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Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste

Titel: Die letzte Rune 11 - Das Blut der Wüste
Autoren: Anthony Mark
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ein Schlammflecken, von Menschen und Ziegen in Matsch verwandelt. Öliges Wasser sickerte an die Oberfläche und sammelte sich in Hufabdrücken. Der Derwisch kniete nieder, sein Hals schmerzte.
    »Ihr seid hier nicht willkommen«, sagte eine heisere Stimme.
    Der Derwisch schaute auf. Das Wasser, das er geschöpft hatte, tröpfelte zwischen seinen Fingern hindurch. Ein Seufzen entfuhr seinen blasenübersäten Lippen, mühsam stand er wieder auf.
    Am anderen Ende der Schlammfläche stand ein Mann. Ein gelber Bart reichte bis hinunter auf die Brust, er trug das weiße Gewand des Dorfältesten. Hinter ihm standen zwei jüngere Männer. Schlechte Ernährung hatte sie ausgezehrt, aber in ihren Augen lag ein harter Blick, und sie hielten Krummsäbel. Neben dem Mann stand eine Frau im roten Serafieiner Seherin. In ihrer Jugend war sie sehr schön gewesen, aber die trockene Luft hatte ihre Wangen wie die Erde der Oase ausgetrocknet und rissig werden lassen. Sie schaute aus milchig trüben Augen.
    »Die Karten haben die Wahrheit gesagt, Sai'el Yarish«, sagte die Frau mit zischender Stimme. »Das Böse kommt auf dunklen Schwingen nach Hadassa geflogen.«
    »Ich kann nicht fliegen«, sagte der Derwisch.
    »Dann müsst Ihr von hier fortgehen«, sagte der Alte. »Und Ihr dürft nicht zurückkommen.«
    »Ich suche nur Wasser.«
    Einer der jungen Männer drohte mit dem Säbel. »Wir haben kein Wasser übrig für Leute wie dich.«
    »So ist es«, sagte der Alte. »Das Land hat eine Veränderung erlebt. Alles das, was gut war, schwindet dahin. Eine Quelle der Wüste nach der anderen ist versiegt. Jetzt versiegt unsere auch. Ihr werdet hier nicht finden, was Ihr sucht.«
    Der Derwisch lachte, und es klang so seltsam, dass die anderen einen Schritt zurücktraten. »Ihr irrt Euch. Hier gibt es noch immer Wasser.« Er zog eine gebogene Klinge aus den Tiefen seines Serafi. Sie funkelte in der Sonne.
    »Lasst ihn kein Blut vergießen!«, schrie die blinde Frau.
    Die jungen Männer warfen sich nach vorn, aber der Schlamm machte sie langsam. Der Derwisch streckte den linken Arm aus. Der Dolch blitzte auf, so schnell wie eine Schlange. Rotes Blut quoll aus einem Schnitt direkt über dem Handgelenk.
    »Trinkt«, flüsterte er, schloss die Augen und sandte den Ruf aus. »Trinkt und folgt meinem Befehl.«
    Er fühlte sie einen Augenblick später kommen; Entfernungen hatten keine Bedeutung für sie. Sie summten wie ein Schwarm Hornissen durch das Dorf, begleitet von einem Laut, der gerade außerhalb jeden normalen Hörvermögens lag. Die Männer schauten sich mit furchterfüllten Blicken um, und die Blinde schlug um sich. Der Derwisch senkte den Arm, ließ Blut aus seiner Wunde tropfen.
    Die Flüssigkeit verschwand, bevor sie auf dem Boden auftraf, so als hätte die heiße Luft sie verschluckt.
    »Wasser«, murmelte der Derwisch. »Bringt mir Wasser.«
    Noch vor einem Augenblick waren sie in ihrem Hunger wie rasend gewesen. Jetzt waren sie vom Blut gesättigt und ihr Wille leicht zu beherrschen. Er fühlte, wie sie tief in den Boden rasten. Erde, Felsen – das war wie Luft für sie. Er spürte es Sekunden später: ein Beben unter seinen Stiefeln. Ein gurgelnder Laut ertönte, dann schoss eine Wasserfontäne aus der Mitte des Schlammlochs. Sie glitzerte und versprühte Tropfen so klar und kostbar wie Diamanten.
    Der Dorfälteste starrte ungläubig, während die jungen Männer nach vorn stürzten, das Wasser mit zusammengelegten Händen auffingen und gierig tranken.
    »Es ist kühl und süß«, sagte der eine und lachte.
    »Es ist ein Trick!«, rief die Blinde. »Ihr dürft nicht trinken, oder es schlägt euch in seinen Bann.«
    Die jungen Männer ignorierten sie. Sie tranken weiter, und der Mann in dem weißen Gewand schloss sich ihnen an. Andere Menschen stahlen sich aus ihren Hütten; die Angst auf ihren von der Sonne verbrannten Gesichtern wich Staunen.
    Die Seherin stampfte mit dem Fuß auf. »Es ist eine Täuschung, ich sage es euch! Wenn ihr trinkt, wird er uns alle vergiften!«
    Die Dorfbewohner drängten sich an ihr vorbei, und sie stürzte in den Schlamm. Ihr Gewand verhedderte sich um ihre Beine, so dass sie nicht mehr hochkam. Die Dorfbewohner streckten dem sprudelnden Wasser die Hände entgegen.
    Der Derwisch verband seine Wunde mit einem Fetzen Stoff und stoppte den Blutfluss, damit die Körperlosen nicht noch mehr davon in sich aufnahmen. Man nannte diese Geister Morndari. Die Durstigen. Sie hatten keine Form, keine Substanz, aber
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