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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
Autoren: Katharina Höftmann
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...«
    Doch sie war schon auf dem Weg nach draußen. Das Klackern ihrer Absätze hallte auf den Fliesen.
    Assaf blieb unschlüssig zurück. Was Wieler sich da ausgedacht hatte, war wirklich nicht besonders fair. Dass sie ihm allerdings Machismo vorwarf, fand er lächerlich. Er hatte bisher immer sehr gut mit Frauen zusammengearbeitet. Das war für ihn gar keine Frage. Im Gegenteil, er bewunderte Frauen, die ihren Weg gingen und sich gegen immer noch bestehende Ungerechtigkeiten, vor allem bei der Polizei und beim Militär, starkmachten. Wie kam Anat darauf, ihm so etwas vorzuwerfen? Assaf entschied, ihr nicht nachzugehen und stattdessen zuerst einmal die Sekretärin zu suchen, die die Leiche gefunden hatte. Er klopfte an die Tür, neben der in kleinen feinen Buchstaben »Sekretariat« stand, und trat kurz danach ein. Am Schreibtisch saß eine orthodoxe Frau. Das erkannte er sofort, weil sie ihre Haare mit einer Art Hut bedeckt hatte, der typisch für fromme Frauen war. Die ältere Frau schaute fragend: »Gehörst du auch zur Polizei?«
    »Ja. Assaf Rosenthal mein Name. Ich bin Kommissar und habe die Leitung in diesem Fall übernommen.«
    »Und die Kollegin? Wo ist die hin?«
    »Ja, es gab da ein Missverständnis ... Entschuldige, aber wie war dein Name bitte?«
    Ruth Silberman sah ihn wohlwollend an. Ein junger Mann mit Manieren, ein Mann, der bitte und Entschuldigung sagen konnte. Davon gab es viel zu wenig. Die meisten schienen sich ja nur noch in einer Art Straßenjargon zu verständigen. Sie stellte sich vor und fragte ihn, ob er etwas trinken wolle. »Einen Kaffee vielleicht?«
    Assaf schüttelte den Kopf. »Ein Sandwich wäre mir lieber.« Er hatte schon wieder Hunger. Und es war keine Mittagspause in Sicht. Egal, erst die Arbeit ...
    Die Sekretärin lächelte ihn freundlich an und schob ihm ein paar Kekse zu.
    »Ruth, du hast die Tote gefunden, richtig? Kannst du mir schildern, was du genau gesehen hast?«
    Sie räusperte sich und drückte ihren Rücken durch, bis sie kerzengerade an dem Schreibtisch saß. »Wie ich schon der Kollegin sagte: Ich bin wie immer morgens um kurz vor halb acht auf den Parkplatz gefahren und dann an der Ruine vorbei zum Haus gelaufen. Als ich da vorbeikam, hörte ich die Katzen so herzzerreißend jammern. Ich habe mich gewundert, warum die so einen Krach machen. Du musst wissen, ich füttere sie manchmal, aber nur, wenn ich zu Hause ein paar Essensreste übrig habe. Mein Mann sieht das nicht gerne, Katzen sind unrein, nun ja ... Auf jeden Fall wollte ich gucken, was mit den Katzen los ist, und bin zum Bauzaun gegangen. Ich lege das Essen immer genau an das Loch, die Katzen leben dahinter auf dem verwahrlosten Grundstück. Das war ja mal ein ganz berühmtes Hotel, wusstest du das? Alle haben da übernachtet. Alle Großen.«
    Assaf fragte sich, wen sie damit meinte. Die Orthodoxen hatten andere Vorstellungen von den »Großen« als der Rest der Welt. Für sie gab es keine Filmstars oder prominente Politiker, sondern nur die wichtigen Rabbiner. Nach denen richteten sie ihr Leben aus.
    Als der Kommissar nicht weiter reagierte, fuhr die Sekretärin fort. »Wie ich da so an den Zaun kam, wurde mir ganz mulmig zumute. Ich hatte plötzlich ein ganz eigenartiges Gefühl. Und dann habe ich auch schon die roten Schuhe gesehen. Ich habe mich so erschrocken. B’ezrat Hashem. Dann bin ich ganz vorsichtig weitergegangen, umnachzusehen, wer da genau liegt. Und dann habe ich Marina erkannt.«
    »Marina?«
    »Marina Koslovsky. Eine Schülerin. Sie war bei uns in Kita Aleph, der ersten Klasse. Kam aus der Ukraine, eine Neueinwanderin. Und plötzlich liegt sie tot auf dem Nachbargrundstück.«
    »Du hast sie also sofort erkannt und warst dir sicher, dass sie tot ist?«
    »Ja, natürlich. Sie lag da ja ganz verdreht. Hat nicht mehr geatmet ...Ich habe das überprüft.« Und wie um ihren Worten Nachdruck zu verleihen, fügte sie hinzu: »Ich wollte mal Krankenschwester werden.«
    »Und was hast du dann gemacht, Ruth?«
    »Nu. Erst einmal habe ich tief Luft geholt, und dann bin ich in die Schule gegangen und habe die Polizei angerufen.«
    Assaf war erstaunt, mit welcher Ruhe Ruth Silberman die Geschehnisse wiedergab. Vielleicht lag es aber auch daran, dass sie bereits Anat Cohen alles erzählt hatte. »Und die Tote. Marina. Die besucht hier einen Kurs? Abends?«
    »Genau. Gestern Abend hatten wir allerdings eine Chanukka-Feier. Wir haben die Kerzen angezündet, und die Schüler haben Segenssprüche
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