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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen
Autoren: Jack Higgins
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verhelfen.« Dillon wies mit einem Kopfnicken zur Tür. »Es wäre vielleicht ganz günstig, wenn ihr schließen würdet.«
    Gaston stellte sein Akkordeon auf die Bar, verriegelte dann die Tür und zog die Jalousie herunter. Er kam zurück und setzte sich auf seinen Hocker. »Also, mein Freund?«
    »Das könnte für euch ein großer Zahltag werden.« Dillon öffnete den Aktenkoffer, holte die Straßenkarte hervor und gewährte ihnen einen Blick auf die Stapel von Hundert-DollarScheinen. »Zwanzigtausend Amerikanische. Zehn sofort und zehn nach erfolgreichem Abschluß.«
    »Donnerschlag!« sagte Gaston gebannt, aber Pierre machte ein grimmiges Gesicht.
    »Und was wird für soviel Geld erwartet?«
    Dillon war immer der Meinung, daß es sich auszahlte, wenn man so nahe wie möglich bei der Wahrheit blieb, und er breitete die Landkarte auf der Bar aus.
    »Ich wurde von der Union Corse engagiert«, sagte er und nannte die gefürchtetste kriminelle Vereinigung in Frankreich, »um ein kleines Problem zu lösen. Es geht um das, was man allgemein Geschäftskonkurrenz nennt.«
    »Aha, ich verstehe«, sagte Pierre. »Und Sie sollen das Pro­ blem ausräumen?«
    »Genau. Die Männer, die es betrifft, werden morgen um kurz nach zwei auf dieser Straße nach Valenton fahren. Ich habe die Absicht, sie am Bahnübergang auszuschalten.«
    »Und wie soll das geschehen?« fragte Gaston.
    »Durch einen simplen Hinterhalt. Ihr beiden seid doch noch immer im Transportgeschäft tätig, nicht wahr? Gestohlene Wagen, Lastwagen?«
    »Das wissen Sie doch selbst. Sie haben oft genug bei uns gekauft«, meinte Pierre.
    »Zwei Lieferwagen, das ist doch nicht zuviel verlangt, oder?«
    »Und was dann?«
    »Wir fahren heute noch hin.« Er sah auf seine Uhr. »Um elf Uhr von hier aus. Es dauert nur eine Stunde.«
    Pierre schüttelte den Kopf. »Hören Sie, diese Sache kann in die Hosen gehen. Ich bin zu alt für Schießereien.«
    »Na, wunderbar«, sagte Dillon. »Wie viele hast du umge­ bracht, als du noch bei der OAS warst?«
    »Damals war ich viel jünger.«
    »Na ja, mit dem Alter haben wir alle irgendwann mal zu kämpfen, denke ich. Es wird keine Schießerei für euch geben. Ihr beide seid nur am Rande beteiligt und aus der Sache wieder raus, bevor ihr wißt, was geschieht. Ein Spaziergang.« Er nahm mehrere Stapel Hundertdollarscheine aus dem Aktenkoffer und legte sie auf die Theke. »Zehntausend. Kommen wir ins Ge­ schäft?«
    Und wie üblich siegte am Ende die Habgier, als Pierre schließlich mit den Händen über das Geld strich. »Ja, mein Freund, ich denke schon.«
    »Gut. Ich komme dann um elf wieder her.« Dillon klappte seinen Aktenkoffer zu, Gaston schloß für ihn die Tür auf, und der Ire verließ das Bistro.
    Gaston schloß die Tür und drehte sich um. »Was meinst du dazu?«
    Pierre schenkte zwei Kognaks ein. »Ich meine, daß unser Freund Rocard ein großer Lügner ist.«
    »Aber auch ein gefährlicher Mann«, sagte Gaston. »Was machen wir also?«
    »Wir warten ab.« Pierre hob sein Glas. »Prost.«

    Dillon legte den gesamten Weg zum Lagerhaus in der Rue de Helier zu Fuß zurück, bog dabei von einer Straße in die andere ab, verschmolz gelegentlich mit der Dunkelheit, um dafür zu sorgen, daß er nicht verfolgt wurde. Er hatte schon vor langer Zeit gelernt, daß das große Problem aller revolutionären politischen Gruppen darin bestand, daß sie belastet waren mit unterschiedlichen Fraktionen und Angebern, eine sattsam bekannte Tatsache, soweit es die IRA betraf. Deshalb hatte er zu Aroun gemeint, er ziehe es nach Möglichkeit vor, Berufs­ verbrecher zu engagieren, wenn er Hilfe brauchte. Auf ehrliche Ganoven, die Dinge gegen Bezahlung erledigten, war am ehesten Verlaß. Unglücklicherweise traf das nicht immer zu, und irgend etwas in Pierres Benehmen war ihm seltsam vorge­ kommen.
    In dem großen Doppeltor des Lagerhauses befand sich eine kleine Tür. Er schloß sie auf und ging hinein. Zwei Autos standen dort, eine Renault-Limousine und ein Ford Escort sowie ein BMW-Polizeimotorrad, das mit einer Plane zuge­ deckt war. Er vergewisserte sich, daß es in Ordnung und einsatzbereit war, dann stieg er die Holztreppe zu der Wohnung in der Halle darüber hinauf. Es war nicht seine einzige Woh­ nung. Er besaß auch einen Kahn auf dem Fluß, aber bei be­ stimmten Gelegenheiten erwies sie sich als sehr nützlich.
    Auf dem Tisch in dem kleinen Wohnzimmer stand eine lei­
    nene Reisetasche mit einem Zettel daran, auf dem die lapidare
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