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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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die Overlords konnten es nicht mit Sicherheit wissen.
    Jetzt verstand er ihre Ziele, was sie mit den Menschen getan hatten und warum sie immer noch auf der Erde weilten. Ihnen gegenüber empfand er eine große Demut, und er bewunderte sie für die unerschütterliche Geduld, mit der sie hier so lange gewartet hatten.
    Er erfuhr nie alle Zusammenhänge hinsichtlich der seltsamen Symbiose zwischen dem Übergeist und seinen Dienern. Nach Rashaveraks Aussagen hatte es in der Geschichte seiner Kultur nie eine Zeit gegeben, in der der Übergeist nicht präsent gewesen war, obwohl er keinen Gebrauch von ihnen gemacht hatte, bis sie eine wissenschaftliche Zivilisation aufgebaut hatten und den Weltraum durchmessen konnten, um seine Anweisungen auszuführen.
    »Aber warum braucht er Sie?«, fragte Jan. »Mit seiner gewaltigen Macht könnte er doch sicherlich alles tun, was ihm gefällt.«
    »Nein«, sagte Rashaverak, »er hat Grenzen. Wir wissen, dass er in der Vergangenheit versucht hat, unmittelbar auf den Geist anderer Spezies einzuwirken und ihre kulturelle Entwicklung zu beeinflussen. Das ist jedes Mal misslungen, vielleicht weil die Kluft zu groß ist. Wir sind die Vermittler, die Hüter. Oder um ein anderes Ihrer Gleichnisse zu bemühen: Wir bestellen das Feld, bis die Ernte reif ist. Der Übergeist bringt die Ernte ein, und wir übernehmen eine andere Aufgabe. Sie sind die fünfte Spezies, deren Aufstieg zur Vollendung wir beobachtet haben. Und jedes Mal lernen wir mehr dazu.«
    »Und es kränkt Sie nicht, dass der Übergeist Sie als Werkzeug benutzt?«
    »Diese Ordnung hat einige Vorteile. Außerdem lehnt sich niemand, der über Intelligenz verfügt, gegen das Unvermeidliche auf.«
    Diese Weisheit, dachte Jan ironisch, hatte die Menschheit nie zur Gänze akzeptiert. Es gab Dinge jenseits der Logik, die die Overlords nie verstanden hatten.
    »Es erscheint merkwürdig«, sagte Jan, »dass der Übergeist Sie ausgewählt hat, für ihn tätig zu werden, obwohl Sie kein Gespür für die latenten parapsychologischen Kräfte der Menschheit haben. Wie setzt er sich mit Ihnen in Verbindung, um Ihnen seine Wünsche mitzuteilen?«
    »Das ist eine Frage, die ich nicht beantworten darf – und ich kann Ihnen auch nicht sagen, aus welchem Grund ich Ihnen diese Tatsachen vorenthalten muss. Eines Tages werden Sie vielleicht einen Teil der Wahrheit erfahren.«
    Jan wunderte sich darüber, wusste aber, dass es sinnlos war, weitere Fragen zu stellen. Er musste das Thema wechseln und konnte nur hoffen, später Anhaltspunkte zu finden.
    »Da ist noch etwas anderes, was Sie nie erklärt haben«, fuhr er fort. »Als Sie in ferner Vergangenheit zum ersten Mal die Erde besucht haben – was ist damals schief gegangen? Warum sind Sie für uns das Symbol des Bösen und des Schreckens geworden?«
    Rashaverak lächelte. Er konnte es nicht so vollendet wie Karellen, aber es war eine gute Nachahmung. »Das hat nie jemand erraten, und Sie werden jetzt begreifen, warum wir es Ihnen nie sagen konnten. Nur ein einziges Ereignis kann einen solchen Eindruck auf die Menschheit gemacht haben. Und dieses Ereignis liegt nicht am Beginn der Geschichte, sondern an ihrem Ende.«
    »Was meinen Sie das?«, fragte Jan.
    »Als unsere Schiffe vor anderthalb Jahrhunderten an Ihrem Himmel erschienen, war es die erste Begegnung zwischen Ihnen und uns, obwohl wir Sie natürlich aus der Entfernung studiert hatten. Und doch fürchteten und erkannten Sie uns, wie wir es vorausgesehen hatten. Es war im Grunde gar keine Erinnerung. Sie kennen bereits einige Beweise dafür, dass die Zeit etwas Verwickelteres ist, als Ihre Wissenschaft sich je vorgestellt hat. Denn diese Erinnerung betraf nicht die Vergangenheit, sondern die Zukunft  – also jene letzten Jahre, als die Menschheit wusste, dass alles zu Ende ging. Wir taten, was wir konnten, aber es war kein leichtes Ende. Und weil wir damit zu tun hatten, wurden wir mit dem Tod Ihrer Spezies in Verbindung gebracht. Obwohl es zehntausend Jahre in der Zukunft lag! Es ist, als wäre ein verzerrtes Echo den geschlossenen Kreis der Zeit zurückgelaufen, von der Zukunft in die Vergangenheit. Bezeichnen Sie es nicht als Erinnerung, sondern als Vorahnung.«
    Dieser Gedanke war kaum zu fassen, und eine Weile schlug sich Jan schweigend damit herum. Dennoch hätte er darauf vorbereitet sein müssen, denn es gab genügend Beweise, dass Ursache und Wirkung ihre normale Abfolge umkehren konnten.
    Es musste so etwas wie ein kollektives
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