust landete auf meiner Nase. Es tat wahnsinnig weh. Ich spürte, wie das Blut mir über die Lippe und das Kinn lief. Meine Augen tränten. Dann kam Jack auf mich zu und boxte mir rechts in den Bauch. Ich fiel auf die Knie, und mir blieb die Luft weg. Als es mir endlich gelang, meine Lungen wieder mit Luft zu füllen, fing ich an zu stöhnen. Ich konnte nicht aufhören, mit den Augen zu zucken.
    »Der heult wie ein Baby!« Mitchell lachte. »Heul doch, Baby, heul!«
    Dann kam Wade. Wade West hatte strohblonde Haare und eine schiefe Nase. Er war der kleinste und hässlichste von den dreien, was wahrscheinlich auch der Grund ist, warum er der fieseste war, denn er musste sich am meisten beweisen. »Ich schlage vor, wir enthosen ihn.« Das war Wades Spezialität. Mit Enthosen meinte er den ultimativen Akt der Demütigung. Letztes Jahr in der achten Klasse hatte Wade Ostin hinter der Schule enthost, ihm also die Hose und Unterhose vor der halben Schule ausgezogen. Ostin musste von der Hüfte abwärts nackt nach Hause laufen. Das hat er bis heute nicht überwunden.
    »Ja«, stimmte Mitchell zu, »das wird ihm eine Lehre sein, was es heißt uns zu verpfeifen.«
    »Nein!«, schrie ich und versuchte, mich auf die Füße zu kämpfen. »Ich hab euch nicht verpfiffen.«
    In diesem Moment schrie jemand: »Lasst ihn in Ruhe!«
    Taylor Ridley stand allein in der Nähe des Eingangs, in ihrem lila-goldenen Cheerleader-Outfit.
    »Hey, sieh an, die Cheerleaderin«, sagte Wade.
    »Du kommst gerade rechtzeitig, um uns dabei zuzusehen, wie wir diesen Typ hier enthosen«, sagte Mitchell.
    »Yeah, schwing deine Pompons für uns!« Jack lachte wie ein Verrückter. Dann erfand er seinen eigenen Jubelruf, den er für erstaunlich einfallsreich hielt. »Zwei, vier, sechs, acht, wen machen wir denn heute platt?«, und wieder lachte er. »Halt ihn fest!«
    Ehe ich
Vom Netzwerk:

Weitere Kostenlose Bücher