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Die Letzte Arche

Die Letzte Arche

Titel: Die Letzte Arche
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verspürt hatte, und heute kam ihm die Luft genauso dünn vor. Damals hatte es überhaupt nicht geregnet, bis auf ein, zwei heftige Gewitter, die irgendwie amüsant gewesen waren, ganz anders als dieser gleichmäßige, unablässige Regen. Doch seit jener Zeit war das Meer um zweihundert Meter gestiegen, die Luft war voller Wärme und Feuchtigkeit, und selbst in der
»Mile High City«, wie Denver auch genannt wurde, gab es kein Entrinnen mehr vor dem Regen. Nun, Thandie Jones würde Patrick und den anderen LaRei-Krösussen, die sich hier versammelt hatten, morgen alles darüber erzählen.
    All ihre Worte würden keinen einzigen Regentropfen vom Kopf seiner Tochter ablenken. Aber er hoffte, in Denver Leute zu treffen, die in dieser Sache etwas zu unternehmen gedachten.
     
    Beim Hotel wurden sie von lächelnden Portiers in Galoschen empfangen, die Regenschirme schwangen.
    Auf den ersten Blick wirkte das Brown Palace beruhigend auf Patrick. Es stand auf einem eigenartigen dreieckigen Grundstück, wo zwei Straßennetze kollidierten, und erinnerte ihn seltsamerweise an einen Ozeandampfer aus rotem Granit und Sandstein. Im Innern befand sich ein acht Stockwerke hohes Atrium. Während Alice die Anmeldeformalitäten erledigte, lief Holle auf dem polierten Boden umher, zeigte auf die goldenen Onyxsäulen, hob ihr kleines Gesicht und schaute mit großen Augen zu den filigranen Geländern und der Buntglasdecke hoch über ihr hinauf, von der ein riesiges Sternenbanner herabhing. In einer allmählich zusammenbrechenden Welt war Verlass darauf, dass ein kirchenartiger Bau aus viktorianischer Zeit wie das Brown unerschütterlich stand, solide und komfortabel, während neuere Gebäude aus Glas und Stahlbeton zerbröckelten. Außerdem lag es nur ein paar Hundert Meter von Denvers Verwaltungszentrum entfernt, wo er morgen früh mit Nathan Lammockson und den anderen LaRei-Leuten verabredet war.
    Die Suite, die Patrick bekam, bot alles Erforderliche, um Holle bei Laune zu halten, darunter eine kinderfreundliche Minibar, einen Beutel mit Büchern und Spielzeug sowie Bildschirme mit einer Vielzahl von Unterhaltungsangeboten. Aushänge mahnten
zum sparsamen Umgang mit Wasser. Das Wetter in Denver war stets vom Regen in den Rockies bestimmt gewesen, doch obwohl das Klima jetzt viel feuchter war, gefährdeten die Störung der Niederschlagsmuster und das Bevölkerungswachstum die Trinkwasserversorgung.
    Ein Bildschirm war fest auf einen Nachrichtenkanal geschaltet, der von der Rocky Mountain News betrieben wurde, einer eingegangenen und als Fernsehsender wiederbelebten alten Zeitung. Über einem durchlaufenden Textstreifen mit mehr oder weniger trostlosen Schlagzeilen zeigte der Kanal Bilder der jüngsten Katastrophe; in diesem Fall war es so etwas wie ein begrenzter Bürgerkrieg, der in der Umgebung von Alice Springs in Australien ausgebrochen war, wo die Einwohner sich gegen Versuche der Staatsregierung wehrten, Flüchtlinge aus Victoria, New South Wales und South Australia, die wegen der Überschwemmungen evakuiert werden mussten, dorthin umzusiedeln.
    Holle spielte vor dem Fernseher; sie untersuchte die Spielsachen. Gegen das Bombardement der Schrecknisse in den Nachrichten schien sie immun zu sein, so wie Patrick in seiner Kindheit im längst vergangenen zwanzigsten Jahrhundert die diversen Katastrophen in aller Welt unwirklich erschienen waren. Holles Leben würde wahrscheinlich von schlechten Nachrichten geprägt werden; am besten, man versuchte also gar nicht erst, etwas vor ihr zu verbergen. Er stellte sich gern vor, dass Linda diese intuitive Entscheidung unterstützt hätte, aber er würde es nie erfahren.
    An diesem Abend ging er mit Holle in einem der schicken Restaurants des Hotels essen. Die Kellner servierten ihr elegant und mit großem Trara die Kinderversion einer Paella. Es war ein Sonderwunsch von Patrick, eine Art Trostspeise, ein Gericht,
das ihre Mutter ihr immer zubereitet hatte. Hinterher, nach ihrer Rückkehr in die Suite, spielte er Karten mit ihr, ließ sie im Fernsehen ein paar Folgen von Friends anschauen und las ihr vor, bis sie einschlief.
    Dann klappte er den Laptop auf und checkte seine E-Mails.
    Die großen Bauprojekte auf den Great Plains kamen gut voran, obwohl unzufriedene Flüchtlinge, die dort angesiedelt wurden, sie verbittert als »Friedmanburgs« bezeichneten. Er leitete das mit der Bitte um Rat an seine PR-Abteilung weiter.
    Patrick war überdies an der mit Hochdruck betriebenen Tagebauförderung
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