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Die Liebe atmen lassen

Die Liebe atmen lassen

Titel: Die Liebe atmen lassen
Autoren: Wilhelm Schmid
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Richtigen neu zu versuchen, aber nicht sich zu martern, sondern beizeiten nach Schönem zu suchen, das nun nicht mehr an den Anderen gebunden ist. Womöglich dankbar zu sein für die gemachte Erfahrung, die bei allem Schmerz der eigenen Entwicklung dient und das Gespür für das Wesentliche in einer Beziehung stärkt. Ist es nicht besser, Gewissheit über die Situation zu haben, als mit vager Ungewissheit und dunklen Vorahnungen zu leben? Auf dieser Grundlage wird es möglich, mit der Trennung einverstanden zu sein, sich nicht mehr vom Schmerz über den Verlust beherrschen zu lassen und auch wieder auf Andere zugehen zu können.
    Die Kunst des Liebens bliebe unvollständig, bestünde sie nicht auch darin, mit der Endlichkeit und Begrenztheit der Liebe in ihrer konkreten Gestalt leben zu können. Dass die Liebe, die für die Ewigkeit sein soll, die Endlichkeit umso erfahrbarer macht; dass sie, die das Heil zu bringen vermag, auch abgrundtiefe Verletzungen verursachen kann, davon singen die Lieder vieler Kulturen, etwa der Samba-Kultur, dargestellt im Film Moro no Brasil – ich lebe in Brasilien (Deutschland/Brasilien/Finnland 2002) des finnischen Regisseurs Mika Kaurismäki: »Wer lieben lernt, lernt auch zu weinen.« Eine solche Lektion hält die »Schule der Liebe« bereit, und einzig die gleichmäßigen, gleichmütigen Rhythmen der Musik trösten darüber hinweg: Sie sind der sinnliche Ausdruck der Energie, die nie stirbt, und der möglichen Dimension, in der die Erfahrung von Verletzlichkeit und Sterblichkeit letztlich aufgehoben ist. Das tragende Kontinuum wieder zu fühlenund zu spüren, stärkt das Vertrauen darauf, dass mit dieser bestimmten Liebe nicht schon alle Liebe am Ende ist und dass trotz aller Endlichkeit in der Begegnung mit einem Anderen die unendliche Liebe selbst nicht endet, die unzerstörbar mächtig, lustvoll und schmerzlich ist wie das Leben selbst. Die Energie, die in der Liebe erfahrbar wird, löst sich nicht in Nichts auf, sie strömt zurück zum Gesamtpotenzial, aus dem wieder eine andere Liebe hervorgehen wird: Auch so atmet die Liebe. Das Gefühl, vom größeren Ganzen abgeschnitten zu sein, ist schmerzlich, aber es geht vorbei. Mit jedem Ende beginnt etwas Anderes, auch mit dem Ende einer Liebe.
    Auf vielfache Weise und in den unterschiedlichsten Formen kann das unerschöpfliche Potenzial der Liebe jetzt erst recht aktualisiert werden: Nicht nur in der leidenschaftlichen Begegnung mit einem bestimmten Anderen, auch in den verschiedensten familiären Beziehungen und in der Liebe zu Freunden, in der »gewöhnlichen« Liebe zu Kollegen und anderen Mitmenschen, selbst in der zu Feinden; in der Liebe zu allen Wesen und Dingen, zur Natur und Kultur, zum Leben, zur Welt überhaupt und zu einer möglichen Dimension darüber hinaus. Es liegt am Einzelnen selbst, frühzeitig dafür Sorge zu tragen, dass er vielfach lieben kann, und die Voraussetzungen dafür zu schaffen, dass ihm Liebe in reichem Maße zuteil wird.
    Die Vielzahl der möglichen Lieben , ihre Gemeinsamkeiten und Besonderheiten besser in den Blick zu bekommen, ist das Anliegen eines weiteren Buches über die Neuerfindung der Liebe und die Lebenskunst im Umgang mit Anderen.

Zum Autor
    Wilhelm Schmid , geboren 1953 in Billenhausen (Bayerisch-Schwaben), lebt als freier Philosoph in Berlin. Er studierte Philosophie und Geschichte in Berlin, Paris und Tübingen, und lehrt Philosophie als außerplanmäßiger Professor an der Universität Erfurt. Viele Jahre war er regelmäßig tätig als Gastdozent des Deutschen Akademischen Austausch-Dienstes (DAAD) in Riga/Lettland und Tiflis/Georgien sowie als »philosophischer Seelsorger« an einem Krankenhaus in der Nähe von Zürich/ Schweiz. Homepage: www.lebenskunstphilosophie.de
    Buchpublikationen:
    Ökologische Lebenskunst. Was jeder Einzelne für das Leben auf dem Planeten tun kann , 2008, Suhrkamp Taschenbuch 4034.
    Glück. Alles, was Sie darüber wissen müssen, und warum es nicht das Wichtigste im Leben ist , 2007, Insel Verlag.
    Die Fülle des Lebens. 100 Fragmente des Glücks , 2006, Insel Taschenbuch 3199.
    Die Kunst der Balance. 100 Facetten der Lebenskunst , 2005, Insel Taschenbuch 3120.
    Mit sich selbst befreundet sein. Von der Lebenskunst im Umgang mit sich selbst , 2004, Suhrkamp Taschenbuch 3882.
    Schönes Leben? Einführung in die Lebenskunst , 2000, Suhrkamp Taschenbuch 3664.
    Philosophie der Lebenskunst – Eine Grundlegung , 1998, Suhrkamp Taschenbuch Wissenschaft 1385.
    Was
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