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Die Liebeslist

Die Liebeslist

Titel: Die Liebeslist
Autoren: ANNE O'BRIEN
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persönlichen Dingen zuwandte. Hugh nutzte die Gelegenheit der langen Bekanntschaft beider Familien, um das heikle Thema, das er am Vorabend noch so geschickt umschifft hatte, erneut anzuschneiden. Er wusste zwar, dass Gervase sich zieren würde, sprach die Sache bei Tageslicht jedoch trotzdem an.
    „Du brauchst ein Weib, Ger.“
    „Weiß ich“, lautete die lakonische Antwort. „Gilt für dich genauso.“
    Aha! Daher wehte der Wind: Antäuschen und parieren, um den Gegner abzulenken! De Mortimer beschloss, das Spielchen mitzuspielen. „Nein, keineswegs. Ich war über zwanzig Jahre verheiratet und habe zwei wackere erwachsene Söhne als Erben, beide inzwischen mit eigenen Familien. Die tragen den Namen weiter und werden die Mortimer-Güter schon führen. Ich habe Joanna sehr geliebt. In meinem Alter möchte ich keine andere Frau mehr. Inzwischen bin ich zu sehr Eigenbrötler, als dass ich mich noch nach den Bedürfnissen und Wünschen einer neuen Gemahlin in meinem Hause richten könnte. Dazu gehe ich viel zu gern meiner Wege.“
    „Nicht mal eine, die dir in kalten Nächten das Bett wärmt?“ Gervase schielte hinüber zu dem Älteren, der trotz seiner Jahre immer noch so burschikos und robust wie ein Jüngling wirkte. Die grauen Fäden im Haar, die feinen Fältchen an Augen- und Mundwinkeln täuschten.
    „Wenn mir nach so was ist, gibt es andere Möglichkeiten. Beispielsweise eine sehr anschmiegsame Kaufmannswitwe in Hereford. Der wäre nichts lieber, als meine ständige Bettgenossin zu werden. Da bräuchte ich nur zu lächeln und mit dem Finger zu schnipsen. Nein, nein, das Eheversprechen, das werde ich wohl nicht mehr ablegen. Aber wir kommen vom Thema ab …!“ Sein Blick wurde schärfer und durchbohrte Gervase regelrecht. Der nachfolgende Ratschlag war von brutaler Offenheit. „Denk dir nur, ich wäre dein armer verblichener Vater. Du hast keinen Erben, brauchst aber einen. Du könntest heute oder morgen von einem verirrten Pfeil oder einem gut gezielten Schwerthieb dahingerafft werden. Du kannst doch nicht ewig deiner schönen Matilda nachtrauern und Kerzen für sie anzünden! Wie lange ist sie jetzt tot? Fünf Jahre? Du musst dich endlich damit abfinden, dass sie nicht mehr da ist, und dich wieder dem Leben zuwenden. Wie soll das denn weitergehen mit dir?“
    Gervases Stimme nahm einen gereizten Ton an. „Ich werde mir vermutlich eine andere suchen. Matilda, falls du es wissen willst, ist nicht der eigentliche Grund meiner Zurückhaltung. Und Kerzen würde ich sowieso nicht entzünden.“ Er verzog die Lippen zu einem hintergründigen Lächeln. „Das ist etwas für das schwache Geschlecht. Du hörst dich schon wie diese vermaledeiten Minnesänger an, Hugh!“
    Sein Begleiter lachte auf. „Und wann fängst du mit der Brautsuche an?“
    „Sobald ich Clifford zurückerobert habe.“
    „Irgendwelche Vorstellungen?“ De Mortimer blieb beharrlich. „Du hast doch bestimmt gewisse Erwartungen an deine Zukünftige.“
    „In der Tat!“ Offenkundig wenig erpicht auf einen Streit mit seinem Freund und entschlossen, die Unterhaltung zu beenden, nannte er eine ganze Reihe von Eigenschaften, als zähle er die Ausrüstungsgegenstände für einen Feldzug auf. „Was jeder vernünftige Mann sich wünschen würde: aus gutem Haus und passabel aussehend natürlich. Brav und folgsam, in Haushaltsführung gründlich geschult, eine tüchtige Burgherrin, die die Zügel des Gesindes fest in die Hände nimmt. Du kennst das doch!“
    Hugh verkniff sich ein Grinsen. Und ob er das kannte! Gervase wollte eine Gemahlin, die sich voll und ganz unterordnete und keine Schwierigkeiten machte. Die keine Widerworte gab und auf Bemerkungen oder Fragen verzichtete. Weich und nachgiebig wie ein Daunenkissen. Und ebenso erstickend langweilig.
    „Und?“, hakte er nach, wobei er ganz unschuldig tat. „Schon Angebote gekriegt?“
    „Eigentlich keine. Es sei denn, man rechnet die kleine Longspey dazu.“
    „Wie bitte?“
    „Salisbury hatte mir doch eine von seinen Töchtern angeboten. Wollte mich ganz geschickt an sein Haus fesseln, damit ich nicht mehr so kann, wie ich will.“
    „Na, das ist ja eine Überraschung.“ Hugh dachte angestrengt nach. Wie war das noch mit den Longspey-Damen? „Um welche von den Töchtern handelte es sich denn?“
    „Hab ich vergessen“, brummte Gervase, verlegen ob der Röte, die ihm bei dieser Wendung des Gespräches in die Wangen stieg. „Ich glaube, wir wurden nicht mal richtig vorgestellt.
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