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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche
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»schau dir dieses Panorama an. Es ist einfach widersinnig, dass all das eine Meile tief unter beschissenem Meerwasser begraben werden soll. Wahrscheinlich arbeite ich deshalb so hart an Nimrod – um etwas davon zu bewahren, das Wesentliche jedenfalls. Bringt doch mehr, als auf einem zerbröselnden Floß rumzuschippern.«
    Grace starrte ihn an. Die Fahrerin hielt den Blick fest auf die Straße gerichtet, als hätte sie diesen Ausbruch nicht gehört.
    Gordo entspannte sich und lachte über sich selbst. »Tut mir leid. Klinge ich wie ein Touristenführer?«
    Sie runzelte die Stirn. »Ich weiß nicht so recht, was ein Tourist ist.«
    »Okay. Ich hab gehört, du warst mal eine Prinzessin.«
    »Meine Mutter ist in Gefangenschaft von einem Saudi-Prinzen vergewaltigt worden. Zählt das? Wenn ja, bin ich nach wie vor eine Prinzessin. Sie waren mal Astronaut.«
    Er nickte mit seinem kugelrunden Kopf. »Nach deiner Logik bin ich wohl immer noch einer. Ich bin mal in den Weltraum geflogen, zur ISS.«
    »Wohin?«
    »Zur Raumstation.« Er zeigte nach oben. »Aber danach hat mir die Flut die Karriere ruiniert. Na ja, mag sein, dass ich am Boden festsitze, aber ich habe hier eine lohnende Aufgabe gefunden. «
    »Das hat nichts mit mir zu tun. Und ich habe nicht drum gebeten. «
    »Vielleicht nicht. Aber wir haben auch nicht um dich gebeten. Also, es gibt ein Auswahlverfahren für neue Projektteilnehmer.
Wie Thandie in Cripple Creek gesagt hat, bist du nach Nimrods Kriterien eine bessere Kandidatin als dein Mann. Du hast individuelle Überlebensfähigkeiten bewiesen. Das habe ich selbst gesehen. Wie alt bist du?«
    »Sechsundzwanzig.«
    »Tja, wenn du’s schaffst, wirst du zu den Ältesten in der Crew gehören. Irgendeine Religionszugehörigkeit?«
    »In Walker City gab es Pfarrer, Rabbis, Imame …«
    »Ich meinte nicht Walker City, sondern dich.«
    »Nein. Ich bin nicht religiös.«
    »Gut. Wenn es nach den Sozialingenieuren geht, soll die Besatzung eine rein säkulare Gemeinschaft sein. Das verringere die Gefahr von Fraktionierungen und Konflikten, denken sie. Na, wir werden ja sehen. Und Thandie hatte übrigens Recht damit, dass die Leute vom Auswahlgremium momentan schwangere Frauen mögen. Mit einer schwangeren Frau an Bord kriegt man zwei Gensätze zum Preis von einem. Du wirst dich leichter verkaufen lassen.«
    »Lily Brooke hat das so geplant«, sagte Grace. Die Bitterkeit wallte erneut in ihr auf. Sie hatte sich das alles in den Stunden zusammengereimt, seit Lily sie in Gordos Obhut übergeben hatte; nun sah sie all ihre Erlebnisse in den letzten Monaten und Jahren auf der Arche Drei in einem neuen Licht. Lily hatte sie von vorn bis hinten manipuliert. »Sie hat meine Beziehung zu Hammond arrangiert, damit Nathan mir den Vorzug gibt. Ich glaube, sie hat sogar den Zeitpunkt meiner Schwangerschaft geplant, damit ihr ein weiteres Kästchen auf eurer Liste ankreuzen könnt.«
    »Und das hat sie getan, weil …«
    »Weil Lily mit meiner Mutter in Geiselhaft war. In Barcelona. Ich bin dort zur Welt gekommen, in irgendeinem Keller, während
meine Mutter an eine Heizung gekettet war. Lily fühlt sich mir deshalb verpflichtet.«
    »So richtig dankbar bist du ihr nicht.«
    »Lily steuert mich doch bloß. Wer will das schon?«
    Er winkte ab. »Das spielt jetzt alles keine Rolle mehr. Lily siehst du nie wieder. Du bist jetzt hier und musst mit dieser Situation fertigwerden, ganz gleich, wie du hierhergekommen bist. Die einzige Frage ist, welchen Weg du von hier aus einschlägst.«
    »Und wenn ich mich entscheide, nicht bei eurem Projekt mitzumachen?«
    »Dann«, sagte Gordo tonlos, »könnt ihr nicht bei uns bleiben. Weder du noch dein Kind. Wir können euch nicht durchfüttern.«

3
    Sie fuhren durch eine letzte Stadt namens Fairplay, in der ein Freilichtmuseum mit alten Holzbauten aus den Goldgräber-Camps von Flüchtlingen besiedelt worden war. Gordo sagte, das Museum sei früher viel umfangreicher gewesen, aber Brennholz sei nun mal heiß begehrt.
    Dann folgten sie auf einem gut erhaltenen Highway den Schildern zum Hoosier-Pass und gelangten schließlich nach Alma. Ein ausladender Berg namens Mount Bross ragte über dem Ort auf; an seinen Flanken erstreckte sich ein vom Holzeinschlag zernarbter Kiefernwald. Die ursprüngliche Stadt war nicht viel mehr als eine Handvoll klobiger Gebäude zu beiden Straßenseiten, die sich zwischen rostenden Tempolimit-Schildern zusammendrängten. Um die alten Häuser herum hatten sich jedoch
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