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Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Die Liebe zu Rosen mit Dornen

Titel: Die Liebe zu Rosen mit Dornen
Autoren: Margaret Dilloway
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wollen, hier lasse ich der Natur ihren Lauf, mehr oder weniger. Im November fressen die Vögel die Hagebutten und scheiden die Samen auf ihren Wanderungen aus. Ich wollte schon Peilsender in die Hagebutten stecken, um zu sehen, wo sie bleiben.
    Jetzt schließe ich die Tür auf und sehe mich um. Die Schläuche sind weggeräumt, das Wasser ist abgestellt, die Rosenscheren hängen wieder am Bord. Ich mache das Licht aus und schließe ab, überzeuge mich davon, dass der Schlüssel nicht unter der Matte liegt.
    Langsam holt mich die Müdigkeit ein. Ich gehe wieder ins Haus.
    Drinnen ist es dunkel. Nur das Summen vom Kühlschrank und mein eigener Atem sind zu hören. Ich bahne mir einen Weg durch das dunkle Haus in mein Schlafzimmer, gehe vorsichtig, um nicht über irgendwelche Möbel zu fallen. Ich knipse das trübe Nachttischlämpchen an und betrachte das blinkende Licht am Anrufbeantworter. Ich hole tief Luft, rufe meine Mutter zurück und stelle den Lautsprecher an, während ich meine Schuhe und Strümpfe ausziehe und in mein Nachthemd schlüpfe, ein langes Footballtrikot, das ich von meinem Vater geerbt habe.
    Â»Hallo, wie geht es dir?«, frage ich, als sie abnimmt. Meine Stimme klingt ungewöhnlich laut in diesem Haus, und ich verkneife mir den Drang zu flüstern.
    Â»Gut, danke, und dir?« Darum kommen wir nicht herum, egal, wie oft am Tag ich mit ihr spreche. »Ich ruf dich gleich zurück.« Sie legt auf, genau wie ich. Mom möchte mir die Kosten für die Ferngespräche ersparen.
    Das Telefon klingelt. »Wie war es denn?« Mom versucht, gelassen zu klingen, doch darin schwingt die Sorge unüberhörbar mit, wie leise Geigen.
    Â»Dara hat mich gefahren. Es geht mir gut.« Zwei Sachen möchte Mom hören: dass ich nicht allein bin und dass es mir gut geht.
    Â»Musst du den IVP -Test denn jetzt machen?«
    Â»Dieser Test bringt bei mir keine Ergebnisse, Mom.«
    Der MRA -Test war ein letzter, verzweifelter Versuch, meinen Blutfluss zu messen. Die besten Ergebnisse bekommt man durch ein intravenöses Pyelogramm, auch IVP -Test genannt, aber ich reagiere allergisch auf den Farbstoff im Kontrastmittel. Ich habe einen CO 2-Test bekommen, bei dem sie Kohlendioxid durch den Körper pumpen: ohne Ergebnis. Und jetzt diese MRA . Wenn die MRA nicht funktioniert, wird meine Ärztin auf einem IVP -Test bestehen, ob ich nun allergisch bin oder nicht.
    Ich wechsle das Thema. »Wie war die Kunstausstellung in der Bücherei?«
    Â»Fabelhaft. Ich habe ein Aquarell verkauft. Gal, ich könnte morgen früh bei dir sein.«
    Â»Du hast ein Aquarell verkauft?« Ich will nicht, dass sie mich besucht. »Herzlichen Glückwunsch! Das ist ja toll, Mom. Wie viel?«
    Â»Ist doch egal. Möchtest du, dass ich komme?«
    Unter anderem deswegen habe ich meine Heimatstadt verlassen. Wenn meine Mutter in der Nähe ist, lässt sie mir keine Ruhe, weil sie ein schlechtes Gewissen hat, obwohl sie lieber rausgehen und ihre Landschaftsbilder malen sollte.
    Â»Der Test war nichtinvasiv, Mutter.« Ich ersticke meinen Seufzer im Kopfkissen. Meine Eltern wollen demnächst nach Frankreich, um die Landschaft zu genießen, Weingüter in der Champagne zu besuchen und schimmligen Käse zu essen, der hier verboten wäre. Ich werde nicht zulassen, dass meine Mutter ihre Reise meinetwegen storniert, obwohl sie immer eine Reiserücktrittsversicherung abschließt »für den Fall, dass irgendwas mit Gal ist«.
    Â»Bist du sicher, dass es dir gut geht? Du klingst so anders.« Wenn sie hier wäre, würde sie mir Tee machen und mich streicheln. Einen Moment lang wünsche ich sie mir her.
    Â»Ich habe ein Beruhigungsmittel bekommen. Morgen rede ich weniger wirr.« Ich lege meine Brille auf den Nachtschrank und reibe mir den Nasenrücken. Ich möchte das Thema wechseln. »Hast du was von Becky gehört?«
    Seltsamerweise zögert sie. »Ja, hab ich.«
    Mir fallen die Augen zu. Ich bin so kurz vorm Einschlafen, dass ich bereue, gefragt zu haben, aber ich ahne, dass da noch was kommt. »Was ist los? Hat sie mal wieder ihren Job verloren?« Becky ist Pharmareferentin, reist durch ihr zugewiesenes Gebiet und verkauft Ärzten Medikamente. Wie ich, hat auch sie Biologie studiert, und oberflächlich betrachtet sieht sie in ihrem schicken Kostüm aus wie eine Managerin mit glänzenden, geglätteten Haaren und
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