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Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1

Titel: Die Lieder der Erde - Cooper, E: Lieder der Erde - Songs of the Earth 1
Autoren: Elspeth Cooper
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milde. »Sobald er das Hexerzeichen trägt, wird er nie wieder an einem Ort der Anbetung willkommen sein. Er wird nie heiraten können, und seine Kinder werden niemals gesegnet und in den Glauben aufgenommen. Es wird ihn bis in sein Grab begleiten, zusammen mit dem Hass und Misstrauen seiner Nachbarn. Reicht das etwa nicht?«
    »Die Strafe für Hexerei ist der Tod.« Bei jedem Wort hieb sich Goran mit der fetten Faust in die Handfläche. »Wir dürfen davon nicht abweichen, weil der Angeklagte aus unseren eigenen Reihen kommt. Wer Corlainns Sünde begeht, muss auch Corlainns Strafe erleiden. Er muss verbrannt werden.«
    Wütende Stimmen kamen Goran zu Hilfe. Hände wurden geschwenkt, und Gesichter verzerrten sich. Hasserfüllte Worte stachen auf Gairs Ohren ein, aber er hielt den Blick fest auf den Präzeptor gerichtet. Sein Eingreifen war das Einzige, das ihn vor dem Feuer retten konnte.
    Bitte lass mich nicht sterben .
    Ansel hob die Hand und bat um Ruhe, aber niemand beachtete ihn. Von den Bänken zu beiden Seiten der Halle wurden Forderungen geschrien, die die Luft erfüllten. Ansel runzelte die Stirn und hämmerte so heftig mit dem Ende seines Stabes auf den Boden, dass es sich wie das Läuten der Sakristeiglocke anhörte.
    »Ich habe das Urteil gesprochen!«, brüllte er. »Es ist die Aufgabe des Rates, einen Schuldspruch zu fällen. Danach spreche ich mein Urteil, und das habe ich soeben getan. Es reicht !«
    Der Lärm der Kurie ebbte zu einem wütenden Murmeln ab und wich schließlich einem mächtig missbilligenden Schweigen. Goran blieb vor der untersten Bank stehen und sah Ansel böse an.
    »Bei der Pracht der Göttin.« Ansel stellte den Stab zwischen seine Füße. »Ihr seid Schüler Endirions, meine Brüder, und nicht etwa ein Rudel ungebärdiger Schulkinder. Geht nun mit der Göttin. Die Ratsversammlung ist beendet.«
    Weiteres stures Protestgemurmel veranlasste den Präzeptor dazu, sich ins Sonnenlicht vorzubeugen. Er kniff die Lippen zu einer dünnen Linie zusammen, und in seinen blauen Augen blitzte es. »Ich sage euch, es ist genug!«
    »Es ist noch lange nicht genug, Ansel.« Goran zeigte mit dem Finger auf ihn. »Das wird ein Nachspiel haben.« Er stapfte auf die Tür zu, und seine Anhänger drängten sich um ihn. Raschelnd erhoben sich die restlichen Hierarchen von den Bänken und folgten ihnen schlurfend.
    Gair sackte gegen das Geländer. Es war vorbei, und er lebte noch. Irgendwie. Doch bevor er diesen Gedanken genießen konnte, hatten ihn die Marschälle auch schon losgebunden und schritten mit ihm über den Marmorboden. Er warf einen Blick zurück, aber Ansel hatte sich bereits von ihm abgewandt.
    Draußen im Vorraum drängte ihn seine Eskorte durch eine Seitentür und dann einen sanft abfallenden, fensterlosen Korridor entlang. Er mündete in einen kreisrunden, kaminähnlichen Hof, der mit geborstenen und geschwärzten Steinplatten ausgelegt war und in der Mitte eine Vertiefung für den Pfahl besaß. Das war der Verräterhof, in dem der Häretiker Corlainn für seine Sünden in den Gründungskriegen bezahlt hatte. Bald würden die Bewohner von Dremen hierherkommen und einen anderen Hexer oder eine Hexe brennen sehen. Die Tribünen an den Wänden waren leer und boten einen Blick hinunter auf einen versengten Holzblock, an den einige Lederriemen genagelt waren. Daneben stand eine Kohlenpfanne, die von einem gedrungenen Mann bewacht wurde, der die Schürze eines Hufschmieds, aber kein Hemd trug. Über der Kohlenpfanne tanzte die heiße Luft. Das Eisen, das tief in die Kohlen gebohrt war, glühte fast bis zum Griff kirschrot. Verzweiflung breitete sich in Gairs Bauch aus, als er hinaus ins Sonnenlicht geschoben wurde.
    Einige Fuß von dem Schmied entfernt stand eine Gestalt, die Rüstung und Waffenrock eines Marschalls trug. Goldfäden umrahmten das Abzeichen des Panzerhandschuhs auf seiner Brust, und er trug die goldenen Kordeln eines Vorstehers am Oberarm.
    Die Marschälle nahmen Haltung an. Bredon erwiderte ihren Salut mit einem Nicken. Seine dunklen Augen betrachteten Gair ohne jede Gefühlsregung.
    »Bitte, Herr …« Bitte tut es nicht .
    Die Falten, die von der Hakennase zum Mund verliefen, wurden noch ein wenig tiefer. »Ist der Gefangene bereit zum Vollzug des Urteils?«, fragte Bredon.
    Der Schmied nahm Gairs Kopf zwischen seine schwieligen Hände und drückte ihm die Lider nach oben. Gair riss den Kopf zur Seite, als das Sonnenlicht in seine Augen stach. Dann kniff der Schmied ihn so
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