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Die Liebenden von Sotschi

Die Liebenden von Sotschi

Titel: Die Liebenden von Sotschi
Autoren: Heinz G. Konsalik
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bitte doch sehr, Genossen.«
    Kaschlew knirschte mit den Zähnen, sprach noch einmal hastig mit dem Prager Tower und drehte ab. Die Verbindung mit Prag wurde abgeschaltet, dafür nahm man Kontakt mit München auf.
    Schwer atmend teilte Kaschlew die ungewöhnliche Situation mit und bat um Erlaubnis zum Einflug in die Bundesrepublik Deutschland und um Landeerlaubnis in München.
    »Was sagen sie?« fragte Bubrow, als Kaschlew das Gespräch kurz unterbrach.
    »Wir sollen kommen.«
    »Weiter nichts?«
    »Sie fragten, ob Sie ein Irrer sind.«
    »Und was haben Sie geantwortet, Oleg Georgijewitsch?«
    »Ja.« Kaschlew blickte aus dem Fenster. Die tschechischen Jäger mußten gleich auftauchen. Mehr als eine Begleitung bis zur Grenze konnten sie nicht sein. Dieser Bubrow war durch militärische Demonstrationen nicht einzuschüchtern. »Sollte ich etwas anderes sagen?«
    Die Tür klappte auf. Die schöne Jelena Nikolajewna blickte ins Cockpit. Ihr war die Kursänderung aufgefallen. Sie riß den Mund wie zu einem Schrei auf, als sie den netten, bescheidenen Menschen, der sich immer so höflich für jeden Handgriff bedankt hatte, mit einer Pistole vor Kapitän Kaschlew stehen sah. Watlow zog sie mit einem Ruck ins Cockpit und trat die Tür zu.
    »Nur Ruhe!« sagte Bubrow sanft. »Bitte, keinen Lärm, Genossin. Es geschieht gar nichts, wenn wir alle die Nerven behalten. Die Passagiere brauchen nicht zu wissen, was hier geschieht. Sie werden landen und glauben, sie befinden sich in Prag. Welch ein Abenteuer! 179 Russen ohne Visum und Reiseerlaubnis in Westdeutschland!«
    »Mir – mir wird schlecht …« sagte Jelena kläglich.
    »Trink ein Glas Wasser und reiß dich zusammen!« Watlow tätschelte ihr die Wange. »Laß dir nichts anmerken. Ich mache gleich eine Durchsage.«
    Jelena nickte, starrte Bubrow noch einmal fassungslos an und verließ das Cockpit. Watlow griff zum Bordmikrofon und gab durch, daß man ein Gewittergebiet umfliegen müsse; wegen der Turbulenzen solle man sich anschnallen. Das klang ein wenig merkwürdig, denn draußen war strahlende Sonne und man flog weit oberhalb der Wolkendecke. Doch ein Flugpassagier fragt nicht viel, er gehorcht.
    »Wie haben Sie eigentlich die Waffen durch die Kontrollen bekommen?« fragte Kaschlew. »Unser Sicherheitssystem funktioniert doch einwandfrei.«
    »Kann menschliche Arbeit vollkommen sein, Genosse? Ich bin Ingenieur, und da hat man eben konstruktive Gedanken. Die Handgranate lag in einem abschraubbaren Schuhabsatz, der innen gegen Strahlen isoliert war. Die Pistole hatte ich mir zwischen die Beine geschnallt. Die Schicklichkeit verbietet, daß man da hingreift.«
    »Und warum wollen Sie unbedingt nach Deutschland, Boris Alexandrowitsch?«
    »Wenn ich Ihnen das erzähle, halten Sie mich wirklich für verrückt. In München sprechen wir darüber!«
    »Da sind sie!« rief Watlow und zeigte durch das Fenster. »Vier Stück!«
    Unter dem blauen, sonnendurchfluteten Himmel schossen vier tschechische Jäger auf die Iljuschin zu, drehten bei und setzten sich längsseits. Kaschlew nahm Funkverbindung auf.
    »Ja, es ist alles in Ordnung an Bord!« sagte er. »Völlige Ruhe. Keine Panik. Die Passagiere wissen noch nichts. Ich werde Ihr Erscheinen damit erklären, daß Sie gerade auf einem Übungsflug sind. Ja, er ist neben mir …« Kaschlew sah Bubrow an. »Der Staffelkapitän will Sie sprechen. Im Auftrag der tschechischen Regierung.«
    Bubrow griff nach dem Mikrofon, stülpte sich die Kopfhörer über und meldete sich. Der Offizier sprach englisch, Bubrow antwortete in der gleichen Sprache.
    »Geben Sie Ihr Vorhaben auf!« sagte der Tscheche. »Wir haben Befehl, Sie nicht über die Grenze zu lassen.«
    »Wie wollen Sie diesen Befehl ausführen?«
    »Wir werden Sie zur Landung zwingen.«
    »Da müßten Sie uns schon abschießen. Das gibt 179 Tote. Haben Sie darüber schon mit Moskau gesprochen? Mein Lieber, das ist eine sowjetische Maschine. Eine Maschine vom befreundeten großen Bruder! So etwas schießt man nicht einfach ab! Sie bluffen miserabel.«
    »Sie wären bereit, 179 Menschen zu opfern?!«
    »Ja!«
    »Welche Bedingungen stellen Sie?«
    »Gar keine. Ich will nur nach München.«
    »Weiter nichts?«
    »Verwundert Sie das? Ich habe keine politischen Motive, ich will keinen freipressen, ich protestiere nicht gegen irgendwelche Maßnahmen, ich habe keine Heilsbotschaft zu verkünden, ich will nicht die Welt verändern. Ich will nur nach München!«
    »Da wäre eine Flugkarte
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