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Die letzte Nacht

Die letzte Nacht

Titel: Die letzte Nacht
Autoren: Andrea Fazioli
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Gegenteil wird am Ende, angesichts der Summe, auch für dich etwas herausspringen, zusätzlich zu …«
    »Leck mich am Arsch«, murmelte Salviati, in einem Ton, als ließe er eine Bemerkung über das Wetter fallen.
    Forster senkte den Kopf, wie zur Entschuldigung. Dann griff er nach dem Füller auf dem Schreibtisch und betrachtete ihn eingehend.
    »Jedenfalls ist es ein sehr guter Plan«, sagte er schließlich. »Elton kümmert sich um die ganze Angelegenheit, er steht in Kontakt mit der Person, die die Idee hatte. Der alte Salviati hätte nicht gezögert.«
    »Der alte Salviati hat nicht nach anderer Leute Plänen gearbeitet. Und sich schon gar nicht erpressen lassen.«
    »Den Plan kannst du selbst ausarbeiten. Wir geben dir die Informationen.«
    »Und was soll ich für euch tun?«
    »Du sollst die Junker-Bank um zehn Millionen Franken erleichtern.«
    Schweigen. Forster hob den Blick, ließ den Füller los. Salviati starrte ihn an, schloss die Augenlider.
    »Zehn Millionen Franken …«, flüsterte er. »Zehn. Millionen. Die Junker-Bank. Das ist also deine Idee. Deshalb hast du meine Tochter entführt.«
    »Hör zu, Salviati, das Ganze ist machbar. Mein Informant …«
    »Tu mir den Gefallen«, Salviati hob die Hände, »tu mir den Gefallen, und sage nichts mehr.«
    »Aber …«
    »Es reicht!«
    Schweigen. Salviati schloss die Augen. In seinem Inneren wuchs von Minute zu Minute die Gewissheit, dass es keinen Ausweg gab.

6
Den Blicken der Welt entzogen
    Er arbeitete für einen Hersteller von Sicherungssystemen für Banken und Registrierkassen. Matteo erinnerte sich gut an ihn. An seine feuchtglänzenden, klugen Augen, an seinen Tick, sich jedes Mal, wenn er sich in einer Scheibe spiegelte, zu kämmen.
    »Ich denke, wir werden uns heute mit einem neuen Gedanken vertraut machen«, sagte er immer, »und zwar mit der Bank als Erfahrungsbereich.«
    Die Bank als Erfahrungsbereich? Warum nicht? Es kommt auf den Blickwinkel an …
    Dieses Ausbildungsseminar für Sicherheitskräfte hatte sich am Ende als nützlicher erwiesen, als gedacht. Zunächst hatte Matteo erkannt, dass die Wachschutz- und Security- Branche nichts für ihn war. Darüber hinaus hatte er einige wertvolle Freundschaften geschlossen.
    Matteo Marelli hätte sich niemals träumen lassen, eine Bank auszunehmen, normalerweise gab er sich mit kleinen Betrügereien ab. Aber er hatte nichts dagegen, einen Coup im größeren Stil zu wagen. Deshalb saß er im Clayton Pub von Viganello bei einem Bier mit Jean Salviati zusammen.
    »Ich kann Ihnen nicht helfen«, sagte Salviati, »ich kenne niemanden mehr.«
    »Aber Sie müssen mir helfen«, wiederholte Matteo.
    Salviati warf ihm einen durchdringenden Blick zu.
    »Sie werden es am Ende nicht bereuen«, fuhr Matteo fort. »Wie dem auch sei …«
    »Es reicht. Sagen Sie mir, was Sie von mir wollen.«
    Matteo war voller Bewunderung. Der Alte saß da, sonnengegerbt und unbeweglich wie eine Eiche, ohne jemals der Versuchung nachzugeben, ihn zu beschimpfen oder zu ohrfeigen. Und dennoch schien er eher ein hitziges Gemüt zu haben. Aber ein guter Dieb muss so sein, oder nicht?
    »Es ist ganz einfach, Herr Salviati. Ich habe viele Freunde in dem Umfeld und kann eine Menge Informationen sammeln. Aber ich kann sie nicht nutzen, Sie dagegen schon.«
    »Ich bin Gärtner.«
    »Herr Salviati …«
    Schweigen. Salviati holte seine Pfeife hervor und fing an, sie zu stopfen.
    »Sagen Sie, was Sie vorhaben.«
    »Sie wissen, dass man in öffentlichen Lokalen nicht mehr rauchen darf.«
    »Ich rauche nicht. Ich stopfe meine Pfeife.«
    »Verstehe.«
    Besser dem Alten nicht widersprechen, dachte Matteo. Er zog sein Bierglas heran, beugte sich über die Tischkante und senkte die Stimme.
    »Wir wollen keine große Junker-Filiale in Zürich oder Lugano überfallen. Das wäre unmöglich, oder zumindest ziemlich riskant.«
    Er schwieg einen Augenblick und wartete auf eine Reaktion. Aber Salviati stopfte bloß weiter Tabak in den Pfeifenkopf. Das Clayton war ein dunkles und lautes Lokal. Sie saßen neben dem Billardtisch, vor einem zur Straße gelegenen Fenster.
    »Wenn wir eine Nebenfiliale wählen, hätte das den Vorteil … wie sagten Sie?«
    »Zehn Millionen«, murmelte Salviati. »Sie wollen einer Nebenfiliale zehn Millionen Franken abknöpfen?«
    »Genau das ist der Punkt! Ich habe herausgefunden, dass ein Transfer stattfinden soll. Die Junker-Bank hat vor Kurzem einen wichtigen Berater übernommen, einen Privatbankier, der seine eigenen
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