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Die Leichenuhr

Die Leichenuhr

Titel: Die Leichenuhr
Autoren: Jason Dark
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Worte gesprochen wurden.
    »John Sinclair… diesmal freue ich mich besonders. Diesmal bist du gekommen, um zu hören, was zu tun ist…«
    Das war neu für mich.
    Wieder bekam mein Rücken Besuch. Ich fing an zu frieren, was auch an der inneren Erwartung lag, die mich überfiel. Ich war darauf gefaßt, weitere Erklärungen zu hören, die allerdings ließen auf sich warten.
    Dafür geschah etwas anderes. Gleichzeitig erlebte ich die mir nicht bekannte Fortsetzung des Traums, denn in dem Kerzenschein, zwischen und über den Flammen, bewegte sich etwas.
    Dort materialisierte sich eine Gestalt.
    Es war der Sprecher.
    Und es war ein Gespenst!
    ***
    Ich träumte weiter, aber ich nahm diesen Traum so realistisch auf, als wäre er Wirklichkeit.
    Es war nicht zu erkennen, ob sich die Gestalt aus den Flammen gebildet hatte, fast schien es so zu sein, jedenfalls stand sie vor mir, und ich sah sie als ein feinstoffliches Wesen an.
    Ein Gespenst, ein Geist, eine verformte Seele, die trotz allem normal reden konnte, wie ich ja schon erlebt hatte. Auch jetzt rechnete ich damit, von dem Namenlosen angesprochen zu werden und wartete förmlich darauf. Meine Furcht war verschwunden. Statt dessen hatte sie einer gewissen Erwartungshaltung Platz geschaffen, doch ich wurde noch mehr auf die Folter gespannt, weil die Erscheinung mit sich nicht zurechtkam.
    Sie war ein graues und ein weißes Etwas. Im Traum suchte ich nach einem Vergleich. Sie kam mir vor wie ein Mann, der von Kopf bis Fuß mit Mehl bestäubt worden war und dabei etwas von der Dichte seines Körpers verloren hatte.
    Mir persönlich präsentierte er sich als eine Mischung aus Geist und Mensch, was ich einfach hinnahm. Neben der Uhr blieb die Gestalt stehen. Im Licht der Flammen konnte ich sogar die Einzelheiten in seinem Gesicht erkennen, und entdeckte, daß er ein alter Mann sein mußte, dessen Haut schon ziemlich zerfurcht war.
    Er stand gebückt vor mir, hatte die Arme leicht gehoben und wies mit den Händen auf die Uhr. »Mein Werk!« hörte ich die geisterhafte Stimme. »Sie ist einzig und allein mein Werk, denn ich bin Gallio, auch Chronos genannt, der beste Uhrmacher des Landes. Man hat mich auch den Herrscher der Zeiten genannt. Ich habe diese Uhr hergestellt. Sie ist mein Lebenswerk geworden, auf das ich stolz war. Meine Meinung änderte ich später, denn ich sah ein, einen Fehler gemacht zu haben. Ich wollte nicht nur zuviel, ich wollte alles. Ich wollte die Zeit begreifen, den Anfang und das Ende, den Himmel und die Hölle, ich wollte gott- oder göttergleich sein, mit den Zeiten spielen, um Menschen damit unter meine Kontrolle zu bringen. Aber die Bäume der Menschen wachsen nicht in den Himmel. Es war bereits zu spät, als ich das begriff. Da hatte mich die Zeit bereits manipuliert. Ich hatte mir den falschen Freund ausgesucht. Luzifer ist kein Helfer der Menschen, er ist ein Tier, der die Geschöpfe nur mißbraucht und benutzt. Er gab mir die Chance, die Zeit zu verändern. An einer Stunde des Tages, zwischen Mitternacht und ein Uhr, konnte ich mit dieser Uhr spielen und wurde zu Chronos, dem Herrscher der Zeit. Ich stellte sie vor und zurück, die Vergangenheit und die Zukunft rückten zusammen. Sie vermischten sich miteinander, so daß es mir gelang, die Zeiten zu überbrücken. Ich bekam viel zu sehen, ich erlebte Dinge, die bisher nur ein Traum für mich gewesen waren, aber ich merkte auch, wie mich die Macht immer mehr in ihre Krallen bekam. Ich wurde verbittert, ich wurde schließlich besessen. Ich war nur noch äußerlich ein Mensch, und ich verlor meine Freunde und Kunden. Aber ich forschte weiter, bis ich merkte, daß es keinen Ausweg mehr gab. Da fing ich an, die Uhr zu hassen, denn sie allein hat mich einsam gemacht. Ihretwegen gingen die Freunde von mir fort. Ich haßte sie sehr, nur brachte ich es nicht fertig, sie zu zerstören. Etwas hielt mich davon ab. Als ich merkte, daß mich die Uhr beherrschte und ich nicht einmal meinen Willen gegen sie durchsetzen konnte, entschloß ich mich, den anderen Weg zu gehen. Wenn ich die Uhr nicht zerstören konnte, dann wollte ich mich vernichten. Das tat ich. Der Zeiger war dafür wie geschaffen…«
    Hier stoppte seine Rede, und ich stand bewegungslos auf dem Fleck und mußte das Gehörte zunächst einmal verdauen. Es war für mich etwas viel auf einmal gewesen. Ich kam damit kaum zurecht, und mein Blick wechselte zwischen der Uhr und Gallio hin und her.
    Als er den Arm hob, da wußte ich, daß er
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