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Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Die letzte Generation: Roman (German Edition)

Titel: Die letzte Generation: Roman (German Edition)
Autoren: Arthur C. Clarke
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sie das Drehmoment des Mondes verändern, muss sich das irgendwo bemerkbar machen. Also wird die Rotation der Erde verlangsamt. Ich weiß nicht, was mich mehr erstaunt – wie sie es machen oder warum .«
    »Sie spielen noch immer«, sagte Rashaverak. »Welche Logik liegt in den Handlungen eines Kindes? Und in vielerlei Hinsicht ist die Entität, zu der die Menschheit geworden ist, wie ein Kind. Sie ist noch nicht bereit, sich mit dem Übergeist zu vereinigen. Aber sehr bald wird es so weit sein, und dann werden Sie die Erde für sich allein haben.«
    Er vollendete den Satz nicht, Jan tat es: »... natürlich nur, wenn die Erde dann noch existiert.«
    »Sie sind sich dieser Gefahr bewusst ... und doch wollen Sie bleiben?«
    »Ja. Ich bin jetzt seit fünf – oder sind es sechs? – Jahren wieder zu Hause. Was auch geschieht, ich werde mich nicht beklagen.«
    »Wir haben gehofft«, sagte Rashaverak zögernd, »dass Sie den Wunsch haben, hier zu bleiben. Sie könnten etwas für uns tun ...«
     
    Die Leuchtspur des Sternenschiffes wurde matter und erstarb irgendwo jenseits der Bahn des Mars. Auf diesem Weg, dachte Jan, war von all den Milliarden Menschen, die auf der Erde gelebt hatten und hier gestorben waren, nur er allein gereist. Und niemand würde ihn je wieder befahren.
    Die Welt gehörte ihm. Alles was er brauchte, alle materiellen Besitztümer, die jemand sich wünschen konnte, standen ihm zur Verfügung. Aber er hatte kein Interesse mehr daran. Er fürchtete weder die Einsamkeit des verlassenen Planeten noch die Wesenheit, die so lange hier verweilte, bis sie ihre unbekannte Erbschaft antrat. Jan erwartete nicht, dass er und seine Probleme in den unfasslichen Nachwirkungen des Aufbruchs lange überleben würden.
    Das war ihm recht. Er hatte alles getan, was er gern tun wollte, und es wäre für ihn unerträglich, ein sinnloses Leben auf dieser leeren Welt in die Länge zu ziehen. Er hätte mit den Overlords fortgehen können – aber zu welchem Zweck? Denn er wusste besser als je ein anderer, dass es die Wahrheit war, was Karellen gesagt hatte: »Die Sterne sind nicht für den Menschen.«
    Er kehrte der Nacht den Rücken zu und trat durch den riesigen Eingang des Overlord-Stützpunktes. Die Größe machte auf seinen Geist keinen Eindruck mehr. Die Lichter brannten rötlich, gespeist von Energien, die sie noch jahrhundertelang in Betrieb erhalten konnten. Zu beiden Seiten standen Maschinen, die die Overlords bei ihrem Rückzug zurückgelassen hatten und deren Geheimnisse er nie verstehen würde. Er ging daran vorbei und stieg unbeholfen die großen Stufen hinauf, bis er den Kontrollraum erreicht hatte.
    Hier weilte noch der Geist der Overlords. Ihre Maschinen waren nach wie vor aktiv und führten die Befehle ihrer mittlerweile weit entfernten Herren aus.
    Jan überlegte, was er den Informationen, die sie bereits in den Raum hinausschleuderten, hinzufügen konnte.
    Er stieg auf den großen Stuhl und machte es sich so bequem wie möglich. Das bereits eingeschaltete Mikrofon wartete auf ihn. So etwas wie eine Fernsehkamera musste ihn beobachten, aber er konnte sie nicht ausfindig machen.
    Hinter dem Pult mit dem bedeutungslosen Instrumenten blickten die breiten Fenster in die sternenhelle Nacht hinaus, über ein Tal, das unter einem dreiviertelvollen Mond schlummerte, und bis zur fernen Kette der Berge. Ein Fluss wand sich durch das Tal, hier und dort aufglitzernd, wo das Mondlicht auf eine Stelle wirbelnden Wassers traf. Es wirkte alles so friedlich. So mochte es bei der Geburt des Menschen gewesen sein, und so war es nun wieder an seinem Ende.
    Da draußen, etliche Millionen Kilometern entfernt, wartete Karellen. Es war eine sonderbare Vorstellung, dass das Schiff der Overlords fast so schnell von der Erde fortraste, wie Jans Signal ihm nacheilen konnte. Es würde eine lange Jagd sein, aber seine Worte würden den Verwalter schließlich einholen, und damit hätte er seine Schuld abgetragen.
    Wie viel von diesen Geschehnissen, fragte sich Jan, hatte Karellen geplant, und wie viel war meisterhafte Improvisation? Hatte der Verwalter ihn vor fast einem Jahrhundert absichtlich in den Weltraum entkommen lassen, damit er zurückkehren und die Rolle spielen konnte, die er jetzt übernommen hatte? Nein, das erschien zu fantastisch. Aber Jan war jetzt davon überzeugt, dass Karellen in einen gewaltigen und komplizierten Plan verwickelt gewesen war. Selbst während er ihm diente, studierte Karellen den Übergeist mit
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