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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen
Autoren: Jack Higgins
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Gib mir mal einen Kognak.«
    »Da, trink.« Pierre schüttete ihm etwas in ein Glas. »Und dann solltest du dir mal diese Meldung im Paris Soir durchle­ sen.«
    Gaston las und verschluckte sich plötzlich an seinem Ko­ gnak. »Verdammt, sie wohnt in Soisy.«
    »Und fliegt von dem alten Militärflugplatz in Valenton. Sie fährt um zwei von Soisy los. Wie lange braucht sie bis zum Bahnübergang? Zehn Minuten?«
    »O nein«, stieß Gaston hervor. »Wir sind geliefert. Das ist für uns eine Nummer zu groß, Pierre. Wenn dieser Coup gelingt, dann ist jeder Polizist Frankreichs hinter uns her.«
    »Aber es wird nicht dazu kommen. Ich wußte, daß dieses Schwein nichts Gutes bedeutet. Er war schon immer etwas seltsam. Bist du ihm gefolgt?«
    »Ja, er ist zuerst ein bißchen kreuz und quer gelaufen, dann ist er in der alten Flohbude von Francois unten am Fluß abge­ stiegen. Ich hab’ durchs Fenster gesehen, wie er sich ein Zimmer nahm.« Er erschauerte fröstelnd. »Aber was machen wir jetzt?« Er schluchzte fast. »Das ist das Ende, Pierre. Sie sperren uns ein und werfen den Schlüssel weg.«
    »Nein, das werden sie nicht«, erwiderte Pierre. »Nicht wenn wir ihn hochgehen lassen. Dann sind sie uns sogar dankbar. Wer weiß, vielleicht ist eine Belohnung drin. Wie lautet In­ spektor Savarys Privatnummer?«
    »Der liegt doch längst im Bett.«
    »Natürlich tut er das, du Idiot, treu und brav neben seiner lieben Frau, so wie es sich für jeden anständigen Bullen gehört. Wir müssen ihn nur wecken.«
    Inspektor Savary wachte mit einem Fluch auf, als das Telefon auf seinem Nachttisch klingelte. Er war allein, denn seine Frau war für eine Woche zu ihrer Mutter nach Lyon gefahren. Er hatte einen langen Abend hinter sich. Zwei bewaffnete Raub­ überfälle und eine Vergewaltigung. Er war gerade erst einge­ schlafen.
    Er nahm den Hörer ab. »Savary.«
    »Ich bin es, Inspektor, Pierre Jobert.«
    Savary warf einen Blick auf die Uhr auf dem Nachttisch. »Verdammt noch mal, Jobert, es ist gerade halb drei Uhr nachts.«
    »Ich weiß, Inspektor, aber ich habe etwas ganz Besonderes für Sie.«
    »Das hast du doch immer, und es kann sicher bis morgen warten.«
    »Das glaube ich nicht, Inspektor. Ich biete Ihnen die Chance, der berühmteste Polizist Frankreichs zu werden. Das ist der Fall Ihres Lebens.«
    »Laß dir was Besseres einfallen«, sagte Savary.
    »Margaret Thatcher. Sie übernachtet heute in Soisy und fährt heute mittag um zwei nach Valenton, nicht wahr? Ich kann Ihnen alles über den Mann erzählen, der dafür sorgen wird, daß sie niemals dort ankommt.«
    Jules Savary war noch nie so schnell hellwach gewesen. »Wo bist du, im Chat Noir ?«
    »Ja«, antwortete Jobert.
    »In einer halben Stunde.« Savary knallte den Hörer auf die Gabel, sprang aus dem Bett und zog sich an.

    Im genau gleichen Moment entschied Dillon, sich aus dem Staub zu machen. Die Tatsache, daß Gaston ihm gefolgt war, brauchte nicht unbedingt mehr zu bedeuten, als daß die Brüder sich eingehender über ihn informieren wollten. Andererseits …
    Er verließ sein Zimmer, schloß die Tür ab und schlich über die Hintertreppe leise nach unten. An ihrem Ende befand sich eine Tür, die auf den Hinterhof führte. Durch eine Gasse gelangte er wieder zur Hauptstraße. Diese überquerte er, ging an einer Reihe geparkter Lastwagen vorbei, entschied sich für einen, der etwa fünfzig Meter vom Hotel entfernt stand und von dem aus er einen guten Überblick hatte. Er holte sein Messer hervor und machte sich damit am oberen Fensterrand auf der Beifahrerseite zu schaffen. Nach einer Weile gab es soweit nach, daß er seine Finger hineinschieben und stärkeren Druck ausüben konnte. Nach einer Minute saß er im Wagen. Er verzichtete auf eine Zigarette, machte es sich bequem, schlug den Mantelkragen hoch, vergrub die Hände in den Taschen und wartete. Es war halb vier, als die vier unauffälligen Fahrzeuge vor dem Hotel hielten. Acht Männer stiegen aus, keiner in Uniform, was immerhin merkwürdig war.
    »Action Service, wenn ich mich nicht irre«, murmelte Dillon leise.
    Gaston Jobert tauchte aus dem letzten Wagen auf und unter­ hielt sich kurz mit ihnen, dann betraten alle das Hotel. Dillon ärgerte sich nicht. Er war nur zufrieden, daß er richtig getippt hatte. Er stieg aus dem Lastwagen, eilte über die Straße und in den Schutz der nächsten Gasse und machte sich auf den Weg zum Lagerhaus in der Rue de Helier.

    Der französische Geheimdienst, über Jahre
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