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Die liebe Verwandtschaft

Die liebe Verwandtschaft

Titel: Die liebe Verwandtschaft
Autoren: Ephraim Kishon
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Schmerzenslaut ertönte. Das brachte mich abermals auf einen genialen Einfall.
    »Wir werden der Tante Ilka zum Zeichen unserer Liebe und Dankbarkeit das Geschenk zurückbringen!«
    »Die komplette Garnitur?«
    »Nein. Nur Herkules.«
    Und so geschah es. Wir gratulierten Tante Ilka zur Genesung, von der sie nichts wusste, umarmten sie stürmisch und übergaben ihr den stattlichen Kater Herkules, den sie noch gekannt hatte, als er so klein war. Ich schilderte in bewegten Worten, wie sehr sich Herkules nach ihr gesehnt und wie er sich buchstäblich das Herz aus dem Leib miaut hatte. Herkules sprang denn auch prompt auf Tante Ilkas Schoß, wo er wohlig zu schnurren begann. Tante Ilka schmolz. Wir standen noch ein paar Sekunden gerührt daneben und entfernen uns winkend.
    Donnerstag verschwanden zwei von den sieben Kätzchen, Freitag drei, Sonntag war keines mehr da. Herkules hatte sie alle abgeholt. So triumphierte wieder einmal menschlicher Erfindungsgeist über die rohen Kräfte der Natur.

Nehmen Sie Platz
    Eines heißen Sommertages bekam mein Schwiegervater Bernhard, ein alter Zionist, der erst kurz zuvor nach Israel gekommen war, ein Empfehlungsschreiben an die städtische Wohnungsbaugenossenschaft mit der Bitte, ihm eine Wohnung zu beschaffen und ihm womöglich nicht mehr zu berechnen als den üblichen Mietpreis.
    Auf Wunsch meines Schwiegervaters ging ich selbst auf das Amt. Man schickte mich auf Zimmer 314 zu einem Herrn Cheschwan.
    Zimmer 314 war leer. Im Nebenzimmer erfuhr ich, dass Herr Cheschwan gerade eine Besprechung mit Herrn Stern hätte, aber jeden Augenblick zurückkommen müsste. Ich sollte solange Platz nehmen. Ich nahm Platz. Ich saß eine Weile. Ich ging eine Weile auf und ab. Ich nahm abermals Platz. Dann öffnete sich die Tür. Ein Mann steckte den Kopf herein und fragte: »Wo ist Cheschwan?«
    »Er ist in einer Besprechung mit Stern«, sagte ich. »Nehmen Sie Platz.«
    Der Mann schien es eilig zu haben, denn er verschwand wortlos. Wenige Minuten später erschien ein anderer Mann, offensichtlich ein Beamter und sah sich nervös im Zimmer um.
    »Seien Sie nicht nervös«, beruhigte ich ihn. »Cheschwan ist in einer Besprechung mit Stern, aber er muss jeden Augenblick zurückkommen. Nehmen Sie Platz.«
    »Keine Zeit. Wenn Cheschwan zurückkommt, bestellen Sie ihm bitte, dass Mayer ihn zu einer dringenden Besprechung erwartet. Er soll sofort kommen.«
    »In Ordnung«, sagte ich.
    Eine knappe Viertelstunde war vergangen, als wieder ein Beamter hereinkam und fragte: »Wo ist Kirschner?«
    »Er war gerade hier«, antwortete ich. »Wenn Cheschwan von Stern zurückkommt, schicke ich ihn sofort hinüber. Nehmen Sie Platz.«
    »Danke. Wissen Sie zufällig, ob er schon etwas wegen des Wohnbauprojektes Ramat Aron unternommen hat?«
    »Das ist sehr wahrscheinlich«, sagte ich.
    »Dann nehme ich die Mappe gleich mit. Wenn er nach Feintuch fragt, sagen Sie ihm, dass ich eine Besprechung mit Mayer habe.«
    Einige Sekunden später stand Kirschner atemlos vor mir: »Wo ist die Mappe Ramat Aron? Der Alte wird tobsüchtig, wenn sie nicht sofort auftaucht.«
    »Um Himmels willen«, rief ich. »Vor einer Minute hat Feintuch die Mappe zum Alten mitgenommen.«
    »Und wo ist Cheschwan?«
    »Er konferiert noch immer mit Stern. Ich warte hier auf ihn.«
    »Gut«, meinte Kirschner. »Wenn das so ist, dann legen Sie doch bitte den Goldberg-Plan in die Givath-Seren-Mappe!«
    »Mit Vergnügen«, sagte ich, übernahm die Papiere, suchte in den Regalen die Mappe Givath Seren heraus und legte den Goldberg-Plan hinein. Kaum war das erledigt, als Feintuch ins Zimmer stürzte.
    »Was machen Sie denn hier?«, stieß ich unbeherrscht hervor, denn jetzt verlor ich langsam die Geduld. »Warum sind Sie noch nicht in der Besprechung? Wo doch der Alte ohnehin so schlecht gelaunt ist.«
    »Ich bin ja schon unterwegs. Ich wollte mir nur den Goldberg-Plan abholen.«
    »Wozu brauchen Sie gerade jetzt den Goldberg-Plan, Feintuch? Ich habe ihn eben erst in die Givath-Seren-Mappe gelegt. Soll ich ihn vielleicht wieder hervorkramen? Das ist doch unglaublich. Alle nutzen mich aus. Und ich Idiot lasse mich ausnutzen.«
    Feintuch war sichtlich verwirrt. »Ich wollte den Goldberg-Plan ja nur für Mayer haben«, stotterte er entschuldigend. »Was halten Sie übrigens von dem Plan?«
    »Nicht schlecht. Aber ich wüsste gern, was der Alte dazu sagt.«
    Feintuch nahm den Plan an sich, um ihn an Mayer weiterzugeben. Bevor er ging, sagte er mir noch, dass
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