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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen
Autoren: Jack Higgins
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Stipendium an der Royal Academy of Dramatic Arts bekam. Er ist sogar im Nationaltheater aufgetreten, als er neunzehn oder zwanzig war. Ich habe noch nie jemanden gesehen, der seine Persönlichkeit und seine Erscheinung allein durch seine Körpersprache verändern kann. Schminken spielt dabei keine Rolle, auch wenn es eine zusätzliche Hilfe für ihn sein kann. Er ist eine Legende, über die die Geheimdienste der meisten Nationen Stillschweigen bewahren, denn sie können ihm kein Gesicht zuordnen und wissen daher nicht, wonach sie suchen sollen.«
    »Was ist mit den Briten? Sie müßten doch mittlerweile Ex­ perten im Umgang mit der IRA sein«, fragte Aroun.
    »Nein, nicht einmal die Engländer. Wie ich schon sagte, er wurde nie verhaftet, kein einziges Mal, und im Gegensatz zu seinen Freunden von der IRA hat er sich niemals nach Publici­ ty gedrängt. Ich bezweifle, daß es irgendwo ein Foto von ihm gibt, außer vielleicht irgendeinen Schnappschuß als Junge.«
    »Und aus der Zeit, als er noch Schauspieler war, existiert auch keines?«
    »Möglich, aber das liegt zwanzig Jahre zurück, Michael.«
    »Und Sie meinen, er übernimmt den Auftrag, wenn ich ihm genug Geld anbiete?«
    »Nein, Geld allein genügt diesem Mann nicht. Es muß immer auch der Job sein, der Dillon lockt. Wie soll ich es ausdrücken? Wie interessant er ist. Für diesen Mann ist die Schauspielerei alles. Was wir ihm anbieten, ist eine neue Rolle. Es ist zwar eher Straßentheater, aber immer noch genug Theater für einen Schauspieler wie ihn.« Er lächelte versonnen, während der Mercedes sich in den Kreisverkehr um den Are de Triomphe einfädelte. »Mal sehen, was geschieht. Warten wir ab, bis wir von Rashid hören.«

    In diesem Moment befand Hauptmann Rashid sich am Anfang eines kleinen Piers, der in die Seine ragte. Der Regen fiel immer noch dicht und war reichlich mit Hagel gemischt. Die Scheinwerfer, die Notre Dame anstrahlten, waren eingeschaltet und erzeugten einen Eindruck, als würde man das Bauwerk durch einen grobmaschigen Vorhang betrachten. Er beobachte­ te, wie Dillon über den schmalen Pier zu dem Gebäude auf Pfählen an seinem Ende ging, und folgte ihm so unauffällig wie möglich.
    Die Konstruktion war schon sehr alt und aus Holz errichtet worden. Kähne und andere Boote verschiedener Bauart waren ringsum festgemacht. Auf dem Schild über der Tür befand sich die Inschrift Le Chat Noir, die Schwarze Katze. Er lugte vorsichtig durch das Fenster. Es gab eine Bar und mehrere Tische wie in dem anderen Café. Der einzige Unterschied war der, daß hier Leute speisten. An der Wand auf einem Hocker saß sogar ein Mann und spielte Akkordeon. Alles sehr parise­ risch. Allerdings konnte er Dillon nirgends entdecken. Wo war er bloß abgeblieben?
    Rashid zog sich zurück, ging zum Anfang des Piers, blieb am Geländer im Schutz einer kleinen Terrasse stehen und wählte auf seinem tragbaren Telefon die Nummer von Arouns Haus in der Avenue Victor Hugo.
    Ein leises Klicken ertönte, als die Walther gespannt wurde, und Dillon stieß ihm die Mündung schmerzhaft ins rechte Ohr. »Na schön, mein Sohn, ein paar Antworten«, verlangte er.
    »Wer sind Sie?«
    »Mein Name ist Rashid«, erwiderte der junge Mann. »Ali Rashid.«
    »Woher kommen Sie? Von der PLO?«
    »Nein, Mr. Dillon. Ich bin Hauptmann in der irakischen Ar­
    mee und abkommandiert, um für Mr. Arouns Schutz zu sor­ gen.«
    »Und Makeev und der KGB?«
    »Sagen wir einfach, sie stehen auf unserer Seite.«
    »So wie die Dinge im Golf stehen, brauchen Sie wirklich jemanden auf Ihrer Seite, mein Sohn.« Eine leise Stimme erklang aus dem tragbaren Telefon. »Na los, antworten Sie.«
    Makeev fragte: »Rashid, wo ist er?«
    »Neben mir, vor einem Café auf dem Fluß unweit von Notre Dame«, antwortete Rashid. »Der Lauf seiner Walther steckt in meinem Ohr.«
    »Geben Sie ihn mir«, befahl Makeev.
    Rashid reichte den Telefonhörer an Dillon weiter, und dieser sagte: »Lassen Sie mal hören, alter Knabe.«
    »Eine Million, Sean. Englische Pfund, wenn Ihnen diese Währung lieber ist.«
    »Und was soll ich für das viele Geld tun?«
    »Den Job Ihres Lebens erledigen. Lassen Sie sich von Rashid herbringen, und wir besprechen alles.«
    »Ich glaube, das gefällt mir nicht«, sagte Dillon. »Viel lieber wäre mir, wenn Sie Ihren Arsch erheben und selbst herkom­ men, um uns abzuholen.«
    »Natürlich«, sagte Makeev. »Wo sind Sie?«
    »Auf der anderen Flußseite gegenüber Notre Dame. Vor einem
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