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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
Autoren: Katharina Höftmann
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Putzkraft haben. Ich dachte, in Tel Aviv putzen nur noch Afrikaner, Russen oder Filipinos.«
    »Wahrscheinlich weil es sich um eine staatliche Einrichtung handelt. Der Staat kann ja schließlich nicht die ›Eindringlinge‹ beschäftigen.« Yossis zynischer Unterton war kaum zu überhören. Bevor Assaf reagieren konnte, entdeckte er die Straße, die sie suchten.
    Sie bogen in eine schmale, kurze Gasse ein, und Yossi parkte das Auto auf einem kleinen, sandigen Parkplatz. Assaf sprang aus dem Wagen und schaute sich neugierig um. Die Straße war so eng, dass kaum Platz für einen Bürgersteig blieb. Sofort kamen ein paar Kinder angerannt und scharten sich um ihren Wagen. Yossi witzelte ein wenig mit ihnen herum. Assaf wunderte sich, warum die Jungs nicht in der Schule waren. Auf der anderen Straßenseite drehte ein dunkelhäutigerMann einen Schawarma-Spieß. Vor dem Imbiss saßen einige Rentner und spielten Schesch Besch. Die Männer hatten entweder gar keine oder silbernmelierte Haare. Sie guckten ihn aus dunklen, erschöpften Augen an. Ihre Haut war dunkelbraun und sah aus wie gegerbtes Leder. Mizrachim – orientalische Juden. »Shalom.« Assaf ging auf sie zu.
    »Ahlan wa-sahlan«, antwortete einer.
    Einige der älteren Mizrachi sprachen trotz der vielen Jahre, die sie schon in Israel lebten, immer noch mehr Arabisch als Hebräisch. Die meisten hatten aber, selbst wenn sie Hebräisch sprachen, einen starken arabischen Akzent. Ihr Hebräisch war von zahlreichen Kehl- und Gaumenlauten geprägt.
    »Habib. Wo ist denn die Nummer 27 hier?«
    An den Gebäuden hingen keine Hausnummern. Viele von ihnen hatten nicht einmal einen Außenputz.
    »Das hier ist die 13. Also auf dieser Straßenseite in die Richtung.« Der ältere Mann streckte seinen behaarten Arm Richtung Süden.
    Assaf dankte ihm auf Arabisch. Er sprach sehr gut Arabisch, obwohl er die Sprache nicht mochte. Seine Familie mütterlicherseits war in den Fünfzigern aus dem Irak nach Israel eingewandert. Seine Großmutter sprach immer noch besser Arabisch als Hebräisch. Assaf hatte oft gelauscht, wenn sie sich mit seiner Mutter oder den Tanten in der fremden Sprache unterhielt. Außerdem hatte er fünf Jahre in der Schule Arabisch gelernt. Und als junger Soldat kannte man sowieso die wichtigsten Wörter und Sätze auf Arabisch, wie: Raus aus dem Auto. Gib mir deinen Ausweis. Hände hoch. Lass die Waffe fallen. Halt oder ich schieße.Später dann hatte er sein Arabisch perfektioniert, alles für die Spezialeinsätze.
    »Hier ist es«, rief Yossi ihm zu und war bereits in einem dunklen Hauseingang verschwunden.
    Assaf folgte ihm. Im Innern roch es nach Urin. Sie suchten im Dunklen nach Apartment 8. Da es auch hier keine Nummern gab, zählten sie einfach ab. Dann klopften sie zweimal kräftig an eine verbeulte Metalltür. Nach einer Weile öffnete eine junge Frau, die einen kleinen dicken Jungen auf dem Arm hielt.
    »Shalom. Wir suchen nach Mina Oved. Mein Name ist Assaf Rosenthal. Das ist mein Kollege Yossi Hag. Wir sind von der Polizei.«
    Die Frau sah aus, als überlege sie, die Tür schnell wieder zuzuschlagen. Aber ein warnender Blick von Assaf hielt sie davon ab. »Was wollt ihr von ihr?«, fragte sie stattdessen abweisend.
    »Das würden wir lieber mit ihr selbst besprechen. Ist sie da? Bist du ihre Tochter?«
    »Ja. Ima ist gerade auf dem Markt. Sie müsste aber gleich wieder zurück sein.«
    Assaf machte einen Schritt auf den Wohnungseingang zu.
    »Ja ... Kommt rein und wartet hier«, bot die Frau widerwillig an.
    Es erstaunte Assaf, wie ordentlich die Wohnung war. Man sah, dass die Familie nicht viel Geld hatte, trotzdem war es so sauber, dass man vom Fußboden essen konnte. Assaf glaubte nicht, dass das nur am Beruf der Hausherrin lag. Der Art der Einrichtung nach zu urteilen, kam die Familie ebenfalls ursprünglich aus einem arabischen Land. Vielleicht aus demIrak. An mehreren Stellen hing eine Hamsa-Hand, eigentlich ein islamisches Symbol, das aber genauso von orientalischen Juden als Glücksbringer genutzt wurde. Irakische Frauen waren sehr ordentlich, das wusste er von seiner Mutter und ihren Schwestern. Seine Oma war jetzt 85 und putzte ihre Wohnung noch jeden Tag selbst.
    Die Tochter von Mina Oved machte ein Handzeichen, dass sie sich auf das Sofa setzen sollten. Im Fernsehen lief eine Wiederholung von Big Brother. Yossi und Assaf starrten stumm auf die schnellen Bilder der aufmerksamkeitssüchtigen Reality-Stars. Gerade grölten sie gemeinsam ein
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