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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche
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dass du mit Holle redest. Bring in Erfahrung, wie für sie alles angefangen hat. Ich meine, du gehörst zum Projekt, seit du sechs warst – stimmt’s, Kleine?«
    Holle lächelte. »Meinem Vater zufolge, seit meine Mutter mit mir schwanger war.«
    »Auf diese Weise kannst du herausfinden, was wir hier vorhaben. « Gordo grinste. »Ja. Klär das Verbrechen auf und verdien dir deinen Platz. Zwei Fliegen mit einer Klappe. Ich habe nur selten mal eine Idee, aber wenn, ist sie meistens gut. Also, ich habe noch einiges zu tun, nicht zuletzt muss ich die Bergung von Nathan Lammocksons Samenbank aus seinem sinkenden Schiff organisieren. Aber bevor ich gehe …« Gordo wühlte in einer Jackentasche und brachte einen Schlüsselring mit einem auffälligen Anhänger zum Vorschein. »Diese Dinger gebe ich den Regierungsheinis und jedem anderen, der meiner Ansicht nach ein bisschen Erleuchtung gebrauchen könnte. Worauf wir hinarbeiten.« Er legte das kleine Artefakt in Graces Hand.
    Sie hob den Schlüsselring hoch. Der Anhänger war eine durchsichtige bläuliche Kugel von etwa einem Zentimeter Durchmesser, in die zwei mit einem Stück Draht verbundene silberne Splitter eingebettet waren. »Was ist das?«

    »Frag Holle. Wir sehen uns, Groundwater.« Er ging zu den Wagen zurück, und Grace blieb wieder einmal mit einer Fremden allein.
    »Hier entlang – Grace, richtig?« Holle führte Grace ins Gebäude.
     
    Im Innern bestand der kastenförmige Bau aus Gängen, Büros und Computerräumen, die vom Summen einer Klimaanlage erfüllt waren. Grace fühlte sich an Einrichtungen an Bord von Lammocksons Arche Drei erinnert, die Brücke, den Maschinenraum.
    Die beiden begegneten niemandem, bis sich der Gang zu einem Raum mit Gruppen von Stühlen, Mikrofonen und Bildschirmen vor einer Glaswand öffnete. Durch das Glas sah Grace einen größeren Saal, der ein Stück weit in den Boden eingelassen war, so dass sie auf Reihen von Menschen vor Konsolen hinabschaute, über deren helle Monitore Texte und Bilder liefen. Zwei riesige Bildschirme nahmen die Wand vor ihnen ein. Auf dem einem sah man eine von diversen Bahnen überzogene Weltkarte, die Kontinente blau umrissen, noch existierende hoch gelegene Gebiete leuchtend grün. Auf dem zweiten lagen konzentrische Kreise um einen hellen Punkt; jeder Kreis war mit einer Scheibe markiert. Gary hatte in seinem amateurhaften Bildungsprogramm immer einen Schwerpunkt auf die Naturwissenschaften gelegt. Grace erkannte, dass sie eine Karte des Sonnensystems vor sich sah.
    Holle beobachtete sie neugierig. Grace kam sich in dieser technologischen Höhle völlig deplatziert vor; sie trug immer noch die Kleidungsstücke, die sie an diesem Morgen auf der Arche angezogen hatte, und ihre mickrige Sammlung von Habseligkeiten war ein für alle Mal verloren.

    »Das hier ist das Nervenzentrum unseres Projekts«, sagte Holle.
    »Was ist das?«
    »Das Kontrollzentrum. Wir führen gerade eine Simulation durch …«
    »Und das hier?« Grace hielt den Schlüsselring mit der Kugel hoch.
    »Unser Raumschiff.« Holle lächelte; eine elementare Menschlichkeit schien hinter ihrer vom Konkurrenzdruck geprägten Reserviertheit auf. »Komm. Du siehst aus, als könntest du einen Kaffee brauchen. Dann reden wir darüber, wie Harry Smith getötet wurde. Und ich erzähle dir, wie wir hier angefangen haben.«

Zweiter Teil
2025 – 2041

4
    JUNI 2025
     
    In Denver goss es in Strömen, ein stetiger, nicht nachlassender Regen, der aus einem grauen Himmel fiel. Er klackerte auf die Tragflächen des Flugzeugs, das Patrick Groundwater und seine Tochter über die Stadt hereinbrachte, glänzte auf den Start- und Landebahnen sowie den skulptural geformten Dächern der Terminalgebäude, als Patrick die sechsjährige Holle durch den internationalen Flughafen trug, diskret beschattet von Alice Sylvan und ihrem Sicherheitsteam, und prasselte auf die Dächer der Wagen, die sie kilometerweit durch ausgedehnte Vorstädte voller IDP-Lager und Wohlfahrtseinrichtungen in Richtung Innenstadt trugen. Bis auf Streifenwagen, Regierungsfahrzeuge und eine Handvoll Privatwagen war der Interstate Highway unter den rostenden Hinweisschildern leer. Die Gebirgslinie im Westen war vollständig unsichtbar.
    Patrick hatte Denver vor langer Zeit einmal besucht, in seiner frühen Jugend, auf dem Weg zu einem Skiurlaub in Aspen. Das war vor der Jahrtausendwende gewesen, vielleicht fünfzehn Jahre vor Beginn der Flut. Er erinnerte sich noch an die Atemnot, die er
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