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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
Autoren: Katharina Höftmann
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dahinter. Die Sprachschule ist ein wenig nach hinten versetzt. Wir müssen hier rein.«
    Assaf folgte Yossi in den schmalen Weg, den die Büsche, immer höher wachsend, von beiden Seiten bedrängten. Der Kollege hatte bereits eine kahle Stelle auf dem Hinterkopf. Um den nackten Fleck herum standen einzelne, zum Teil ergraute Haare einsam und verloren herum.
    Dann entdeckte er Liat Schapira. Die Rechtsmedizinerin stand an einer Bank und rauchte eine Zigarette. »Rosenthal!«, rief sie überrascht. »Was machst du denn hier? Anat ist doch schon da. Macht ihr jetzt einen auf Super-Bullen-Dream-Team?«
    »Nee, nicht wirklich. Ich übernehme den Fall. Was ist hier passiert?«
    »Walla! Pass auf, die Sekretärin hat heute Morgen in der Ruine nebenan, also am Eingang zum Bauzaun, eine tote Frau gefunden. Soweit ich weiß, hat sie sie auch bereits identifiziert. Die Spurensicherung ist schon alles abgelaufen. Haben aber nicht viel gefunden. Außer dem Elektrokabel, das wohl verantwortlich ist für den Tod der Schönheit.«
    »Schönheit?«
    »Ja, eine junge Frau. Sieht ziemlich gut aus.«
    »Na, wenn du das sagst, du bist die Expertin.« Liat Schapira war lesbisch und ging damit ziemlich offen um. Assaf kannte sie auch privat, sozusagen aus dem Nachtleben. Ihre Freundin führte ein Restaurant, das er und seine Kumpels für sich entdeckt hatten. Der Laden, bekannt für sein lesbisches Team, war immer voller schöner Frauen.
    Yossi steuerte auf den Bauzaun zu, den Fundort der Leiche. Assaf folgte ihm. Liat kam ihnen langsam nach, während sie hastig die letzten Züge ihrer Marlboro inhalierte. Der kleine Vorgarten der Sprachschule grenzte direkt an den Bauzaun, hinter dem das Nachbargebäude, einst bestimmt imposant, nun langsam verfiel. Links dahinter lag ein Parkplatz, an dessen Ende ein kleines Wärterhäuschen stand. Assaf war sich nicht sicher, ob der Parkplatz die ganze Nacht geöffnet hatte, vielleicht hatte der Wachdienst etwas beobachtet. Hinter dem Bauzaun, der an einer ungefähr zwei Meter breiten Stelle unterbrochen war, schimmerte etwas Rotes. Einen Schritt weiter, und Assaf erkannte, dass es sich dabei um Stiefel handelte. Rote Stiefel. Sie gehörten zu scheinbar endlos langen schlanken Beinen, die in einer gemusterten schwarzen Strumpfhose steckten. Ein bisschen verdreht lag sie da. Der Regen hatte Erde und Matsch auf ihren Körper gespült. Trotzdem konnte man noch erkennen, dass es sich bei der Toten um eine Schönheit wie aus einem Modemagazin handelte. Die mittelblonden Haare bedeckten zur Hälfte ihr ebenmäßiges Gesicht.
    »Oiwawoi«, entfuhr es neben ihm Yossi.
    Liat drückte sich von hinten zwischen die beiden Männer,während sie ihre Latexhandschuhe überzog. »Na. Hab nicht übertrieben, was? Das absolute Engelsgesicht.«
    Wie die Tote so dalag, ruhig, schön, aber völlig fehl am Platz neben kleinen Pfützen, musste Assaf schwer schlucken. Zumindest solche Anblicke waren ihm bei der Grenzpolizei erspart geblieben. Er schätzte das Mädchen auf zweiundzwanzig, dreiundzwanzig Jahre. Vielleicht sogar jünger. Assaf hatte noch nie eine weibliche Leiche gesehen. Die verhüllten Selbstmordattentäterinnen, die sie unschädlich machen konnten, einmal ausgenommen, aber bei all den Klamottenschichten konnte man ohnehin kaum feststellen, ob es sich um Mann oder Frau gehandelt hatte.
    »Seht ihr, hier«, unterbrach Liat sein Grübeln, »am Hals ist eine deutliche Einschnürung zu erkennen. Ziemlich sicher von dem Elektrokabel. Der Mordwaffe. Die Fingernägel sind eingerissen, sie hat Verletzungen in den Handinnenflächen sowie einige Hämatome, die ich schon am Unterarm sehen konnte. Sieht aus, als hätte sie sich gewehrt, bevor ihr die Luft ausging.«
    Assaf starrte wie gebannt auf das Gesicht der Toten.
    »Kannst du schon ungefähr sagen, wann der Tod eingetreten ist?«, fragte Yossi neben ihm routiniert. Sein Kollege hatte früher bei der Sitte gearbeitet und sah nicht zum ersten Mal eine tote Frau.
    »Yossi, du weißt, ich gebe am Tatort ungern voreilige Prognosen ab. Aber schätzungsweise gestern Abend. Nicht allzu spät. Genaueres gibt es nach der Obduktion. Muss mich jetzt mal auf den Weg machen. Bin ja schon eine Weile hier. Ihr habt Glück gehabt, dass der Leichenwagen das Mädel noch nicht abtransportiert hat. Ihr seid ein bisschen spät dran.«
    »Fotos wurden gemacht?«, fragte Assaf, während er versuchte, sich zu beherrschen und seine schwitzenden, leicht zitternden Hände unter Kontrolle zu
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