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Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)

Titel: Die letzte Sünde: Kommissar Rosenthal ermittelt in Tel Aviv (German Edition)
Autoren: Katharina Höftmann
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Pitbull, hatte ihn an den Schreibtisch verbannt und ihm täglich eingebläut, sich erst einmal gründlich einzuarbeiten. Ein-zu-ar-bei-ten. Assaf hatte aus dem gegebenen Respekt heraus emsig dicke Aktenordner gewälzt und staubige Papierberge durchgewühlt. Er war eigentlich nur wegen Chaim Wieler hier. Der Pitbull war sein Befehlshaber bei der Offiziersausbildung gewesen und hatte ihn von Anfang an unter seine Fittiche genommen. Assaf wusste nicht genau, warum, er und Wieler waren grundverschieden. Wieler hatte ihm mal gesagt, dass es genau das war, was er an ihm schätzte. Assaf verkörpere für ihn den neuen Typ Kommissar. Den modernen Kommissar. Assaf lachte, und sein Motorradvisier beschlug leicht. Viele seiner Freunde fanden seine Ansichten antiquiert. Wie er über die Araber dachte zum Beispiel, auch seinen flammenden Patriotismus fanden sie nicht zeitgemäß. Aber darüber sprach er in seinem beruflichen Umfeld kaum. Als Wieler dann Direktor bei der Polizei in Tel Aviv geworden war, hatte er Assaf angerufen und ihm angekündigt, dass er ihn bald nachholen würde. »Rosenthal, dann kommst du endlich aus deinemScheiß-Gaza weg. Tel Aviv! Das passt zu dir! Die modernste Stadt Israels!«
    Im Präsidium war man nicht begeistert. Assaf hatte bisher als kommandierender Offizier an der Grenze gearbeitet, das Land vor Eindringlingen geschützt und Terroristen der Hamas festgenommen, inklusive Spezialeinsätze, über die er mit niemandem sprechen durfte. Sie nannten ihn den Soldatenkommissar. Natürlich nur hinter seinem Rücken, ins Gesicht hätte ihm das keiner gesagt. Dafür hatten sie doch zu viel Respekt. Gaza und Pitbull, das war eine beeindruckende Kombination, trotz allem. Assaf war sich sicher, dass er diese Abneigung gegen ihn bald neutralisieren würde. Er konnte Menschen sehr gut für sich einnehmen. Das war eine seiner größten Stärken.
    Bevor er in den weißen Gebäudekomplex verschwand, schloss Assaf seinen Roller ab. Er überprüfte die Klemme an den Bremsen und legte ein riesiges Kettenschloss fast zärtlich um den weißen Plastikkörper herum. Dann sicherte er den Roller mit einem weiteren Schloss, das er außerdem mit einem Laternenpfahl verband. Der Kommissar war überzeugt, dass man nicht einmal auf dem Polizeigelände sicher war vor Dieben und schon gar nicht hier in Jaffa, wo sich afrikanische Flüchtlinge und junge arbeitslose Araber aus Langeweile und auf der Suche nach Kupfer, Eisen und alten Möbeln herumtrieben. Er betrat das Gebäude, begrüßte den Sicherheitsmann am Eingang mit einem freundlichen »Boker tov«, zeigte seinen Ausweis – nicht jeder Sicherheitsmann kannte ihn schon – und lief entspannt die drei Stockwerke zu seinem Büro hinauf. Auf die fünf Minuten kam es jetzt auch nicht mehr an.
    Itzik Nakash und Yossi Hag saßen bereits an ihren Plätzen. Sie waren beide Polizeihauptmeister und ihm damit untergeordnet. Assaf fand sie beide recht sympathisch. Mit Yossi, dem jüngeren, der nur ein wenig älter als er selbst war, hatte er sich von Anfang an besonders gut verstanden, da sie gemeinsame Interessen und einen ähnlichen Humor hatten. Er war außerdem viel engagierter als Itzik. Der schien in Gedanken schon in Rente zu sein. Assaf hatte das Gefühl, dass Itzik nur noch seine Zeit absaß, bis er endlich seinen 67. Geburtstag feiern konnte. Er rief den beiden Männern »Boker tov« zu und versprach Yossi, gleich einmal vorbeizukommen. Direkt im Büro neben ihm saß Zipi Meier. Die Sekretärin hatte wieder einmal ganz tief in die Trickkiste ihrer Kleiderkammer gegriffen. Assaf schätzte sie auf Ende fünfzig. Sie saß in einem engen weißen Top da, die üppigen Brüste nach oben gequetscht. An den Schultern hatte der Stofffetzen Löcher, die ihr nicht mehr ganz frisches, leicht hängendes Fleisch betonten. Assaf lächelte ihr freundlich zu, nett war sie und lustig. Dann öffnete er seine Bürotür, ein eigenes Büro, und fuhr den zugegebenermaßen uralten Computer hoch. Er checkte schnell News und E-Mails. Hanna hatte geschrieben. Sie schickte ihm den Link zu einem Restaurant, das vor kurzem in Berlin eröffnet hatte. Dazu hatte sie sechs Wörter in die E-Mail getippt: »Du und ich? In Berlin? Bald?« Assaf würde ja gerne zu ihr fahren, aber hier konnte er erst einmal keinen Urlaub nehmen. In diesem Moment erschien der Name Wieler auf seiner Telefonanlage: Er wurde zum Chef beordert.
    Chaim Wieler hockte keuchend unter dem Schreibtisch, als Assaf sein Büro betrat.
    »Guten
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