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Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr
Autoren: Jason Dark
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Baresi. Ein Zirkus… eine Attraktion, wichtig für dich. Die Uhr ist dort. Sie ist eine Gefahr. Such sie, laß dich nicht abhalten. Du mußt sie packen…«
    Ich hatte noch zahlreiche Fragen, aber Gallio ließ es nicht zu. Er bewegte sich oberhalb der beiden Zeigerspitzen. Er drückte seinen Oberkörper nach unten, und im nächsten Augenblick wurde ich Zeuge eines unheimlichen Schauspiels.
    Beide Zeiger, die ich als Lanzen eingestuft hatte, glitten durch seinen Körper wie durch weiches Fett. Sie durchbohrten ihn! Ich sah das rote Blut aus zwei Wunden laufen. Es vermischte sich mit dem Weiß der Gestalt. Ein Geist, der sich als Mensch selbst auf diese schreckliche Art und Weise umgebracht hatte, starb noch einmal, und ich erlebte als Zeuge jedes Detail mit.
    Ich sah den Schmerz auf seinem Gesicht, aber auch die Erleichterung in den Augen, denn der irrsinnige Druck war endlich von ihm genommen worden.
    Er starb, er löste sich auf. Auch ich löste mich auf und spürte unter mir einen leichten Widerstand.
    Dann öffnete ich die Augen.
    Ich war wieder wach, drehte mich nach rechts, um einen Blick auf die Uhr zu werfen.
    Genau in diesem Augenblick war die erste Stunde des Tages vorbei, und damit auch mein Traum…
    ***
    Es hatte sich bei mir persönlich nichts verändert, es war wie in den drei Nächten zuvor. Kalter Schweißl klebte an meinem Körper. Innerlich fühlte ich mich aufgewühlt und trotzdem irgendwie befreit von gewissen Fragen. Einfach deshalb, weil ich Antworten bekomme. Ich wußte jetzt mehr, wahrscheinlich soviel, wie ich wissen mußte. Für mich stand fest, daß dieser Traum zu einem Fall geworden war. Die Uhr existierte noch, und ich hatte entsprechende Hinweise bekommen, wo ich anfangen mußte, nach ihr zu suchen. Tonio Baresi!
    Diesen Namen würde ich so leicht nicht vergessen, und ich brachte ihn in eine Verbindung mit einem Zirkus. Noch während ich im Bett lag, dachte ich schon einen Schritt weiter, wobei mir der Begriff Winterpause durch den Kopf ging.
    Nicht alle Unternehmen legten eine Winterpause ein. Einige von ihnen setzten ihre Programme in den Hallen fort. Es konnte möglich sein, daß auch der Zirkus Baresi zu ihnen gehörte, aber unbedingt unterschreiben würde ich das nicht.
    Er mußte ausfindig zu machen sein, denn hinter mir stand Scotland Yard, eine gewaltige Organisation und ein perfekt funktionierendes Räderwerk, das, wenn es einmal lief, so leicht nicht mehr zu stoppen war.
    Mit diesem guten Gedanken im Hinterkopfstand ich auf, strich durch meine Haare, ging ins Bad und ließ zunächst einmal Wasser über mein erhitztes Gesicht laufen.
    Nach dem Abtrocknen betrat ich den Wohnraum und nahm in der Nähe des Telefons Platz. Es war mittlerweile fast halb zwei geworden, zum Glück wurde beim Yard Tag und Nacht gearbeitet.
    Die Stimme, die ich hörte, klang müde. »Ja, hier Greyson.«
    »Sinclair…«
    »Nein, bitte nicht! Nicht schon wieder und nicht in der Nacht, John. Was habe ich nur getan?«
    Er lamentierte weiter. Das kannte ich, denn die Kollegen wußten, daß meine Anrufe Ärger und Arbeit mit sich brachten.
    »Es ist ganz einfach«, sagte ich.
    »Den Satz kenne ich.«
    »Wirklich. Ich möchte nur wissen, Luke, wo sich ein Zirkus Baresi momentan aufhält und möglicherweise sein Winterquartier aufgeschlagen hat.«
    »Mehr nicht?«
    »Nein.«
    Luke Greyson stöhnte auf. »Können Sie mir nicht wenigstens einen kleinen Tip geben?«
    »Versuchen Sie es erst einmal hier in England.«
    »Der Name hört sich aber italienisch an.«
    »Das klingt auch besser.«
    »Muß also nichts zu bedeuten haben.«
    »So ist es.«
    Greyson stöhnte noch einmal auf und versprach, das Unmögliche möglich zu machen.
    »Deshalb habe ich mich auch an euch gewandt.«
    »Keine falschen Komplimente, John.« Luke Greyson legte auf, und ich merkte, daß ich hellwach war. Trotz des Traumes hatte mich der kurze Schlaf erfrischt, und ich dachte daran, daß ich noch eine Person aus dem Schlaf reißen konnte, die nebenan im Bett lag.
    Ich wählte Sukos Nummer.
    Bei ihm hatte ich Pech. Er meldete sich sofort, was darauf schließen ließ, daß er nicht geschlafen hatte. »Ich wußte, daß du anrufen würdest«, sagte er.
    »Bist du Hellseher?«
    »Nein, aber ich kann im Gegensatz zu dir manchmal denken. Halt einen Platz frei, ich bin sofort bei dir.«
    Da Suko einen Schlüssel auch zu meiner Wohnung besaß – umgekehrt war es ebenso – , brauchte ich ihm nicht erst zu öffnen. Er kam in mein Zimmer und sah für
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