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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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nichts gegeben, was er nicht hatte fotografieren dürfen, und Vindarten gab dazu keine Erklärung ab. Stattdessen nahm er sich viel Zeit, Jan zu bewegen, das Gesehene bis ins kleinste Detail zu beschreiben.
    Da begriff Jan, dass Vindartens Augen etwas ganz anderes gesehen hatten, und er ahnte zum ersten Mal, dass auch die Overlords ihre Herren und Meister hatten.
     
    Nun kehrte er heim, und alles Staunen, die Furcht und die Geheimnisse lagen weit hinter ihm. Es war dasselbe Schiff, vermutete er, aber bestimmt nicht dieselbe Besatzung. Auch wenn ihr Leben noch so lange währen mochte, war kaum anzunehmen, dass die Overlords sich freiwillig all die Jahrzehnte, die eine interstellare Reise beanspruchte, von ihrer Heimat trennen würden.
    Der Relativitätseffekt der Zeitdilatation wirkte natürlich in beide Richtungen. Die Overlords würden auf der Rundreise nur vier Monate altern, aber wenn sie zurückkehrten, wären ihre Freunde achtzig Jahre älter geworden.
    Wäre es Jans Wunsch gewesen, hätte er zweifellos für den Rest seines Lebens bleiben können. Aber Vindarten hatte ihm gesagt, dass mehrere Jahre lang kein anderes Schiff zur Erde fliegen würde, und ihm geraten, diese Gelegenheit zu nutzen. Vielleicht hatten die Overlords erkannt, dass sein Geist selbst in dieser verhältnismäßig kurzen Zeit fast am Ende seiner Möglichkeiten angelangt war. Vielleicht wäre er ihnen auch lästig geworden, sodass sie ihre Zeit nicht mehr mit ihm verschwendet hätten.
    Das war jetzt bedeutungslos, denn die Erde lag vor ihm. Er hatte sie Hunderte von Malen so gesehen, aber immer durch das ferne, mechanische Auge der Fernsehkamera. Nun befand er sich endlich selbst draußen im Weltraum, während der Schlussakt seines Traums spielte und die Erde auf ihrer ewigen Bahn unter ihm kreiste.
    Die große, blaugrüne Sichel war im ersten Viertel; mehr als die Hälfte der sichtbaren Scheibe lag noch in Dunkelheit. Es gab nur wenige Wolken, ein paar Streifen zogen sich die Linie der Passatwinde entlang. Die arktische Kappe glitzerte hell, wurde aber vom blendenden Sonnenreflex im nördlichen Pazifik überstrahlt.
    Man hätte den Planeten für eine Wasserwelt halten können. Diese Hemisphäre war fast ohne Land. Der einzige sichtbare Kontinent war Australien, ein dunklerer Nebel im atmosphärischen Dunst am Rand des Globus.
    Das Schiff glitt in den großen Schattenkegel der Erde. Die leuchtende Sichel wurde kleiner, schrumpfte zu einem brennenden Feuerbogen zusammen und verschwand. Unten waren Dunkelheit und Nacht. Die Welt schlief.
    In diesem Augenblick erkannte Jan, was nicht stimmte. Dort unten war Land – aber wo waren die glänzenden Lichterketten, die glitzernden Diamanten, die die Städte der Menschen gewesen waren? Auf dieser ganzen, in Schatten gehüllten Halbkugel gab es keinen einzigen Lichtfunken, der die Nacht vertrieb. Spurlos verschwunden waren die Millionen Kilowatt, die einst sorglos zu den Sternen emporgeschleudert worden waren. So wie er die Erde jetzt sah, mochte sie vor der Ankunft des Menschen gewesen sein.
    Es war nicht die Heimkehr, auf die er gehofft hatte. Er konnte nichts tun außer beobachten, während die Furcht vor dem Unbekannten in ihm wuchs. Etwas war geschehen, etwas Unvorstellbares. Und doch senkte sich das Schiff zielsicher in einer langen Kurve herab, die es wieder über die von der Sonne beleuchtete Hemisphäre führte.
    Er sah nichts von der eigentlichen Landung, denn die Erde verschwand plötzlich vom Schirm und machte einem sinnlosen Muster von Linien und Lichtern Platz. Als wieder ein normales Bild zu sehen war, befanden sie sich auf dem Boden. In der Ferne standen große Gebäude, Maschinen bewegten sich, und eine Gruppe von Overlords beobachtete sie.
    Aus der Ferne war das dumpfe Rauschen der Luft zu hören, als das Schiff den Druck ausglich, dann das Geräusch der großen, sich öffnenden Türen. Er wartete nicht. Die schweigenden Riesen betrachteten ihn mit Nachsicht oder Gleichgültigkeit, als er aus dem Kontrollraum eilte.
    Er war zu Hause, sah endlich wieder das funkelnde Licht seiner eigenen vertrauten Sonne, atmete die Luft, die zuerst durch seine Lungen geflutet war. Die Rampe war schon heruntergelassen, aber er musste einen Augenblick warten, bis das Licht ihn nicht mehr blendete.
    Karellen stand ein Stück abseits von seinen Gefährten neben einem großen, mit Kisten beladenen Transportfahrzeug. Jan wunderte sich nicht darüber, dass er den Verwalter erkannte, und er war auch nicht
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