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Die Liebe des Highlanders

Die Liebe des Highlanders

Titel: Die Liebe des Highlanders
Autoren: Karen Marie Moning
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können nicht davor fliehen.« Beatrice war zufrieden, weil sie ihre Weisheiten weitergegeben hatte, und pflanzte Gwen einen rosafarbenen Lippenstift-Kuss auf die Wange. Dann erhob sie sich, strich sich den Pullover glatt und verschwand in dem bunt bemalten Inn. Gwen sah ihr nachdenklich nach.
    Beatrice Hardy, neunundsechzig Jahre alt und gute fünfzig Pfund zu schwer, hatte einen selbstbewussten Gang. Sie schritt anmutig, als wäre sie nur halb so dick, schwenkte ihr üppiges Hinterteil und stellte vergnügt ihr Dekolleté zur Schau.
    Genau genommen war ihr Gang der einer schönen Frau.
    Ein Mann, der es wert ist. Guter Gott!
    Im Augenblick würde sich Gwen mit jedem Mann zufrieden geben, der nicht eine große Dosis Viagra brauchte.
    Gwen war auf einen Felsen geklettert und machte dort Rast. Sie hatte erfahren, dass sie ihr Zimmer in dem Inn erst nach vier Uhr beziehen konnte, und war wild entschlossen, nicht in den nächsten Laden zu stürmen und sich ein Päckchen mit den Dingern zu kaufen, deren Namen sie nie wieder aussprechen wollte. Also schnappte sie sich ihren Rucksack und einen Apfel und trabte Richtung Berge, um bei einer Wanderung in sich zu gehen. Die Hügel über Loch Ness waren mit Felsen durchsetzt, und die Felsengruppe, auf der sie jetzt stand, erstreckte sich über etwa eine halbe Meile, stieg halsbrecherisch steil an und fiel in zerklüftete Schluchten ab. Es war eine schwierige Kletterpartie, aber Gwen genoss die Bewegung. Sie hatte so lange in dem stickigen Bus fest- gesessen.
    Es war nicht zu leugnen, dass Schottland schön war. Sie hatte sich vorsichtig durch Weißdornbüsche geschlagen, war stacheligen Disteln ausgewichen, war stehen geblieben, um die roten Vogelbeeren an einer Eberesche zu bewundern, und hatte Kastanien in grüner Schale, wie sie jetzt im Herbst auf den Boden fielen, mit dem Fuß weggekickt. Und sie hatte das Heidekraut bestaunt, das sich mit violetten Erikastauden mischte. Sie und ein Reh erschreckten sich gegenseitig, als sie auf eine Lichtung kam, auf der das Tier äste.
    Je höher sie über die üppigen Wiesen und die schroffen Felsen wanderte, umso stärker wurde das Gefühl des inneren Friedens. Weit unten erstreckte sich Loch Ness - vierundzwanzig Meilen lang, mehr als eine Meile breit und an manchen Stellen dreihundert Meter tief. Diese Zahlen standen in der Broschüre, die Gwen im Bus gelesen hatte. Dort stand auch, dass dieses Gewässer im Winter nie zufror, weil das Moorwasser leicht säurehaltig war. Der See schimmerte unter dem wolkenlosen Himmel wie ein riesiger, silberner Spiegel. Die Sonne stand fast im Zenit und fühlte sich wunderbar auf der Haut an. Es war in den letzten Tagen ungewöhnlich warm, und Gwen hatte sich vorgenommen, das schöne Wetter auszunutzen.
    Sie ließ sich auf dem flachen Felsen nieder und streckte sich aus. Die Reisegruppe würde bis sieben Uhr dreißig am nächsten Morgen in dem Dorf bleiben; also hatte sie viel Zeit, um sich zu entspannen, bevor sie wieder in den Höllenbus steigen musste. Hier oben würde sie zwar nie einen geeigneten Kirschenpflücker finden, dafür gab es aber weder Telefon noch Beschwerden aufgebrachter Versicherungsnehmer. Und auch die neugierigen Senioren waren weit weg und konnten keine argwöhnischen Blicke in ihre Richtung werfen.
    Sie wusste, dass die alten Leute über sie klatschten; sie redeten über alles. Vermutlich entschädigten sie sich für all die Male, bei denen sie früher den Mund gehalten hatten. Gwen freute sich fast auf diese Immunität einer Seniorin. Was für eine Erleichterung musste das sein, zur Abwechslung mal sagen zu können, was man dachte!
    Und was würdest du sagen, Gwen ?
    »Dass ich einsam bin«, flüsterte sie leise. »Ich würde sagen, dass ich einsam bin und dass ich es verdammt satt habe, immer so zu tun, als wäre alles in bester Ordnung.«
    Sie wünschte, etwas Aufregendes würde geschehen.
    Typisch, dass sie bei ihrem ersten Versuch, etwas in Gang zu setzen, in einem Reisebus mit lauter alten Leuten gelandet war. Sie sollte den Tatsachen ins Auge sehen und sich damit abfinden, dass sie zu Langeweile und Einsamkeit verdammt war.
    Sie schloss die Augen, weil die Sonne blendete, und griff nach ihrem Rucksack, um die Sonnenbrille herauszunehmen. Aber sie schätzte die Entfernung falsch ein und stieß den Rucksack vom Felsen. Sie hörte, wie er zusammen mit etlichen losen Steinen in die Tiefe polterte. Dann war einen Moment alles still, und schließlich schlug er unten auf. Gwen
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