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Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)

Titel: Die Liga der Siebzehn: Unter Strom (German Edition)
Autoren: Richard Paul Evans
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überhaupt darüber nachdenken konnte zu fliehen, packten mich alle drei. Obwohl meine Nase immer noch blutete und ich kaum noch etwas durch das eine Auge sehen konnte, flippte ich völlig aus und versuchte, mich aus ihren Griffen, die mich fest wie Schraubzwingen hatten, herauszuwinden. Ich schaffte es, eine Hand freizubekommen, schlug Jack in den Nacken, erzielte aber nicht mehr als einen dumpfen Schlag. Er reagierte darauf, indem er mir aufs Ohr boxte.
    »Kommt schon, ihr Weicheier!«, schrie er Mitchell und Wade an. »Könnt ihr diesen Schwächling etwa nicht festhalten?« Sie drückten mich mit dem Gesicht nach unten auf den Boden. Das Gewicht von allen dreien presste mich fest ins Gras.
    »Dummer kleiner Streber«, sagte Mitchell. »Hast du geglaubt, du könntest uns verpfeifen, ohne dafür zu bezahlen?«
    Ich versuchte mich zusammenzurollen, damit sie nicht an meine Klamotten herankommen konnten, aber sie waren zu stark. Jack zerrte so lange an meinem Hemd, bis es zeriss.
    »Lasst ihn in Ruhe, oder ich rufe Mrs Shaw!«, rief Taylor. »Sie ist gleich hier drin.« Mrs Shaw war die Betreuerin der Cheerleaderinnen und unterrichtete Hauswirtschaft. Sie war eine Frau der leisen Töne, eine richtige Dame, die ungefähr so angsteinflößend war wie ein Wattebällchen. Wir alle wussten, dass sie natürlich nicht gleich hier drin war, sonst hätte Taylor sie sofort geholt.
    »Halt die Klappe!«, fauchte Jack.
    Als ich hörte, dass er so mit Taylor redete, rastete ich aus. »Du hältst besser deinen Mund, du Loser«, sagte ich zu Jack.
    »Du musst an deinen Manieren arbeiten, Blinzel-Junge.«
    »Und du könntest eine Mundspülung vertragen«, entgegnete ich.
    Jack packte mich an den Haaren und riss meinen Kopf herum. »Du wirst dir noch wünschen, du hättest dein Maul gehalten.« Wieder schlug er mir auf die Nase, und ein irrer Schmerz jagte durch meinen Körper. In diesem Moment geschah etwas in mir, und ich wusste, ich konnte es nicht länger zurückhalten.
    »Lass mich in Ruhe!«, schrie ich. »Ich warne dich.«
    »Oho«, sagte Wade. »Er warnt uns.«
    »Was willst du denn machen?«, fragte Mitchell. »Auf uns draufheulen?«
    »Nein, er wird seine Nase an uns abwischen.« Wade lachte. Er zog meine Schuhe aus, während Mitchell mich am Hosenbund packte und an meiner Hose zerrte. Ich versuchte immer noch, mich zusammenzurollen.
    »Hör auf, dich zu wehren«, riet Jack. »Oder wir ziehen dir alles aus und lassen dich nackt nach Hause rennen.«
    »Lasst ihn in Ruhe!«, schrie Taylor wieder.
    »Mitch, beeil dich und zieh ihm die Hose aus!«, brüllte Wade.
    Ich fühlte einen Zorn in mir hochsteigen, so mächtig, dass ich ihn nicht mehr kontrollieren konnte. Plötzlich durchbohrte ein scharfes, elektrisches Zischen die Luft, wie Eiswürfel, die auf eine heiße Herdplatte fallen. Ein Funke blitzte auf, und Jack und seine Jungs fielen laut schreiend nach hinten, wo sie wie Fische an Land zappelnd auf dem Rasen liegen blieben.
    Ich rollte mich auf die Seite und wischte mir mit dem Handrücken das Blut von der Nase. Wütend und mit hochrotem Gesicht richtete ich mich mühsam wieder auf. Kurz darauf stand ich über Jack, um dessen Mund sich Schaum gebildet hatte. »Ich habe dir gesagt, du sollst mich in Ruhe lassen. Wenn du mich jemals wieder anfassen solltest, wird es noch schlimmer werden. Hast du das verstanden? Oder willst du noch mehr?« Ich hob die Hand.
    Die Angst stand ihm ins Gesicht geschrieben. »Nein. Bitte nicht.«
    Ich drehte mich um und betrachtete die anderen Jungs. Beide lagen zitternd und wimmernd auf dem Boden. Um genau zu sein, jammerte Wade wie ein Baby und stöhnte: »Es tut weh ... es tut so weh.«
    Ich ging zu ihm hinüber. »Du kannst deinen Arsch darauf verwetten, dass es wehtut. Und das war nur der Anfang. Nächstes Mal, wenn ihr mich oder meine Freunde schikaniert, werde ich das hier verdreifachen.«
    Während die drei stöhnend und zitternd dalagen, setzte ich mich wieder hin, zog meine Schuhe an und schnürte sie zu. Dann erinnerte ich mich an Taylor.
    Ich blickte über die Schulter zur Tür, in der Hoffnung, sie wäre bereits reingegangen. Aber das war sie nicht. Und ihrem Gesichtsausdruck nach zu urteilen, hatte sie alles gesehen. Das war überhaupt nicht gut. Meine Mom würde mich umbringen. Aber dagegen konnte ich jetzt auch nichts mehr tun. Ich nahm meinen Rucksack und lief nach Hause.

5
    Das Offensichtliche verbergen
    A ls ich zu Hause ankam, war mein linkes Auge fast komplett
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