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Die Lerche fliegt im Morgengrauen

Titel: Die Lerche fliegt im Morgengrauen
Autoren: Jack Higgins
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Sohn, Sie und Ihre Leute sind es, die ein biß­ chen viel erwarten, und die Regeln haben sich geändert. Bei erfolgreichem Abschluß erwarte ich eine weitere Million.«
    »Jetzt hören Sie mal zu«, begann Rashid, aber Aroun brachte ihn mit einer Handbewegung zum Schweigen.
    »Schön, Mr. Dillon, und eigentlich noch billig. Was können wir sonst noch für Sie tun?«
    »Ich brauche Bargeld für kurzfristige Ausgaben. Ich nehme an, jemand wie Sie hat von diesem Zeug immer größere Men­ gen im Haus herumliegen, oder?«
    »Sehr große sogar«, meinte Aroun lächelnd. »Wieviel?«
    »Können Sie mir Dollars geben? Sagen wir zwanzigtau­
    send?«
    »Natürlich.« Aroun nickte Rashid zu, der zum anderen Ende des Raums ging, ein großformatiges Ölgemälde zur Seite schob und den dahinter zum Vorschein kommenden Wandsafe zu öffnen begann.
    Makeev meldete sich zu Wort. »Und wie kann ich Ihnen behilflich sein?«
    »Das alte Lagerhaus in der Rue de Helier, das wir schon früher benutzt haben. Besitzen Sie den Schlüssel noch?«
    »Natürlich.«
    »Fein. Ich habe die meisten Dinge, die ich brauche, dort bereitliegen. Aber für diesen Job hätte ich lieber ein leichtes Maschinengewehr. Mit Dreibein. Ein Heckler & Koch oder ein M 60. Beides wäre geeignet.« Er schaute auf seine Armband­ uhr. »Jetzt haben wir acht. Ich möchte, daß es bis zehn dort ist. Geht das?«
    »Natürlich«, meinte Makeev wieder.
    Rashid erschien mit einem schmalen Aktenkoffer. »Zwanzig­
    tausend. Aber nur in Hundert-Dollar-Scheinen, fürchte ich.«
    »Könnte ihre Herkunft zurückverfolgt werden?« fragte Dil­
    lon.
    »Unmöglich«, versicherte Aroun ihm.
    »Gut. Die Landkarten nehme ich auch mit.«
    Er ging zur Tür, öffnete sie und stieg die gewundene Treppe in die Halle hinunter. Aroun, Rashid und Makeev folgten ihm.
    »Aber ist das alles, Mr. Dillon?« fragte Aroun. »Können wir sonst nichts mehr für Sie tun? Brauchen Sie keine Hilfe?«
    »Wenn ich die brauche, dann suche ich sie mir in kriminellen Kreisen«, sagte Dillon. »Ehrliche Gauner, die gewisse Dinge für Geld tun, sind gewöhnlich zuverlässiger als politisch motivierte Wirrköpfe. Nicht immer, aber in den meisten Fällen. Keine Sorge, Sie hören schon von mir, und zwar auf die eine oder andere Art. Ich mache mich jetzt auf den Weg.«
    Rashid hielt für ihn die Tür auf. Regen und Hagel peitschten herein, und Dillon setzte seine Mütze auf. »Eine schlimme Nacht, wie geschaffen für so etwas.«
    »Eine Sache noch, Mr. Dillon«, sagte Rashid. »Was ge­ schieht, wenn etwas schiefgeht? Ich meine, Sie haben dann Ihre Million im voraus, und wir …«
    »Haben nichts? Zerbrechen Sie sich nicht den Kopf, mein Sohn. Ich liefere Ihnen ein Ersatzziel. Es gibt immer noch den neuen englischen Premierminister, diesen John Major. Ich nehme an, sein Kopf auf einem Silbertablett wäre Ihrem Boß in Baghdad genauso lieb.« Er lächelte noch einmal, dann trat er hinaus in den Regen und zog die Tür hinter sich ins Schloß.

    2

    Dillon blieb an diesem Abend zum zweiten Mal vor dem Le Chat Noir am Ende des kleinen Piers stehen. Es war fast völlig leer, ein junger Mann und eine Frau saßen händchenhaltend an einem Ecktisch. Zwischen ihnen stand eine Weinflasche. Das Akkordeon spielte leise, und der Musiker unterhielt sich gleichzeitig mit dem Mann hinter der Bar. Sie waren die Brüder Jobert, Ganoven der zweiten Garnitur in der Pariser Unterwelt. Ihre Aktivitäten waren stark eingeschränkt, seit Pierre, der Mann hinter der Bar, drei Jahre zuvor bei einem Autounfall nach einem bewaffneten Raubüberfall sein linkes Bein verloren hatte.
    Als die Tür aufging und Dillon hereinkam, hörte der andere Bruder, Gaston, auf zu spielen. »Ah, Monsieur Rocard. Nach langer Zeit mal wieder.«
    »Gaston«, sagte Dillon, schüttelte dem Mann die Hand und sah dann zum Barkeeper. »Pierre.«
    »Hören Sie, ich erinnere mich noch immer an Ihre kleine Melodie, dieses irische Lied.« Gaston spielte ein paar Töne auf dem Akkordeon.
    »Sehr gut«, sagte Dillon. »Du bist ein wahrer Künstler.«
    Hinter ihnen stand das junge Paar auf und ging hinaus. Pierre holte eine halbe Flasche Champagner aus dem Barkühlschrank. »Champagner wie immer, nehme ich an, oder, mein Freund? Nichts Besonderes, denn wir sind hier arme Leute.«
    »Ich brech’ gleich in Tränen aus«, sagte Dillon.
    »Und was können wir für Sie tun?« erkundigte sich Pierre.
    »Ach, ich wollte euch eigentlich nur zu einem kleinen Ge­
    schäft
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