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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste
Autoren: Anthony Mark
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den geringsten Zweifel, dass Lirith bei den Mournisch glücklich war, aber er wusste, dass sie ihre Freunde vermisste. Die Mournisch waren in den letzten drei Jahren nur einmal nach Calavere gereist – wo Aryn und Teravian als König und Königin über Calavan und Toloria herrschten –, und sie waren nie nach Burg Todesfaust zurückgekehrt, wo Königin Grace lebte. Aber die drei Hexen konnten gelegentlich mit Hilfe ihrer Magie miteinander sprechen, und das war ein Trost.
    Sareth kam eine Idee. »Warum reisen du und Taneth nicht nach Calavere, Beshala? Das wäre keine lange Reise, und die Straßen sind sicher. Aryn erwartet doch auch ein Kind, oder? Ich bin sicher, sie würde sich freuen, unseren Kleinen zu sehen. Und wenn ich im Süden mit meiner Arbeit fertig bin, sage ich Bescheid.«
    »Ich glaube, du willst mich ablenken«, sagte Lirith und warf ihm einen strengen Blick zu. Aber sie konnte ihn nicht aufrechterhalten, und sie lachte, als sie Taneth enger an sich zog. »Ich muss gestehen, ich sehne mich danach, Aryn wiederzusehen, nicht nur ihre Stimme durch die Weltenkraft zu hören. Und wenn ich hier bliebe, dann würde ich mir vermutlich nur Sorgen um dich machen.«
    »Dann ist es beschlossen«, sagte Sareth. »Du wirst sofort nach Calavere aufbrechen. Ich werde Damari bitten, dich zu begleiten.« Er kratzte sich am Kinn. »Vielleicht sollte ich doch lieber Jahiel bitten. Er sieht nicht so gut aus.«
    »Damari ist schon in Ordnung«, sagte Lirith. Dann versiegte ihre Belustigung, und sie lehnte den Kopf gegen seine nackte Brust, Taneth zwischen ihnen. Er legte die Arme um sie beide.
    »Versprich mir, dass du dir keine Sorgen machst, Beshala.«
    »Ich werde warten«, war alles, was sie darauf erwiderte, und sie verharrten so, während die Morgendämmerung den Himmel golden färbte.

3
    Sareth brach noch an diesem Tag auf und nahm nur einen Begleiter mit – einen breitschultrigen jungen Mann namens Fahir. Man hatte eine Nachricht nach Golgoru geschickt in die Leichentuchberge, aber dort gab es nur noch wenige T'gol. Es war auch eher unwahrscheinlich, dass einer von ihnen Al-Amún früher erreichen würde als Sareth; von seinem jetzigen Standort war es nur ein halber Tagesritt zur Hafenstadt Kalos an der südlichsten Spitze von Falengarth, der Stelle, an der das Sommermeer am schmalsten war. Sareth hoffte, bei Einbruch der Dunkelheit in der Stadt zu sein und am nächsten Tag eine Schiffspassage buchen zu können.
    Bevor er aufbrach, rief ihn seine Al-Mama in ihren wie einen Drachen geformten Wagen und ließ ihn eine Karte aus ihrem T'hot- Spielziehen. Seine Fingerspitzen kribbelten, als sie über eine der abgenutzten Karten strichen, und die zog er. Als er sie umdrehte, entschlüpfte ihren Lippen ein Zischen.
    »Das Nichts«, krächzte sie.
    Auf der Karte war kein Bild. Nur eine schwarze Fläche.
    »Was bedeutet das? Habe ich nun kein Schicksal mehr?«
    »Nur ein Toter hat kein Schicksal mehr.«
    Er schluckte den Kloß in seinem Hals herunter. »Was ist mit den A'narai, den Schicksalslosen, die vor langer Zeit dem Gottkönig Orú dienten?«
    Sie riss ihm die Karte aus der Hand. »Wie ich schon sagte, nur ein Toter hat kein Schicksal mehr.«
    Seine Al-Mama sagte nichts mehr, aber als Sareth den Wagen verließ, warf er einen Blick über die Schulter. Die alte Frau hockte zusammengekrümmt unter ihrer Wolldecke und murmelte vor sich hin, während sie die Karte immer wieder umdrehte. Was auch immer sie vorhergesagt hatte, es beunruhigte sie. Aber er verdrängte es aus seinen Gedanken. Vielleicht hatten die Toten ja kein Schicksal mehr, aber er lebte, und es war sein Schicksal, so schnell wie möglich zu Lirith und Taneth zurückzukehren.
    Sie trafen wie geplant am Abend in Kalos ein und setzten am nächsten Morgen auf dem schnellsten Schiff, das sie hatten finden können, die Segel – es war ein kleiner Gewürzhändler. Fahir, der nie zuvor auf See gewesen war, musste sich während der zwei Tage dauernden Überfahrt ununterbrochen übergeben, und selbst Sareth fühlte sich nicht so gut, denn das Sommermeer war rau und warf das kleine Schiff auf den Wellen hin und her. Der Kapitän meinte, er hätte zu dieser Jahreszeit noch nie so ungünstige Winde erlebt.
    Glücklicherweise war die Reise bald vorbei, und sie gingen an der Nordküste des Kontinents Moringarth in der Hafenstadt Qaradas von Bord, im Land der Stadtstaaten, das als Al-Amún bekannt war. Sareth war in seiner Jugend mehrere Male in Al-Amún gewesen;
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